Die Kritiker: «Die Flucht»

Story
Im Sommer 1944 kehrt Lena Gräfin von Mahlenberg aus Berlin in ihre ostpreußische Heimat zurück. Dort angekommen wird die selbstbewusste junge Frau nicht nur mit ihrer familiären Vergangenheit, sondern auch mit der desolaten Situation der Zivilbevölkerung konfrontiert. In den Kriegswirren begehrt Lena gegen sinnlose Befehle der Wehrmacht auf und setzt sich für die Rechte der Zwangsarbeiter ein. Dabei entwickelt sie eine besondere Beziehung zu dem französischen Gefangenen François.

Als die Ostfront immer näher rückt, beginnt ein gewaltiger Flüchtlingsstrom – auch Lena bricht mit einem Flüchtlingstreck im tiefsten Winter gen Westen auf. Unter den ständigen Angriffen der Roten Armee bahnt sich der Treck einen mühsamen Weg durch den unbarmherzigen Winter.

Darsteller
Maria Furtwängler («Tatort») ist Lena von Mahlenberg
Jean-Yves Berteloot («Da Vinci Code») ist François Beauvais
Tonio Arango («Blond: Eva Blond») ist Heinrich von Gernstorff
Maria Schmeide («Die Wolke») ist Babette Gabriela
Jürgen Hentsch («Die Luftbrücke») ist Berthold von Mahlenberg
Adrian Wahlen («Unter dem Eis») ist Benno Stuber
Hanns Zischler («München») ist Graf Rüdiger von Gernstorff

Kritik:
Dass es an den aufwändig produzierten Eventmovies der Firma teamworX allgemein nur wenig zu kritisieren gibt, ist bekannt. Auch bei diesem 180-minütigen Zweiteiler ist die Liste mit einem Minus vorne dran ausgesprochen kurz. Der Film beleuchtet den zweiten Weltkrieg in seiner Hochphase von einer gänzlich anderen Seite.

Mit Maria Furtwängler ist Regisseur Kai Wessel und teamworX-Chef Nico Hoffmann ein echter Glücksgriff gelungen. Sie verkörpert Lena von Mahlenberg unheimlich überzeugend, realistisch und spielt ganz nah am Zuschauer. Hervorzuheben ist auch der Aufwand, den die Produktion betrieb. Ein nicht unerheblicher Teil des Films spielt im kalten Winter.

Als Zuschauer könnte man schon fast vom Zusehen Frostbeulen bekommen – auch hier wirkt der Film extrem real. Unter den Schauspielern ist noch Jean-Yves Berteloot (als François Beauvais) hervorzuheben. Auch alle anderen liefern mehr als solide Leistungen ab, sodass es beim Cast keinen Punktabzug geben kann.

Irgendwie nach dem gleichen Muster gestrickt sind die Liebesgeschichten in einem solchen Film. Es ist verständlich, dass ein bisschen Herz-Schmerz dabei sein muss, um die Zuschauer bei der Stange zu halten, dennoch wirken diese Plots doch sehr von anderen Filmen abgekupfert. Im Endeffekt gab es all das schon einmal irgendwo anders. Die ersten Minuten des Films sind überaus interessant, es passiert relativ viel. Ohnehin wird es beim Zusehen nur selten langweilig.

Lediglich zur Halbzeit des ersten Teils lahmt das Geschehen ein wenig – man würde sich wünschen, dass alles ein wenig schneller voran geht. Wer diese rund zehn Minuten aber übersteht, wird froh sein: Er wird belohnt mit einem tollen Finale des ersten Teils. In den zweiten 90 Minuten kann die Spannung erstaunlicherweise über viele Stellen relativ hochgehalten werden. Doch nicht nur die Spannung fesselt den Zuschauer an den Film: Oftmals ist es auch die Emotionalität und das Wissen, dass die Geschichte auf realen Tatsachen beruht, die zu begeistern vermögen.

Aus diesen Gründen ist zu sagen, dass es eigentlich nicht bereut werden kann, wenn man sich diesen Film ansieht.

Die ARD strahlt den ersten Teil am Sonntag, 4. März 2007, aus. Teil zwei folgt am Montag ebenfalls um 20.15 Uhr.
03.03.2007 13:56 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/19043