Österreich: Schwarzseher werfen das Handtuch

Der ORF hat seinen Schwarzseheranteil auf drei Prozent reduziert. Im vergangenen Jahr haben sich 58.000 Haushalte angemeldet.

Erstaunliches Ergebnis: Laut "GIS Gebühren Info Service GmbH" hat der Anteil der sogenannten "Schwarzseher" in Österreich abgnommen. Demnach haben sich im vergangenen Jahr 58.389 zusätzliche Haushalte angemeldet. Ende 2006 waren damit 3.307.833 Rundfunknutzer in Österreich registriert. Europaweit erzielt der ORF damit deutlich das beste Ergebnis.

Der europäische Schnitt der Schwarzseher liegt bei sieben Prozent. In Deutschland waren 2005 36,75 Millionen Haushalte gemeldet. Immerhin auch ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Vor sechs Jahren noch lag in Österreich der Anteil der ungemeldeten TV-Konsumenten deutlich höher bei etwa 15 Prozent. "Die kontinuierlichen Kampagnen lohnen sich auf jeden Fall, selbst wenn der Schwarzseheranteil sehr niedrig ist", meint Herbert Denk, GIS Marketing und Kommunikation, im Gespräch gegenüber "pressetext".

Aufgrund der rund zehn-prozentigen jährlichen Fluktuationsrate durch Übersiedelungen in Österreich, würden viele gemeldete Kunden wieder aus dem Gebührensystem hinausfallen, erklärt Denk. "Wir müssen meist nachforschen, wohin die Menschen verzogen sind, da viele nicht daran denken, sich gleich wieder an- bzw. umzumelden. Daher sind die Kampagnen besonders wichtig. Die Nutzer werden selbst darauf aufmerksam und melden sich freiwillig." Wie viel Geld in die Aufklärungsarbeit und die Werbemaßnahmen investiert werde, sei unterschiedlich, so Denk weiter.




Erstaunlicherweise haben 2006 auch die Gebührenbefreiungen abgenommen. Während es im Jahr 2005 noch 336.244 Haushalte waren, verringerte sich die Zahl im vergangenen Jahr auf 321.117. Ob es nun daran liegt, dass weniger Anträge eingegangen sind, oder daran, dass weniger bewilligt wurden, sei nicht ersichtlich, sagt Denk auf Nachfrage von "pressetext". Jedenfalls sollen die breit angelegten Informationskampagnen zum Thema Rundfunkgebühren weiterhin fortgesetzt werden. 2006 erzielte die GIS dadurch auch bei Ferienwohnungsbesitzern und Unternehmen gute Erfolge. Auch hier konnte der Schwarzseheranteil reduziert werden. Mit Ende 2006 waren allein im Bereich Firmen und Institutionen 126.134 Teilnehmer registriert.

Auf den ORF entfallen letztlich etwa zwei Drittel der von der GIS eingenommenen Beiträge. Rund 50 Prozent des ORF-Budgets werden damit abgedeckt. "Das Ergebnis beweist, dass die Entscheidung des ORF, das Rundfunk-Gebührenmanagement aktiv zu übernehmen, richtig war", meint Sissy Mayerhoffer, Kaufmännische Direktorin des ORF.

Hartnäckiges Schwarzsehen scheint zudem nicht besonders lohnend: "Im schlimmsten Fall, das heißt nach mehrmaliger vergeblicher Aufforderung seitens der GIS, kann eine Strafe in Höhe von 2.000 Euro drohen", erklärt Denk. Dieses Verfahren sei dann aber bereits Angelegenheit der Bezirksverwaltungsbehörde. "Die fälligen Gebühren aus der Zeit des Schwarzsehens kommen zu den 2.000 Euro natürlich auch hinzu", so Denk.
22.01.2007 14:46 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: pte Kurz-URL: qmde.de/18435