Chinesische Schweine dürfen nicht mehr ins Fernsehen

Das staatliche chinesische Fernsehen "China Central Television" (CCTV) hat Werbespots, in denen Schweine vorkommen, vom Bildschirm verbannt.

Schweinische Werbespots wird es beim chinesischen Fernsehsender CCTV bald nicht mehr geben. Damit soll verhindert werden, dass sich Muslime, die Schweine als unreines Tier ansehen, verletzt fühlen könnten, berichtet das "Wall Street Journal". Konkreter Anlassfall ist ein TV-Spot des Lebensmittelkonzerns Nestle, in dem ein lächelndes Zeichentrickschwein ein frohes neuen Jahr wünscht. Die Darstellung des Schweines ist dabei bewusst gewählt, da die Chinesen am 18. Februar Neujahr feiern und 2007 das Jahr des Schweines ist.

"China ist ein multiethnisches Land", heißt es in der offiziellen Stellungnahme des Senders. "Um dem Islam gegenüber Respekt zu zollen, wird CCTV jede Darstellung von Schweinen von den Fernsehschirmen verbannen." In China leben 20 Millionen Muslime, in Prozenten ausgedrückt stellen sie jedoch nur zwei Prozent der chinesischen Bevölkerung. Für die meisten Chinesen ist das Schwein verbunden mit starken, äußerst positiven kulturellen Assoziationen. Es ist eines der zwölf Zeichen im chinesischen Tierkreis.

"Das Schwein ist ein Glückssymbol und ich kenne keine Muslime, die sich dadurch beleidigt fühlen", kommentiert Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich, im Gespräch mit "pressetext" den Schweine-Bann. In China ortet Baghajati jedoch eine besondere Sensibilität gegenüber religiösen Minderheiten: "China engagiert sich vor allem im Medienbereich besonders in der Schaffung eines guten gesellschaftlichen Klimas und der interreligiösen Verständigung." Im Juni veranstaltet das Land in Nanjing eine Konferenz, die sich mit dieser Thematik befasst.




Vom Schweine-Bann ist jedoch nicht nur Nestle betroffen, auch andere Unternehmen, die sich am boomenden chinesischen Markt tummeln, bekommen damit Probleme. In letzter Minute mussten Spots an die neue Direktive angepasst werden. Coca Cola beispielsweise wählt nun eine Doppelstrategie. Im "gesäuberten" Spot auf CCTV tritt jetzt ein Pandabär auf, der versucht rechtzeitig zu den Feiertagen heim zu seiner Familie zu kommen. Die Schwein-Version wird allerdings nicht aufgegeben. "Sie wird im lokalen Fernsehprogramm in Gebieten ausgestrahlt, wo es keine signifikante Anzahl an muslimischer Bevölkerung gibt", wird eine Sprecherin des Konzerns zitiert.
25.01.2007 17:19 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: pte Kurz-URL: qmde.de/18492