Der NDR hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach die Redaktion von «Beckmann» Absprachen mit dem Ex-Radprofi nicht eingehalten haben soll.
Der Auftritt von Jan Ullrich bei Reinhold Beckmann war sicherlich kein Glanzstück für den gerade erst zurückgetretenen Radprofi. Nun hat der verantwortliche NDR Vorwürfe aus dem Umfeld von Jan Ullrich zurückgewiesen, wonach die Redaktion der Sendung «Beckmann» angeblich im Vorfeld getroffene Absprachen mit dem Ullrich nicht eingehalten haben soll.
Wer in eine Talkshow geht, der muss mit Fragen rechnen", so NDR-Programmdirektor Fernsehen, Volker Herres. "Herr Ullrich wusste, worauf er sich einließ. Davon, dass bestimmte Themenkomplexe vorher angeblich für tabu erklärt wurden, kann keine Rede sein." Ebenso sei kein "Gegensehen" der Sendung durch Jan Ullrich und seine Berater verabredet worden. "Mit Herrn Ullrich ist lediglich der bei Talksendungen übliche Vertrag geschlossen worden", so Herres. "Dass Talkgäste nach einer Sendung das Recht erhalten, Schnitte anzuweisen, entspricht weder dem journalistischen Selbstverständnis des NDR noch unserer Praxis."
Nachdem Jan Ullrich Mitte Februar mitgeteilt hatte, dass er für die Sendung «Beckmann» zur Verfügung stehe, habe die Redaktion dem Management von Ullrich bereits in der vergangenen Woche telefonisch und in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass man ihn in der Sendung in Bezug auf das Thema Doping kritisch befragen und mit allen Vorwürfen konfrontieren werde. Am Sonntag habe es das bei Talksendungen übliche Vorgespräch gegeben; zu den Teilnehmern gehörten Jan Ullrich und Reinhold Beckmann, ebenso wie die Redaktionsleitung und Ullrichs Manager.
Moderator Reinhold Beckmann über das Treffen: "Dabei wurden Themen der geplanten Sendung vom Montag besprochen: insbesondere die Doping-Vorwürfe, Ullrichs Rücktritt sowie Höhen und Tiefen seiner Karriere." Auf diese Verabredung gestützt, liefen ab Sonntagabend Trailer für die «Beckmann»-Sendung mit genau diesem Inhalt.
Nach der Aufzeichnung am späten Montagnachmittag, die der NDR am Abend im Ersten ausstrahlte, nahm das Management von Ullrich Anstoß am Gesprächsverlauf der Sendung und verlangte wahlweise die Schalte zu dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt erheblich zu kürzen oder gar den gesamten Fragenkomplex zum Thema Doping aus der Sendung zu schneiden. Die Redaktion stellte unmissverständlich klar, dass weder an das eine noch das andere zu denken sei. "Herr Ullrich war bereit, sich einem journalistischen Interview zu stellen. Reinhold Beckmann hat, wie es das Thema Doping verlangt, hart nachgefragt und ein erstklassiges Gespräch geführt," so Volker Herres.
Der NDR sieht keine Veranlassung, die Sendung für eventuelle Wiederholungen zu sperren. Gerichtliche Verfügungen in dieser Hinsicht sind im Sender nicht eingegangen. Wie geplant, wird die «Beckmann»-Sendung mit Jan Ullrich daher am Freitag auf 3sat wiederholt.