Die Kritiker: «Polizeiruf 110: Dunkler Sommer»

Story:
Ein wegen wiederholter Körperverletzung verurteilter Familienvater wird frühzeitig aus der Haft entlassen und bedroht erneut seine Familie. Doch dann wird er in einem nahe gelegenen Waldstück tot aufgefunden, begraben unter einem Haufen Steine. Die Kommissare Jens Hinrichs und Markus Tellheim stehen vor einem Rätsel. Wer begräbt so einen Menschen? Sein Mörder?

Keiner mochte Rascher. Weder seine Schwiegereltern noch seine beiden Kinder noch seine Ehefrau, die ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat, scheinen traurig über seinen Tod zu sein. Wollte die Familie sich von dem gewalttätigen Vater befreien? Oder hat vielleicht doch dessen Mithäftling Boris Bobin etwas mit dem Mord zu tun?

Darsteller:
Uwe Steimle («Crazy Race 2 + 3») ist Jens Hinrichs
Felix Eitner («Opus») ist Markus Tellheim
Sarah Horvath («Pool Party») ist Svenja
Ingeborg Westphal («Der rote Kakadu») ist Anne Hellmann
Maja Schöne («Deutschmänner») ist Elke Rascher

Kritik:
Der neue «Polizeiruf 110» aus Schwerin ist in allen Punkten mittelmäßig. Er enthält zunächst eine ungewöhnlich lange Vorlaufzeit, ehe die eigentlichen Ermittlungen anfangen. Zumeist ist der Zuschauer selbst in deutschen Produktionen gewohnt, dass die Kommissare spätestens nach zehn Minuten mit der Arbeit beginnen. Anders bei „Dunkler Sommer“: Erst nach rund 20 Minuten treten die Kommissare in Aktion. Die Zeit bis dahin nutzt man, die fast schon unheimliche Stimmung zu verdeutlichen. Dies gelang den Machern zwar sehr gut, dennoch drückt es wahnsinng auf die Tempo-Bremse und ist daher nicht zu 100 Prozent dem Gesamtprojekt dienlich.

Musikalisch ist der Film hervorragend gelungen. Durch den Einsatz der immer selben Melodie auf dem Klavier führt sich der Zuseher bald heimisch. Ohnehin überzeugen vor allem die Bilder. Ein Großteil des Films spielt draußen in freier Natur, gedreht wurde im WM-Sommer in Deutschland. Tagsüber ist gutes Wetter zu sehen wohin das Auge reicht. Lediglich nachts sieht es teilweise etwas ungemütlicher aus, aber auch ein paar Nebelschwaden über einem See haben ihren Reiz.

Zu loben sind vor allem die schauspielerischen Leistungen der jungen Darsteller. Sie gehen trotz der nicht einfachen Thematik höchst professionell mit ihrer Aufgabe um und verkörpern ihre Figuren realitätsgetreu. Die beiden Kommissare, die von Felix Eitner und Uwe Steimle verkörpert werden, liefern eine eigentlich solide Leistung ab, die aber nicht sonderlich herauszuheben ist, da eben nur solide und nicht hervorragend war. Vor allem Uwe Steimle wirkt manchmal etwas zu steif in seiner Rolle.

Die größte Schwäche des Films liegt aber in der Story. Zwar war es wohl die Grundidee ein etwas unheimliches Szenario zu schaffen. Die Bilder tragen diese Idee auch hervorragend, weite (Getreide)-Felder bekommen so teilweise einen ganz neuen Charme. Das Tempo des Krimis ist jedoch viel zu langsam, lediglich in den mittleren 30 Minuten kommt ein Hauch von Spannung auf. Der Schlussspurt ist keineswegs ein Spurt, sondern ähnelt dem 50-Meter-Lauf eines frisch am Bein operierten. Die Lösung des Falles überrascht keineswegs, da der Zuschauer den Täter von Anfang an kennt. Von daher wäre es eigentlich die Aufgabe gewesen, ein Hauptaugenmerk auf das Katz und Maus-Spiel zwischen Polizei und Täter zu legen.

Dies geschieht im ganzen Film aber nur sehr mangelhaft. Zu Gute halten muss man den Machern, dass sämtliche Figuren eine gewisse charakterliche Entwicklung durchmachen. Da der Film aber nur wenig Spannung bietet, ist er für Fans von TV-Krimis eher weniger zu empfehlen.

Das Erste zeigt den «Polizeiruf 110: Dunkler Sommer» am Sonntag, den 14. Januar 2007 um 20.15 Uhr.
13.01.2007 11:30 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/18289