Die Kritiker: «Verrückt nach Clara»

Story
„Für ein Stadtmädchen wie mich sind zwei Wildledersandalen, die man aus ihrem Seidenpapier befreit, wie die ersten Schmetterlinge, die man im Frühjahr sieht. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Winter und das schlechte Wetter nun vorbei sind.“ – Clara Stern

Die Journalistin Clara Stern, 29, lebt in Berlin. Sie teilt sich die Wohnung mit dem gut aussehenden Schwulen Paul. Beide arbeiten beim gleichen Gesellschaftsmagazin – Clara schreibt eine eigene Kolumne, Paul kümmert sich um die Finanzen. Den Kollegen geben sie vor, ein Paar zu sein: Clara, damit nicht jeder ahnt, dass sie Single ist. Paul weil niemand wissen soll, dass er homosexuell ist. Inzwischen haben sie schon einige Routine mit diesem „Schauspiel“, doch eigentlich sehnt sich jeder von ihnen nach dem perfekten Mann.

Als Clara wieder einen Mann kennen lernt, scheint es zwischen den beiden zu funken. Doch nach dem ersten Rendezvous holt sich Clara eine peinliche Abfuhr. Sie ist so verzweifelt, dass sie Paul ihr Herz ausschüttet. Aus den Umarmungen werden Zärtlichkeiten, die in einer gemeinsamen Nacht enden – nicht ohne Folgen. Und als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, verlieben sich auch noch beide in den neuen Nachbarn Simon.

Darsteller
Julia Maria Köhler («Schöne Männer hat man nie für sich allein») ist Clara Stern
Sascha Göpel («Das Wunder von Bern») ist Paul
Pasquale Aleardi («Wo ist Fred?») ist Simon
Cordelia Wege («Mätressen – Die geheime Macht der Frauen») ist Marie
Huub Stapel («Das beste Jahr meines Lebens») ist Bernd
Sebastian Ströbel («Mädchen, Mädchen 2») ist Fotograf Patrick
Florian Jahr («Der Untergang der Pamir») ist Nick, Bernds Sohn
Charlotte Schwab («Die Braut von der Tankstelle») ist Daniela Stern

Kritik
Die deutsche Qualitätsschmiede teamworX hat mit «Verrückt nach Clara» einen Meilenstein geschaffen, wenn man vom Drehbuch absieht. Sowohl die Technik als auch die Musik und Gestaltung ist auf höchstem Niveau - die Firma von Nico Hofmann produzierte acht Folgen, die den amerikanischen Primetime-Serien die Stirn bieten können. Dabei spielt das Szenenbild eine große Rolle, das farblich ähnlich abwechslungsreich ist wie bei dem ProSieben-Film «Die Pathologin». Schon dort wurden die Kulissen authentisch eingerichtet. Jedoch merkt man den IKEA-Stil, den man aber auf die Vorlieben der Charaktere zurückführen kann.

Wie die Faust auf das Auge passt die Rolle der Clara zu Julia Maria Köhler. Es ist schade, dass die Schauspielerin bislang nur in einem Fernsehfilm und einer Folge von «Im Namen des Gesetzes» zu sehen war. Auch Sascha Göpel und Pasquale Aleardi, die schon bei bekannten Projekten mitspielten, überzeugen und können ihre Rolle glaubhaft herüber bringen.

Allerdings hat die Serie Mängel beim Drehbuch. «Verrückt nach Clara» ist ein Format, das sich ausschließlich um das Leben der Hauptdarsteller dreht, aber es wird in der ersten Folge nicht klar, wohin sich die Charaktere entwickeln wollen. Es fehlt die bahnbrechende Neuerung, die die Geschichte einer solchen Serie interessant macht. Bei «Desperate Housewives» war es der Selbstmord von Mary Alice Young, bei «O.C., California» mischte der aus einer zerrüttelten Familie stammenden Ryan Atwood die reichte Gemeinde Orange County auf, Jen Lindley zog nach Capside und verdrehte der Hauptperson in «Dawsons Creek» den Kopf und in «Everwood» versuchte Dr. Brown mit dem Tod seiner Frau zurecht zu kommen.

Diese Ausgangssituation existiert in der neuen ProSieben-Serie nicht, sodass der Zuschauer nicht wirklich in den Bann gezogen wird. Zwar liegt eine durchgehende Staffelgeschichte vor, doch diese entwickelt sich nur langsam. Eines jedoch wurde in Sachen Drehbuch perfekt von den Amerikanern übernommen: Der Cliffhanger. Die Folge endet, wenn sich beispielsweise Clara über etwas entscheiden muss. Jedoch wird die Geschichte nicht spannender.

Letztlich ist die Serie von der Schnelligkeit mit «Grey’s Anatomy» zu vergleichen. Ernsthafte Gespräche werden sofort beendet, sodass eine große und ausführliche Auseinandersetzung eines Problems nicht stattfindet. Dafür serviert teamworX den Zuschauern relativ schnell eine neue Szene. Langeweile wird so ausgeschlossen - zumindest war dies wohl die Intention der Macher.

ProSieben beginnt mit der Ausstrahlung von acht Folgen «Verrückt nach Clara» am Donnerstag, 11. Januar 2007, um 20.15 Uhr.
08.01.2007 14:00 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/18207