Die Kritiker: «Tatort: Das Ende des Schweigens»

Story
Ein leeres Segelboot wird auf offener See gefunden - an Bord Jacke, Schuhe und Handtasche von Silke Rohweder. Von ihr selbst keine Spur. Alles sieht nach Selbstmord aus. Borowski kommt das komisch vor. Der Eindruck verstärkt sich, als er Silke Rohweders Wohnung untersucht. Die Wohnung ist blitzsauber, es riecht nach Putzmittel. An den Wänden fehlen ein paar Fotos, die offensichtlich heruntergerissen wurden. Hat Silke ihre Wohnung noch einmal so richtig saubergemacht, bevor sie mit dem Boot raus gefahren ist um sich umzubringen? Wozu? Und wer war auf den fehlenden Bildern?

Die Nachbarn erzählen Borowski, dass Silke seit kurzem einen Freund hatte. Sie können ihn aber nicht richtig beschreiben, da sie ihn nur flüchtig zu Gesicht bekommen haben. Die Überprüfung eines Rezepts in Silkes Handtasche fördert eine weiter Neuigkeit zu Tage: Silke war schwanger. Und Silkes Mutter bestätigt, dass sich Silke auf das Kind gefreut hat. Warum also der Selbstmord? Immer mehr Indizien bringen Borowski zu der Überzeugung, dass es kein Selbstmord war.

Silkes 19-jährige Schwester Maxie verhält sich sehr seltsam. Nachdem sie durch Borowski vom Tod ihrer Schwester erfährt, geht sie in eine Kneipe und zettelt eine Prügelei an, bei der sie krankenhausreif geschlagen wird. Was weiß sie vom Tod ihrer Schwester, dass sie der Polizei nicht mitteilen will? Hat sie vielleicht sogar etwas mit der Tod der Schwester zu tun und die Prügelei war so etwas wie eine Selbstbestrafung? Doch Maxie schweigt und auch Psychologin Frieda Jung kommt bei ihr nicht weiter.

Noch bevor Borowski etwas brauchbares von Maxie erfahren kann, flüchtet die junge Frau aus dem Krankenhaus. Borowskis Suche konzentriert sich auf das Phantom von Silkes Freund. Silkes Mutter berichtet, dass der Mann Sandor Kovac heißt und angeblich, zumindest hat er das Silke erzählt, für den Geheimdienst arbeitet.

Die Spur führt zu einem toten Uhrmacher mit dem gleichen Namen, der vor einiger Zeit in seinem Auto einem Herzschlag erlag. Offensichtlich benutzt Silkes Freund die Papiere des Toten, die ihm gestohlen wurden und bedient sich seiner Identität. Aber warum?
Borowski befragt die Polizisten, die damals die ersten bei dem toten Kovac waren. Einer von ihnen war Claes Möller, der Kovac erstaunlich ähnlich sieht. Eine Tatsache, die seine Kollegen damals auch festgestellt haben. Es verdichten sich die Vermutungen, dass Möller damals Kovacs Papiere gestohlen hat, um sich der Identität des Toten zu bedienen.

Es stellt sich heraus, dass Möller tatsächlich Silkes gesuchter Freund ist. Und die falsche Identität hat er sich zugelegt, weil er verheiratet ist? Hat er Silke ermordet, nachdem sie ihm von der Schwangerschaft erzählt hat? Oder weil sie ihm auf die Schliche gekommen war? Im Hause Möller eröffnet sich den Polizisten ein weiteres Familiendrama.

Darsteller
Axel Milberg («Speer und Er») ist Klaus Borowski
Maren Eggert («Das Experiment») ist Frieda Jung
Thomas Heinze («Autobahnraser», «Der Wixxer») ist Claes Möller
Susanne Lothar («Schneeland») ist Cora Rohwedder
Anna Brüggemann («Oktoberfest») ist Maxie Rohwedder
Thomas Kügel («Spur der Hoffnung») ist Roland Schladitz

Kritik
Der Tatort aus Kiel zeichnet sich stets dadurch aus, anders zu sein, als die restlichen Filme der beliebten Reihe. Vor allem die Figur des Kommissars Borowski, dargestellt von Axel Milberg, lässt die Meinungen des Öfteren auseinander gehen. Die einen mögen seine lakonische Art des Humors und seinen melancholischen Grundtenor, andere wiederum können mit dem ruhigen und unnahbaren Charakter überhaupt nichts anfangen.

Auch in «Das Ende des Schweigens», mittlerweile der achte Fall des Ermittlers von der Kieler Förde, ändert sich nichts an diesen Handlungselementen. In ruhigen, fast sensiblen Bildern taucht die Kamera in die Abgründe eines Familiendramas ab. Abseits dessen sorgen aber auch die zögerhaften Annäherungen zwischen Borowski und seiner Kollegin Frieda Jung für den einen oder anderen Schmunzler. Auch der leise Sarkasmus des Hauptdarstellers ist stets ein Highlight des nordischen Krimis.

Wie bereits weiter oben geschildert scheiden sich am Spiel von Milberg die Geister. In dieser Folge wurde ihm zudem der TV- und Kinostar Thomas Heinze als leidender Polizist und Hauptverdächtiger zur Seite gestellt. Auch Heinze spielt einen schwierigen Charakter, der bei so manchem Zuschauer sicherlich auch als schwierig angesehen wird. Wurde er doch gegen jede bisher verkörperte Figur seiner Vita besetzt – sehr gewöhnungsbedürftig.

Minuspunkte erhält der Film aufgrund seiner mangelnden Innovationskraft. Die Geschichte um Fremdgehen, Eifersucht, Erpressung und Mord ist nicht wirklich neu, wurde aber zumindest interessant verpackt.

Weitere Abzüge bei der Bewertung gibt es für die starke Beeinträchtigung des Bildes. Es herrscht eine große Bewegungsunschärfe, die aber mitunter auch auf die eventuell schlechtere Qualität das Promo-Material zurückzuführen ist.

Zusammengefasst bietet der neueste Tatort aus Schleswig-Holstein gute Unterhaltung, zumindest für diejenigen, die sich bisher auch von dem kauzigen Kommissar von der Ostsee unterhalten ließen. Für alle anderen bleibt das Filmerlebnis Glückssache.

Das Erste sendet «Tatort: Das Ende des Schweigens» am kommenden Sonntag, 11. Februar 2007, um 20:15 Uhr.
09.02.2007 19:46 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/18727