Die Kritiker: «Mankells Die Brandmauer»

Story
Kommissar Kurt Wallander fühlt sich in letzter Zeit körperlich immer schlechter. Gerade jetzt, wo seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit gefordert ist, als ein brisanter Fall internationalen Ausmaßes auf seinem Schreibtisch landet. Konkrete Hinweise lassen befürchten, dass ein terroristischer Anschlag in Schweden kurz bevor steht. Eine Spur führt nach Afrika, genauer gesagt nach Angola, wo ein unbekannter Drahtzieher über das Internet seine Aktionen plant. Die Situation verschärft sich, als in Ystad ein Mord geschieht und auch diese Spur nach Afrika zu führen scheint. Für Wallander stellt sich die Frage, wo der Zusammenhang zwischen dem Verbrechen und dem befürchteten Anschlag besteht.

"Diabetes" lautet die Diagnose, die Wallander widerwillig von seinem Arzt entgegennimmt. Er soll hoch dosierte Medikamente nehmen und seine Ernährung endlich umstellen. Doch Wallander verdrängt das Problem und eilt zum Tatort. Offensichtlich wurde ein Taxifahrer ermordet. Der Fahrersitz ist blutig, und zwei junge Mädchen, Sonja und Eva, erklären, den Fahrer getötet zu haben. Sie verweigern aber die Aussage, wo die Leiche zu finden ist.

Es dauert nicht lange, bis Wallander Sonja dazu bewegen kann, das Versteck der Leiche preiszugeben. Am Fundort im Wald erleidet Wallander einen kurzen Schwächeanfall. Diesen Moment nutzt Sonja und entkommt.

Fast zeitgleich bricht Tynnes Falk vor einem Bankautomaten in Ystad tot zusammen. Es stellt sich heraus, dass Falk jeden Morgen um 9 Uhr zu diesem Automaten kam, er aber seltsamerweise keine nachvollziehbaren Transaktionen tätigte.

Darsteller
Rolf Lassgård («Jetzt oder nie!») ist Kurt Wallander
Marie Richardson («The Third Wave – Die Verschwörung») ist Maja
Lars Melin («Die fünfte Frau») ist Martinsson
Kerstin Andersson («Die besten Absichten») ist Lisa Holgersson
Sten Elfström («Kommissar Beck») ist Nyberg
Kajsa Ernst («Kommissar Beck») ist Elvira

Kritik
«Henning Mankell: Die Brandmauer» kann insgesamt überzeugen. Die Vielzahl filmischer Gattungen bewirkt, dass sich der Zweiteiler nicht in ein einfaches Genre einordnen lässt. Der Film weist Elemente des Dramas (Hennings persönlicher Kampf gegen seine Krankheit), des Krimis (der Fall des Taxifahrers, bzw. von Tynnes Falk) und des Thrillers (terroristische Verschwörung) auf und gewinnt dadurch enorm an Vielschichtigkeit.

Die Handlung wirkt zu Beginn sehr verworren, da sehr viel auf einmal geschieht. Der Status quo in Afrika mit der ersten Ermordung, die Nummer mit dem verschwundenen Taxifahrer und der Fall Tynnes Falk werden alle in den ersten zehn Minuten eingeführt. Dies überfordert den Zuschauer und lässt wenig Zeit zur Charakterentwicklung des Hauptprotagonisten. Man hätte dies langsamer angehen müssen, da der Rhythmus des Films hier stark aus dem Takt gerät. Die Story ist interessant, vielschichtig und für einen dreistündigen Film in der Länge genau angemessen. Leider schleichen sich jedoch immer wieder langweiligere Passagen ein und manchmal wird die Handlung wieder zu schnell voran getrieben.

Die Dialoge sind insgesamt gut geschrieben, wenn allerdings auch oft das gewisse etwas fehlt, was die Dialoge dynamischer und dramatischer gemacht hätte. Es findet ein bloßer Informationsaustausch zwischen den Charakteren statt, wobei man über sie selbst leider nur recht wenig erfährt. Lobenswert ist jedoch, dass man sich nicht dagegen gesträubt hat, die Dialoge im englischen Original (und das sind nicht zu wenige) zu untertiteln, statt zu synchronisieren und somit das authentische Gefühl der fremden Welt zu bewahren.

Insgesamt ist «Henning Mankell: Die Brandmauer» zwar ein sehenswerter Zweiteiler, eine Häufung von dramaturgischen Fehlkonstruktionen verschlechtert aber das Ergebnis.

Das ZDF zeigt «Die Brandmauer» am Sonntag, 14. Januar, und Sonntag, 21. Januar 2007, jeweils um 22.00 Uhr.
12.01.2007 16:38 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/18279