Pro & Contra: Ist die Satellitenverschlüsselung sinnvoll?

Ab Sommer 2007 wollen RTL, RTL II, VOX, n-tv und die Musiksender von Viacom ihr TV-Signal, welches über Satellit verbreitet wird, verschlüsseln. Von Gebühren in Höhe von 3,50 Euro pro Karte ist derzeit die Rede. Fabian Riedner und Fabian Böhme über das Pro & Contra.

Von Fabian Böhme:
Die Grundverschlüsselung ist wahrlich nicht in jedem Fall positiv - doch nicht nur negative Aspekte bringt sie mit sich. Erstmal ist für die TV-Sender eine Lanze zu brechen: Man bezahlt Unsummen an Lizenzgebühren, weil das Programm nicht nur in Deutschland, sondern meist europaweit zu empfangen ist und damit quasi allen Zuschauern sprachlich zugänglich ist, die die deutsche Sprache beherrschen. Das Problem ist nicht erst seit gestern bekannt, doch mit der Grundverschlüsselung soll dies nun aufhören. Natürlich stellt diese Verschlüsselung eine weitere finanzielle Belastung für die Zuschauer dar, allerdings kann es positive Nebeneffekte haben.

Durch weniger Ausgaben für Lizenzen sparen die Sender und können das Geld weiter investieren. Möglich wären zusätzliche Ausstrahlungsrechte von Formaten, die man sonst wegen eines zu teuren Preises niemals hätte kaufen wollen. Die Programmvielfalt würde ungemein wachsen - und jeder hätte womöglich für seinen Geschmack etwas, was er sonst nicht gehabt hätte. So können zum Beispiel auch Risiken eingegangen werden - bei Misserfolg täte das nicht allzu sehr weh, wenn man es mit den Preisen vergleichen würde, die man hätte zahlen müssen, bevor das Signal verschlüsselt wurde.

Und wer weiß: Wenn der Originalton durch die Grundverschlüsselung in Mode kommt, können Fans vielleicht neue Folgen ihres Favoriten schon viel eher sehen. Die langwierige Synchronisation wäre damit unnötig und eine neue Episode eines Formats könnte zeitnah in Erstausstrahlung über den Bildschirm flimmern.

Viele Fans amerikanischer Produktionen finden ohnehin, dass der Originalton einfach das Beste sei und man die Filme oder Serien eigentlich nicht synchronisieren sollte. Das Problem, dass „alle Welt“ zusehen kann und auf Kosten deutscher Fernsehsender europaweit fernsieht, obwohl die Fernsehanstalten der Heimat theoretisch selbst die Ware kaufen müssten, bliebe damit aus - und der Fan kommt in den Genuss des Originaltons. Vielleicht weitet man es gar soweit aus, dass es einige neue digitale Kanäle gibt - mit Produktionen im O-Ton. Das wäre für jeden Fan ein Genuss. Man schaut seine Lieblingsserie in seiner Ursprache, ohne teure DVD-Käufe tätigen zu müssen.

Die Grundverschlüsselung hat ihre negativen Seiten, ja - doch die daraus resultierenden Neuerungen können durchaus angenehm ausfallen.

Von Fabian Riedner:
Mein Kollege Fabian Böhme erörterte eben die Vorteile einer Verschlüsselung der Free-TV-Programme über Satellit. Doch ich bin einerseits strikt dagegen, auf der anderen Seite glaube ich, dass sich die Fernsehzuschauer selbst schaden.

In der Bundesrepublik wird gerne Geld gespart und für Dinge, die man ohnehin auch kostenlos bekommen kann, ist kein Geld übrig. Dies ist auch ein Grund, warum sich nur ein kleiner Teil der Menschen für ein Premiere-Abonnement entscheidet und der Großteil der Bevölkerung lieber ein paar Jahre wartet, bis die Filme im Free-TV ausgestrahlt werden und zum Fußball schauen in die Kneipe geht.

Warum sollte man also künftig für die Kölner Fernsehsender RTL und VOX bezahlen? Zwar mischen noch einzelne kleinere Fernsehstationen mit, doch der Markt für Musikkanalabonnenten und andere Spartensender ist sehr klein. Für ein paar Videoclips, alte Filme und ein Haufen Werbung will der Zuschauer nicht bezahlen.

Bereits mit der Abschaltung des terrestrischen Fernsehens zeigte sich, dass viele Haushalte nicht auf das digitale Fernsehen umsattelten, sondern bis heute mit dem Ersten und Zweiten auskommen. So schaut Familie Meier aus Köln nicht mehr «Das Familiengericht» am Nachmittag sondern «Sturm der Liebe», die Qualität der öffentlichen Anstalten und die Abwechslung ist mit Ausnahmen höher als bei der privaten Konkurrenz.

Das Argument, die Fernsehsender würden mehr Investieren ist ebenso wenig glaubwürdig. Zwar ist das Tal der Niveaulosigkeit in Deutschland überwunden, doch stecken Fernsehsender nur in wichtige Dinge ihre schwerverdienten Millionen. Ein Dienst wie der englische Originalton würde sicherlich einem Prozent der Zuschauer gefallen, ob dieser eingeführt wird, ist fraglich.

Die Verschlüsselung der Fernsehprogramme kann durchaus positiv sein, doch nur für den Geldbeutel der Fernsehstationen. Für den Verbraucher wird sich nichts ändern, es fehlen ihm nur ein paar Euro im Monat in der Tasche. Das Programm, welches er serviert bekommt, bleibt wie immer.
16.03.2007 15:25 Uhr  •  Fabian Böhme und Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/19259