Die Kritiker: «Da wo es noch Treue gibt»

Story
Christl und Hansi Sandgruber sind aus Australien heimgekehrt. Auf die beiden wartet viel Arbeit, doch während sie das dreißigjährige Jubiläum des Wildparks vorbereiten, werfen dramatische Ereignisse ihren Schatten voraus.

Hansis Erzrivalin Viktoria Perterer hat sich an der Börse verspekuliert und ist über Nacht pleite. Ein kritischer Bericht über Viktorias Geschäftspraktiken, den die Reporterin Christl im lokalen Fernsehen sendet, schürt die alte Feindschaft zu den Sandgrubers. Als sich nun das Gerücht verbreitet, der alte Sandgruber sei für den ungeklärten Tod von Viktorias Vater verantwortlich, wittert die toughe Geschäftsfrau Morgenluft. Ihr Vater hatte seinerzeit ein Vorkaufsrecht auf jenes begehrte Grundstück, das nach seinem Tod aus unerfindlichen Gründen den Sandgrubers zur Erweiterung des Wildparks zugeschanzt wurde.

Die Entrüstung der Sandgrubers über diese Verleumdung ist groß, doch die Stimmung im Dorf schlägt rasch um. Für Hansis Mutter Irmi ist es eine große Schande, dass der Metzger sie plötzlich nicht mehr bedient. Nacht für Nacht beschädigen Unbekannte die Zäune des Wildparks, so dass die Tiere entlaufen. Und auch von behördlicher Seite gibt es Schikanen. Hansi weiß nur zu gut, wer hinter all dem steckt: Viktoria.

Darsteller
Hansi Hinterseer («Da wo die Berge sind») ist Hansi Sandgruber
Simone Heher («Klinik unter Palmen») ist Christl Huber
Anja Kruse («Weißblaue Wintergeschichten») ist Viktoria Perterer
Eva Maria Salcher («Da wo die Heimat ist») ist Kathl Sandgruber
Laura Ferrari («Da wo die Liebe wohnt») ist Sonja Sandgruber
Günter Waidacher («Scharf aufs Leben») ist Franz Sandgruber

Kritik
«Da wo es noch Treue gibt» ist eine der schlimmsten und billigsten TV-Produktionen in den letzten Jahrzehnten und einer der Tiefpunkte des deutschen Fernsehens. Um einen talentresistenten Volksmusik-Sänger wird ohne jegliches Gespür für Dramaturgie eine fadenscheinige, einfache und eigentlich ziemlich konfliktlose Handlung gesponnen und die Geschichte nimmt seinen Lauf. Die Charaktere sind blass, platt, eintönig, langweilig und bedienen viele Klischees eines Österreichers, der auf dem Land lebt.

Natürlich ist das Ende meilenweit absehbar; schließlich hat man sich beim Drehbuch gar keine Mühe gegeben, wenigstens ansatzweise irgendeinen Plot-Twist einzubauen. In wirrer Abfolge zeigt man die Handlungsstränge von Hansi, dem Bürgermeister, Franz und all den anderen furchtbar gespielten Charakteren mit jeder Menge Dialog-Gesülze, bei dem man am liebsten auf Stumm schalten würde. Das kann man auch ohne weiteres tun, denn ohnehin verpasst man nichts.

Wenn die Figuren miteinander sprechen, wird weder die Handlung auf dynamische Weise weitergetrieben, noch erfährt man etwas über die Charaktere. Damit hat der Autor das klare, dramaturgische Ziel des Dialogs weitgehend verfehlt. Denn es wird eigentlich ständig um den heißen Brei geredet und man erzählt sich in immer anderen Worten das Selbe.

Warum die Figuren so handeln, wie sie es tun, wird meistens nur am Rande ersichtlich; die Handlungsmotive der Antagonistin Viktoria bleiben gar ganz im Dunkeln. Es wird lediglich bekannt, dass es zwischen den Seegrubers und den Peterers seit Ewigkeiten eine Fehde gibt. Nur wie kam diese zustande?
Dass sich die schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller selbst für ARD-Produktionen auf niedrigstem Niveau bewegen, sticht einem beim Durchlesen der Cast-Liste natürlich sofort ins Auge. Hansi Hinterseer mit fast keiner Schauspielerfahrung ist völlig unfähig, den Film zu tragen, was wahrscheinlich nur seine eingefleischten Fans dazu bringen wird, nicht schon in den ersten zehn Minuten abzuschalten. Auch der Rest des Ensembles kann zu den Figuren nicht wirklich einen Zugang finden, geschweige denn sie authentisch präsentieren. Alles in Allem ist «Da wo es noch Treue gibt» daher absolut nicht empfehlenswert.

Die ARD strahlt «Da wo es noch Treue gibt» am Samstag, den 10. März 2007, um 20.15 Uhr aus.
09.03.2007 21:05 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/19144