«Weisheiten»: Was die Sender aus dem Jahr 2006 lernen können…
Wer nimmt sich keine guten Vorsätze für das neue Jahr? Auch die Senderchefs könnten so einiges besser machen als in den vergangenen 365 Tagen.
Wenn heute Abend die Raketen knallen und den Himmel in den schönsten Farben erleuchten, sind die 365 Tage des Jahres 2006 vorüber. 12 Monate, in denen viel passiert ist. So gab es TV-Stationen, die aus dem Feiern fast gar nicht mehr heraus kamen. Zum Beispiel VOX. Der ehemals kleine Kölner Sender macht um 19 Uhr allen anderen Fernsehstationen das Leben schwer. Mit dem «Perfekten Dinner» war man gerade im Herbst des Öfteren Marktführer. Und was können die TV-Macher daraus lernen? Gebt euren Formaten Zeit sich zu entwickeln. In den ersten beiden Testwochen, die das Format akzeptierte, sprangen die Zuschauer nur mäßig darauf an. Dennoch hielt VOX an dem Format fest.
Eine traurige Wahrheit werden die Programmmacher zudem mit in das neue Jahr nehmen. Sie heißt: „Sei vorsichtig mit deutschen Serien“. Das Jahr 2006 war auch das Jahr, welches von den US-Serien dominiert wurde. «CSI», «Navy CIS» und «Bones» - so heißen die Quotenbringer von heute. Sterben mussten dafür zahlreiche deutsche Formate, die seit vielen Jahren die Zuschauer unterhalten haben. Für «Die Sitte», «Wolffs Revier», «Die Cleveren», «SK Kölsch» und Co. wird es kein Wiedersehen im neuen Jahr geben. Somit ist es auch verständlich, wenn die Senderverantwortlichen momentan noch zögern, ihre in den Startlöchern stehenden deutschen Serien zu zeigen.
Zudem hat das Jahr 2006 gezeigt, dass es nie schlecht ist, sich auf seine eigentliche Stärke zu berufen. Das hat ProSieben-Geschäftsführer Andreas Bartl gemacht und seinen Sender so zu wahren Höhenflügen verholfen. Bis zu 13 Prozent Monats-Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen fuhr die rote Sieben ein. Und obwohl der Dezember wieder weniger gut für den Sender aussah, ist Bartl einer der großen Gewinner der vergangenen 365 Tage. Alte Besen kehren eben doch gut – und manchmal sogar besser.
Das hätte sich wohl auch Roger Schawinski in seinen Schreibtisch eingravieren lassen sollen, als er die Pläne für das neue TV-Jahr schmiedete. Ganz im Sinne von «Lotta’s» „Everything must Change“ stellte er den Programmablauf auf den Kopf und tat sich damit selbst keinen Gefallen. Während die Änderungen in der Primetime noch aus einer gewissen Not entstanden – montags und mittwochs lief es in der Tat nicht so gut – änderte er den Vorabend ohne wirklichen Grund. Dabei hätten bei den Verantwortlichen die Alarmglocken klingeln müssen, nachdem sowohl «Tessa» als auch «Lotta in Love» durchfiel. Trotzdem hielt man an der neuen Telenovela fest – und nannte sie als Grund für die Umstrukturierungen. Jetzt muss der neue Geschäftsführer sein ganzes Können beweisen und die ehemalige „Nummer 1 Telenovela“ «Verliebt in Berlin» wieder auf die Erfolgsspur bringen. Darüber hinaus nimmt er noch einige andere Baustellen aus dem Jahr 2006 mit.
Und noch etwas lernen wir aus den vergangenen 365 Tagen: Nicht alles, was bislang erfolgreich war, wird auch künftig erfolgreich sein. Im Dezember erzielte RTL den schlechtesten Zielgruppenmarktanteil seit etlichen Jahren. Mit nur 14,8 Prozent (1. Dezember bis 30. Dezember) liegt man meilenweit vom ursprünglichen Ziel (17 %) entfernt – Anke Schäferkordt dürfte langsam aber sicher in Erklärungsnot geraten. Hauptproblem der Kölner: Das überaus schwache Wochenende, welches die Quoten Woche für Woche herunterzieht. Hier heißt die Devise: Es kommt nicht nur auf eine erfolgreiche Primetime an – auch das Drumherum muss stimmen.
In diesem Sinne, nach so viel Lernlektüre für das kommende Jahr müsste eigentlich alles besser werden, oder doch nicht?!