Die neue Media-Analyse und viele Fragen

Manuel Weis hat sich die Ergebnisse der neuen MA Radio ganz genau angesehen und erklärt, warum ein Umdenken erforderlich ist.



Seit heute morgen wird in den deutschen Funkhäusern also gefeiert (entweder weil es wirklich etwas zu feiern gibt, oder weil man es sich einredet), oder getrauert. In einem solchen Falle darf jeder trauern, bis auf den Moderator – denn die Hörer sollen vom schlechten Ergebnis nichts mitbekommen.



Größter Gewinner bundesweit ist prozentual gesehen Energy München – 51 Prozent neue Hörer kann man dort begrüßen. Wie ungenau eine solche Media Analyse, die ja lediglich auf Telefonbefragungen basiert, jedoch sein kann, zeigen eben diese Ergebnisse der Station: Die 16-Uhr-Stunde wird laut aktuellen Daten von 37.000 Hörern gehört, die Stunde nach 17 Uhr kommt aber auf nur 11.000 Hörer. Erst nach 18 Uhr geht die Zahl wieder nach oben und befindet sich mit 34.000 Hörern auf Normalniveau.



Dass dies in der Praxis wirklich so aussieht, darf jedoch stark bezweifelt werden. Betrachtet man die reinen Hörerzahlen, so hat 1 Live mit 57.000 neuen Hörern den größten Sprung nach oben gemacht. Es ist also deutlich zu erkennen, dass der ganz große Hüpfer nach oben bei dieser Analyse ausgeblieben ist. Verlierer gab es hingegen eine Menge. Angefangen bei Skyradio, die es besonders hart traf. Innerhalb eines Jahres hat die junge Sendestation die Hälfte seiner Hörer verloren, im Vergleich zur zweiten Ausweisung 2006 sind es 37 Prozent weniger. Mit inzwischen nur noch 17.000 Hörern in der Durchschnittstunde muss man sich fragen, ob das Programm noch einen größeren Sinn macht.



Ohnehin ist bis auf wenige Ausnahmen zu erkennen, dass Gewinnspielsender ihren Aufwärtstrend nicht ohne weiteres fortsetzen können. Weiterhin das erfolgreichste Radioprogramm in Deutschland ist zwar Antenne Bayern, dennoch gibt die Ismaninger Sender 54.000 Hörer ab. Erschwerend hinzukommt, dass die erste Befragungswelle des Senders (1. HJ 2006) sehr gut lief – dies zeigten die Rekord-Werte bei der MA II 2006. Genau diese Welle wurde in die aktuelle Analyse mit eingerechnet, was bedeutet, dass die zweite Welle, die im Herbst 06 stattfand, deutlich schlechter verlaufen ist. Diesen Trend sollte Antenne Bayern nun stoppen, ansonsten droht einen weiterer Abwärtstrend bei den Zahlen im August.



Doch nicht nur in Bayern scheint man langsam aber sicher die Nase voll zu haben von Gewinnspielen, bzw. zumindest von deren aggressiver Promotion. Hit Radio Antenne 1 gab sieben Prozent ab, FFH hat 1,3 Prozent Hörer weniger. Antenne Brandenburg verabschiedet sich sogar von über 13 Prozent seiner Hörer. Die großen Gewinner – sind mit der Ausnahme von ffn – vor allem die Sender, die entweder nur einen kleinen Hörerkreis um sich scharen oder eben – wie 1 Live – auf Gewinnspiele verzichten.



Nicht wenige Macher müssen sich also darauf einstellen, demnächst umdenken zu müssen. Nur was ist gefragt beim Radiohörer? Eine breitere Musikauswahl und da damit vorhandene Gefahr, dass der Hörer wegschaltet, weil ihm einen Titel überhaupt nicht gefällt? Oder geht der Trend doch wieder hin zu mehr Wort und Personality – auf die Gefahr, dass diejenigen wegschalten, die eben nur Musik im Radio hören wollen. Möglicherweise ist ein Mix aus beidem – also ein Mix aus dem „besten Musik-Mix“ und den „besten Gewinnspielen“ – eine Übergangslösung. Die Radiomacher sollten sich nun etwas trauen.

07.03.2007 13:15 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/19100