Zirkuspferd gesucht: Wer kommt für Günther Jauch?

Wer sich bereits auf Günther Jauch in der Rolle des Polit-Talkers freute, wurde am Donnerstag enttäuscht. Doch welche Personen dürfen sich nun Hoffnungen machen?

Ein halbes Jahr lang verhandelte die ARD mit Günther Jauch über den neuen Polit-Talk, der ab Herbst dieses Jahres die Sendung mit Sabine Christiansen ersetzen soll. Nun ist die Frage der Nachfolge plötzlich wieder offen – auch wenn einige Namen bereits die Runde machten. Offiziell hält man sich noch zurück, doch möglicherweise könnte schon in der nächsten Woche feststehen, wer denn nun eine der wichtigsten politischen Sendungen der Republik präsentieren darf.

Wohin man hört – fast überall gilt Frank Plasberg (Foto) als Wunschkandidat. SWR-Intendant Peter Voß preschte am Donnerstag nur wenige Stunden nach Jauchs Absage vor und brachte den WDR-Moderator öffentlich ins Spiel. Voß sei seit längerem der Auffassung, dass mit Frank Plasberg für den Sendeplatz nach dem Sonntags-«Tatort» eine Alternative zur Verfügung stehe, die „hart, aber fair und journalistisch gleichwertig" sei.“ Plasberg sei inzwischen zu einem „Markenzeichen“ geworden, betonte der scheidende Intendant.

Der 49-Jährige ist bereits seit 20 Jahren ein Gesicht des Westdeutschen Rundfunks. Zwischen 1987 und 2002 präsentierte Plasberg gemeinsam mit «Zimmer frei!»-Moderatorin Christine Westermann die «Aktuelle Stunde». Spätestens 2001 wurde er mit dem 90-minütigen Polit-Talk «Hart aber fair» bekannt, der inzwischen fast wöchentlich zu sehen ist und sich vor Preisen und Anerkennung kaum retten kann. Vorstellen könnte er sich die Moderation der politischen Sendung am Sonntagabend durchaus.




«Hart aber fair» geht durchaus in die Richtung, die sich auch Günther Jauch vorgestellt hatte: Nicht nur Politiker diskutieren in der WDR-Sendung, sondern auch die Bürger kommen ausreichend zu Wort, sehen in Plasberg gar häufig einen Vertreter der „kleinen Leute“. Ohnehin wirkt «Hart aber fair» authentischer als Christiansens wöchentliche Runde, - findet auch Plasberg: „Niemand kann neunzig Minuten lang eine Rolle durchhalten. Wer sich glaubwürdig präsentiert, wer mutig argumentiert und sich vielleicht sogar auch der einen oder anderen Frage des Moderators elegant verweigert, der kann durchaus punkten.“

Ob Plasberg wirklich die Nachfolge von Christiansen antreten wird, ist noch nicht sicher. NDR-Intendant Jobst Plog hat vor einiger Zeit gesagt, für den Sonntagabend werde ein Moderator mit Starqualitäten, ein Zirkuspferd gebraucht. Plasberg erwiderte: „Allerdings habe ich da ein anderes Rollenverständnis: Wenn man im Bild der Zirkuswelt unbedingt bleiben will, dann gelte ich schon lieber als Dompteur und nicht als Zirkuspferd.“

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12.01.2007 17:30 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/18280