Günther Jauch wird für die ARD keine politische Talkshow moderieren, teilte der 50-jährige Moderator am Donnerstag mit.
Im Herbst deutete alles daraufhin, dass der RTL Moderator ab Herbst 2007 die politische Talkshow von «Sabine Christiansen» übernehmen soll. Verträge wurden allerdings nie unterschrieben, bis zuletzt gab es auch Diskussionen über diverse Werbetätigkeiten des Moderators. Jetzt ist der Deal endgültig geplatzt.
Günther Jauch wird in der ARD keine politische Talkshow moderieren. Ursprünglich war angedacht, dass der 50-Jährige ab Herbst 2007 auf dem bisherigen «Christiansen»-Sendeplatz ein ähnliches Format präsentieren solle. Für die Absage gab es wohl mehrere Gründe: Einer davon war, dass das Erste darauf drängte, er solle journalistisch exklusiv für die ARD arbeiten und so das RTL-Magazin «stern TV» aufgeben. Im Ersten Deutschen Fernsehen hätte er neben der sonntäglichen Plauderrunde eine weitere Sendung übernehmen sollen. Zusagen, die über den Sonntag hinausgehen, wollte der Moderator aber nicht treffen.
Des Weiteren habe es ihn gestört, dass die ARD die Zuständigkeit seiner Show den ARD-Chefredakteuren habe unterstellen wollen. Jauch sah sich so der Gefahr ausgesetzt, zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden. "Was Günther Jauch mit 'politischer Farbenlehre' meint, weiß ich nicht. Redaktionelle Entscheidungen finden in meiner Koordination nicht nach Proporzdenken oder Farbenlehren statt, sondern fußen - je nach Thema und Lage - auf journalistischer Ausgewogenheit", ließ ARD-Chefredakteur Thomas Baumann wenige Stunden später erklären.
Die Gespräche mit den Intendanten Plog und Pleitgen seien konstruktiv und mit großem Vertrauen geführt worden, lobte Jauch, dennoch stand das Thema Werbung irgendwie wohl immer etwas im Weg. Offenbar wollte ihm die ARD seine Werbetätigkeit nie ganz verbieten, dennoch wäre Jauch bereit gewesen, auslaufende Werbeverträge nicht weiter zu verlängern.
Dennoch gab es auch in der ARD immer wieder Menschen, die quer schossen. So zum Beispiel die künftige WDR-Intendantin Piel (Foto), die sagte, Moderatoren müssten sich künftig entscheiden, ob sie entweder für die ARD oder für einen privaten Sender arbeiten. Und auch Fritz Raff, derzeit ARD-Vorsitzender, äußerte sich verhalten gegenüber der damals noch anstehenden Personalie Jauch: Ohnehin gehe die ARD-Welt nicht unter, sagte er dem Nachrichtenmagazin Spiegel.
Bei RTL dürfte man mit der Entscheidung in jedem Fall zufrieden sein, denn Jauch steht dem Sender auch in den kommenden Jahren ohne Einschränkung zur Verfügung. „Die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen RTL und Günther Jauch stand auch in den vergangenen Monaten nicht zur Debatte, jedenfalls nicht bei den Beteiligten. Dennoch freuen wir uns über den Schritt von Günther Jauch und werten ihn auch als Bestätigung für unsere erfolgreiche und verläßliche Zusammenarbeit,“ erklärte Pressesprecher Körner am Donnerstag.
Bei der ARD zeigte man sich enttäuscht von der Entscheidung Jauchs. "Seit dem vergangenen Sommer habe ich mich sehr für das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit ihm eingesetzt und kann diesen Entschluss jetzt leider nur akzeptieren," sagt Dr. Günther Struve. Traurig sei die Koordination Unterhaltung sagt Verena Kulenkampff, man hätte Günther Jauch den roten Teppich ausgerollt.
Jauch moderiert bei RTL derzeit neben «Wer wird Millionär» und «Stern TV» auch diverse Showevents, wie beispielsweise «Typisch Mann, typisch Frau» und war 2006 als Moderator der Fußball-WM zu sehen. Ob RTL ihm nun den Wunsch nach einer politischen Diskussionsrunde erfüllt, ist mehr als fraglich, bislang stand ein solches Format nicht zur Debatte. Spätestens nach dem Flop der Sat.1-Polit-Talkshow «Talk der Woche» müssten die Privaten erkannt haben, dass sich für eine solche Diskussion nur schwer ein werberelevantes Publikum finden lässt.
Wer den Sendeplatz nach dem «Tatort» nun einnehmen wird, steht logischerweise noch nicht fest. Möglicherweise kommt nun doch Frank Plasberg (Foto) («Hart aber fair», WDR) zum Zug. Es sei denn, Plasberg sagt ebenfalls ab. Vorstellbar wäre es, denn ihm würde immer angehängt werden, ohnehin nur die "zweite Wahl" gewesen zu sein.