Die Kritiker: «Nachtschicht: Der Ausbruch»

Story
Auf spektakuläre Weise gelingt dem Gewaltverbrecher Alfons Töfting und dem wegen Totschlags verurteilten Willy Nowak die Flucht aus dem Gefängnis. Gleichzeitig treten die Kommissare des KDD Erich Erichsen, Teddy Schrader und Mimi Hu eine ganz besondere Nachtschicht an: nämlich die erste mit ihrer neuen Kollegin, der attraktiven und klugen Kriminalpsychologin Lisa Brenner. Als die Nachricht im KDD eintrifft, dass Töfting und Nowak flüchtig sind, läuten bei den Kommissaren alle Alarmglocken - schließlich handelt es sich bei Töfting um einen alten Bekannten, der noch eine Rechnung zu begleichen hat: Erichsen selbst war es nämlich, der den schweren Jungen vor Jahren nach einem Banküberfall hinter Gitter brachte. Zu allem Übel geht Töfting auch noch davon aus, dass Erichsen die Beute aus einem anderen Coup unterschlagen hat und ihm dieses Vermögen bis heute schuldet. Keine Frage also, dass Erichsen im Visier des kaltblütigen Verbrechers steht. Um das Schlimmste zu verhindern, tritt Erichsen die Flucht nach vorne an und macht sich auf die gefährliche Suche nach den Flüchtigen.

Parallel dazu wird Lisa zusammen mit Teddy zu ihrem ersten Einsatz angerufen. Die 17-jährige Tula balanciert über eine Dachkante. Der sensible Teenager will sich das Leben nehmen. Als Gründe für ihre Lebensmüdigkeit gibt sie den Verlust ihres Jobs bei der Post, die Alkoholsucht ihrer Mutter, die lebenslange Haftstrafe ihres Vaters und ihre eigene Schwangerschaft an. Durch eine geschickte Gesprächsführung kann Lisa Tula beinahe von ihrem Vorhaben abbringen, als plötz-lich ein Mann auf das Dach stürmt und die Situation eskaliert. Bei dem Mann handelt es sich um Tulas Vater - Willy Nowak! Aber so leicht lässt sich Nowak von der Polizei nicht kriegen.

Darsteller
Armin Rohde («Die Bluthochzeit») ist Erichsen
Ken Duken («Störtebeker») ist Teddy Schrader
Minh-Khai Phan-Thi («Planet der Kannibalen») ist Mimi Hu
Barbara Auer («Ich bin die Andere») ist Lisa Brenner
Pierre Semmler («Das Jesus Video») ist Walter Jülich

Kritik
Die neue Folge der „Nachtschicht“ weist von Anfang an einige Fehler auf. Die Story an sich hört sich auf dem Papier zunächst gut und auch ein Stück weit originell an. Doch leider bleibt der Plot insgesamt zu vorhersehbar, da nur an den typischen Stellen (am Anfang und am Ende des zweiten Aktes) wirklich unvorhergesehene Plot-Twists stattfinden, die massiv in die Handlung eingreifen und ihr eine neue Richtung geben.

Die Figuren wirken (bis auf den von Jan Josef Liefers gut verkörperten Nowak) recht eindimensional und klischeehaft, da sie sich stets so verhalten, wie man es von ihnen erwartet. Armin Rohde spielt den eigentlich pflichtbewussten Polizisten, der aber dieses mal „die Regeln brechen muss“, die Figur des „Alfons Töfting“ ist die des durch geknallten, ausgebrochenen Häftlings und dann gibt es da noch die obligatorische Teenagerin, die vom Dach springen will – alles schon mal gesehen. Die schauspielerische Leistung ist bis auf den sehr guten Jan Josef Liefers und die hervorragende Mink-Khai Phan-Thi nichts Außergewöhnliches – weder herausragend gut, noch besonders schlecht.

Der Rhythmus von „Der Ausbruch“ ist recht angenehm: Der Zuschauer wird nicht schon zu Beginn mit Informationen erschlagen, sondern erfährt nach und nach immer mehr über die Charaktere und die Hintergründe – wenn auch zu wenig. Die Charaktere sind nicht gut genug ausgearbeitet, sondern nach typischen, dramaturgischen Stereotypen kreiert worden. Deshalb gehen sie dem Zuschauer nicht wirklich nahe, worunter auch sein Bezug zur dramatischen Handlung leidet. Auch die Dialoge überzeugen nicht durchwegs, auch wenn es ein paar wenige gute One-Liner durchaus gibt.

Alles in allem ist die neue Ausgabe der „Nachtschicht“ daher insgesamt nicht sehenswert, da eine eigentlich gute Idee durch eine Häufung dramaturgischer Fehlkonstruktionen zu Nichte gemacht wurde.

Das ZDF zeigt «Nachtschicht: Der Ausbruch» am Montag, 29. Januar 2007, um 20.15 Uhr.
28.01.2007 20:58 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/18534