Britischer Sender kämpft gegen Schwulenfeindlichkeit

Das Thema Homosexualität soll beim bristischen Fernsehsender Channel 4 demnächst mehr Platz bekommen. Streit ist schon vorprogrammiert.

Der britische TV-Sender Channel 4 startet einen Schwerpunkt zum Thema Homosexualität. Damit will der Sender einen umfassenden Beitrag im Kampf gegen Schwulen- und Lesbendiskriminierung leisten und den 40. Jahrestag der Legalisierung von Homosexuellen in Großbritannien feiern.

Das Herzstück der Programmaktion soll ein Film über das Leben von sieben schwulen Männern sein, die einen Londoner Park aufsuchen, um sich dort mit anderen zu treffen und Sex zu haben. «Clapham Junction», so der Titel des Films aus der Feder von Kevin Elyot, enthalte explizite Sex- als auch Gewaltszenen, berichtet der Guardian. Außerdem stehen eine Reihe von Dokumentationen und das Aufrollen von Kriminalfällen auf dem Plan. Damit dürfte Kritik seitens der konservativen Öffentlichkeit vorprogrammiert sein.

"Wir begrüßen solche medialen Initiativen. Denn je mehr Leute über das Thema bescheid wissen und aufgeklärt sind, desto besser wirkt sich das auf die Gesellschaft und den Umgang mit Homosexuellen aus", sagt Christian Högl, Obmann der Homosexuellen Initiative Wien (HOSI), im Gespräch mit "pressetext". In Österreich werde im Öffentlichen Rundfunk leider immer noch sehr wenig auf das Thema eingegangen. "Der ORF zeigt sich sehr zurückhaltend, obwohl es natürlich einzelne Redakteure gibt, die sich sehr engagieren und immer wieder einzelne Sendungen hervorbringen", so Högl weiter. Einen Themenschwerpunkt habe es aber noch nie gegeben.




In der Vergangenheit sei beim Österreichischen Rundfunk sogar relativ skandalös mit dem Thema Homosexualität umgegangen worden. Die ehemalige Senderchefin Monika Lindner hatte eine Folge der Dating-Show "Dismissed", in der es um ein schwules Pärchen ging, gleich ganz aus dem Programm nehmen lassen. "Von der neuen ORF-Führung erwarten wir uns einen etwas besseren Umgang mit dem Thema", so Högl hoffnungsvoll. Nach wie vor aber vermisse man in der Hörer- und Sehervertretung des Publikumsrats einen homosexuellen Vertreter. "Immerhin sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung schwul oder lesbisch, die hier überhaupt nicht repräsentiert werden", kritisiert Högl.

Die Gewaltakte gegen Homosexuelle nehmen in vielen Ländern drastisch zu. In Großbritannien etwa verzeichnete die Polizei 1.359 Fälle innerhalb von zwölf Monaten. Dabei geben die Behörden zudem zu bedenken, dass etwa 90 Prozent der Gewaltverbrechen gegen Homosexuelle gar nicht registriert werden, weil sich die Betroffenen zu sehr fürchten, diese zu melden. In Österreich ist die Problematik nicht ganz so schlimm. "Gewalt gegen Schwule und Lesben tritt bei uns in Einzelfällen auch auf, ist aber nicht so präsent wie etwa in vielen Teilen Deutschlands", erklärt Högl gegenüber pressetext. Für die Zukunft seien aber beispielsweise Fragen der richtigen Integrationspolitik immer wichtiger. "Ein Problem, dass sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist der Umgang mit dem Thema bei Muslimen. Hier müssen wir darauf achten, dass künftig nicht falsche Traditionen aufrechterhalten bleiben", meint Högl.

Generell gibt es auch immer noch eine ungleiche Behandlung von Schwulen und Lesben. Frauen werden nicht gleichwertig wahrgenommen und lesbische Frauen in ihrer Sexualität nur wenig respektiert. "Viele Frauen haben das Problem, dass sie belächelt werden und Lesbisch-Sein bei Männern nach wie vor verquere sexuelle Fantasien auslöst und die Frauen nicht ernst genommen werden", so Högl. Insofern habe es das weibliche Geschlecht immer noch schwerer, wenngleich Frauen weniger häufig der offenen Diskriminierung ausgesetzt sind.

Auch in der Medienberichterstattung gibt es dieses Problem. Homosexualität werde laut Högl fälschlicherweise oft mit Schwulsein gleichgesetzt. Auch die Zahl der schwul und lesbisch lebenden Bevölkerung sei unausgeglichen. Frauen sind hier immer noch unterrepräsentiert und haben wenn, dann meist ein sehr viel späteres Coming-Out.
15.02.2007 14:33 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: pte Kurz-URL: qmde.de/18810