Sonntagsfragen an Christoph Maria Herbst
Er ist nicht nur «Stromberg», sondern ab Freitag auch Pechvogel Joachim Witte. Zum Start der neuen Sat.1-Comedy sprach Quotenmeter.de mit dem Schauspieler über «Hilfe! Hochzeit!», über die nun sehr guten Quoten von «Stromberg» und über eine mögliche Fortsetzung beider Formate.
Herr Herbst, ab Freitag, 13. April sind Sie in Sat.1 in «Hilfe! Hochzeit! Die schlimmste Woche meines Lebens» zu sehen. Für alle, die noch nie etwas davon gehört haben – worum geht es?
Das ist eine in sich abgeschlossene, siebenteilige Miniserie, die die letzten sieben Tage eines Bräutigams und einer Braut vor der Hochzeit zeigen. Erzählt wird die Zeit von Montag bis Sonntag, Sat.1 strahlt das Format als Weekly aus. Der Bräutigam hat in dieser Woche – für unsere esoterischen Freunde würde ich sagen – ein schlechtes Karma. Für den Endverbraucher würde ich sagen: Er zieht die Scheiße an wie ein Magnet. Joachim tappt also wirklich in jedes Fettnäpfchen. Er soll aber trotzdem kein Tollpatsch sein – ich habe mich zumindest bemüht, das so zu spielen. Im Endeffekt hat er einfach nur Pech.
Hinzu kommt auch, dass die Schwiegerfamilie ihn nicht leiden kann. Er kommt eher aus der Arbeiterschicht, der Schwiegervater war Richter am Bundesverfassungsgericht. Die Geschichte ist von den Engländern ganz wunderbar erzählt worden.
Dort lief das Format unter dem Namen «Worst Week of my life».
Richtig, unsere deutschen Autoren haben das Format aber auch kongenial adaptiert.
Es ist ja auch eine zusammenhängende Geschichte. Wer muss denn innerhalb der Zeit mehr durchmachen: Joachim Witte oder Jack Bauer?
(lacht) Das was Jack Bauer in Echtzeit erlebt – gestatten Sie den Kalauer – erlebt Joachim Witte in Endzeit. Die Serien sind durchaus vergleichbar (lacht) – wir wollen aber nicht vergessen, dass wir die Leute eigentlich schon zum lachen bringen wollen. Aber die schlimmste Woche ist ebenfalls richtig spannend. Wir enden mit Cliffhangern und ich denke schon, dass die Menschen am Ende einer Folge unbedingt wissen wollen, was Joachim am kommenden Tag verbockt. Jede Episode beginnt auch mit einer Voice-Over und der Gute nimmt sich aufs Neue vor, alles richtig zu machen.
Was hat Sie überzeugt, dass Sie nach «Stromberg» noch einmal eine ganze Serie drehen?
Wenn Sie jetzt mit meiner Agentin sprechen würden, würden Sie bei ihr offene Türen einrennen – sie hat mir eigentlich von dem Projekt abgeraten. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich das Format nicht gesucht habe, «Worst Week» hat vielmehr mich gefunden. Ralf Günther, einer der Geschäftsführer von Brainpool, die auch «Stromberg» produzieren, hat mir das Band mal vor eineinhalb Jahren gegeben. Ich hab mich dabei totgelacht und hätte es nicht ertragen, wenn das in Deutschland jemand anderes gespielt hätte.
Mich hat es also gereizt, dass ich selbst darüber lachen musste, dass schon von Anfang an klar war, dass es meine Wunschregisseurin Isabell Kleefeld inszeniert und Brainpool produziert. Zu guter letzt musste ich auch keine Angst haben, dass es davon jedes Jahr eine weitere Staffel gibt.
War es auch der Unterschied zur Rolle des Bernd Stromberg?
Ja, durchaus. Es ist auch schön, mal etwas Kommerzielles zu machen. Die Quoten von «Stromberg» - das weiß niemand besser als Sie – sind ja nun bei der dritten Staffel sehr, sehr gut. Wenn wir im Moment einen Strich drunter machen, dann sind alle glücklich. Aber das musste sich auch erst entwickeln. Dennoch: Grundsätzlich kann ProSieben mit der Quote nie wirklich unglücklich gewesen sein – sonst gäbe es jetzt keine dritte Staffel.
Ist eine zweite Staffel «Hilfe! Hochzeit!» demnach vollkommen ausgeschlossen?
Was ist schon vollkommen ausgeschlossen. Wenn ich Senderchef wäre und ich würde sehen, dass das Format funktioniert, dann würde ich sicherlich mal schauen, ob es in England mehrere Staffeln gab und ob das Ensemble noch mal mitspielen würde.
Würden Sie das denn? Ein Erfolg ist ja nicht unwahrscheinlich.
Das ist ja ein frommer Wunsch von Ihnen, das weiß keiner. Ich möchte darüber auch überhaupt keine Prognose machen. Es gab ja Formate, die in der Marktforschung wie eine Bombe eingeschlagen haben – die wollte dann niemand sehen. Umgekehrtes ist auch vorgekommen. Aber ausgeschlossen ist nichts.
Und der Christoph Maria Herbst würde zusagen?
Der Herbst muss jetzt schnell mal in die Rolle vom Herbst schlüpfen und würde dann sagen: Ja. Natürlich würde ich aber vorher gucken, welche Projekte noch interessant sind und mich mit meiner Agentur genau absprechen. Im Kleingedruckten meines Vertrages – so weit ich das gelesen habe – gibt es keine Klausel, die mich zu einer weiteren Staffel verpflichtet.
Joachim Witte und Bernd Stromberg – in welcher Figur steckt mehr Herbst drin? Eigentlich dürften Sie im Supermarkt doch hinlänglich als Stromberg bekannt sein?
Weiß ich nicht. Die sind mir beide sehr fern und beide sehr nah. Wenn ich eine Rolle interpretiere, dann bekommt sie auch immer Anteile von mir. Bei «Stromberg» sind die Bücher genial, deswegen fällt es mir leicht in seine Rolle zu schlüpfen – mit Joachim Witte habe ich auch nicht viel gemeinsam, aber: Ich habe diese Art von Pech und von „etwas falsch machen“ in meinem bisherigen Leben Gott sei Dank noch nicht erlebt.
Kommt es häufig vor, dass die Menschen Sie als «Stromberg» identifizieren?
Soweit es mir auffällt, werde ich höchstens angelächelt. Das fällt vor allem in den dunkleren Monaten auf, wenn alle Menschen eher griesgrämig dreinblicken. Dann festzustellen, dass plötzlich ein flüchtiges Lächeln über deren Gesicht huscht, ist ein schönes Kompliment. Ich glaube, die Menschen verbinden etwas Lustiges, Komisches und Angenehmes mit mir.
«Stromberg», «Hilfe! Hochzeit!», der «Wixxer» - derzeit spielen Sie in Berlin Theater. Wann machen Sie mal Urlaub?
Ich hatte zwischen den Projekten schon immer frei. Die Dreharbeiten von «Stromberg» liegen ja schon viele Monate zurück. Außerdem: Das Theaterstück, das ich gerade spiele, ist auch eine Art Urlaub – ich komme vom Theater und es wird auch immer meine Heimat bleiben.
Dort sind Sie jetzt nur noch wenige Tage zu sehen. Was machen Sie dann?
Das weiß ich noch nicht. Ich hätte auch nichts dagegen, im Frühling mal nichts zu machen und nur das Erwachen der Natur zu genießen. Es gibt dann aber sicherlich etwas in der Pipeline, von dem ich jetzt noch gar nichts weiß.
Fühlen Sie sich eher als Schauspieler oder als Komiker?
Als Schauspieler. Ich habe aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Komödie so etwas wie das Königsgenre ist. Als Comedian würde ich mich deswegen nicht bezeichnen, weil ich mich den Figuren, die ich spiele doch eher von der schauspielerischen Seite nähere. Ein Comedian gehört meiner Ansicht nach ohnehin eher auf die Bühne, wo er etwas vorführt oder kommentiert.
Gibt es Komiker, die Sie gerne häufiger im TV sehen möchten?
Ne, eigentlich nicht. Ich finde es immer klasse, wenn sich jemand rar macht. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man den Fernseher anmacht und man sieht immer dieselben Nasen. Furchtbar. Wen ich immer wieder sehen könnte – und das habe ich mit Millionen anderen gemein – das ist Hape Kerkeling. Auch er schafft es gut, sich zu deflationieren. Wenn er kommt, dann gucke ich fast immer. Das hängt auch mit diesem „Willst du gelten, mach dich selten“-Prinzip zusammen. Das ist ähnlich wie bei Peter Alexander. Zu Weihnachten gab es immer die Peter Alexander-Show, nur einmal im Jahr. Das war auch jedes Jahr mehr oder weniger das gleiche, dennoch hatte er geschätzte 180 Prozent Marktanteil.
Hatten Sie eigentlich noch daran geglaubt, dass «Stromberg» je gute Quoten holt?
Hm, ich habe das nie so verfolgt. Beim Sender ist das nachvollziehbar. Ich muss aber sagen, dass bereits nach der ersten Folge klar war, dass wir eine zweite Staffel drehen. ProSieben hat nie die Zuschauerzahlen genau abgewartet, man hat uns immer den Rücken freigehalten. Ich freue mich jetzt, dass ProSieben sich freut – die Jungs können auf der nächsten Hauptversammlung noch besser vertreten, warum sie damals Geld für eine dritte Runde ausgegeben haben. Ich stelle mich jetzt bei den guten Quoten aber nicht hin und sage: „Siehste – Quote – fantastisch. Hab’ ich immer schon gesagt“ – das wäre dann wohl sehr strombergisch.
Ohnehin: Ich halte nichts von dem ganzen Messverfahren und deswegen stelle ich mich jetzt – wo wir erfolgreich sind – auch nicht hin und lasse mich feiern.
Kürzlich war zu lesen, dass Sie aber nicht für eine vierte Staffel zur Verfügung stehen. Ändert sich Ihre Meinung nun vielleicht doch?
Das ist ja lustig, dass Sie das jetzt sagen. Ich bin da vollkommen falsch zitiert worden von diesem etwas nassforschen Medienmagazin, dessen vier Buchstaben mir in der richtigen Reihenfolge nicht einfallen wollen. Wissen Sie: Ich habe diesem Herren ein ellenlanges Interview gegeben. Dass der sich dann aber nicht zu schade ist und wahllos Sätze herauszieht, um diese in einen völlig falschen Kontext zu stellen, hat mich an Verfahren erinnert, die man nur von ganz schäbiger Boulevardpresse kennt.
Herr Herbst, dann sagen Sie Quotenmeter.de die Wahrheit. Wir werden sie exakt so veröffentlichen.
Das höre ich sehr gerne – dann quatsche ich ab sofort nur noch mit Ihnen. Es gibt ohnehin nur wenige Medienmagazine – da siebe ich mir nun mit einem sehr engmaschigen Sieb das Beste heraus – und deswegen sprechen wir jetzt miteinander. Um noch mal auf das vergangene Interview zu sprechen zu kommen: Ich denke, Sie verstehen, dass mich das verärgert. Man nimmt da einen Satz und verdreht ihn völlig. Und das passiert nicht nur einmal – anderen Kollegen ergeht das ja auch ständig so. Vor diesem Hintergrund muss ich dann solche Fragen beantworten.
Es war ganz einfach so: Ich habe damals gesagt – und ich sage es auch heute: Nachdem ich eine Staffel gedreht habe, würde ich nie direkt die nächste machen. Da habe ich den «Stromberg» einfach über. Das war nach der ersten Staffel so, das war nach der zweiten so und das ist auch nach der dritten so. Das hat aber nichts mit Stromberg zu tun, sondern mit Christoph Maria Herbst.
Im Klartext: Wenn ProSieben im Herbst, im Winter oder im Frühling 2008 auf Sie zu kommt und sagt: Mensch, Herr Herbst, wie wär’s mit sechs oder acht neuen Folgen? Dann würden Sie nicht schreiend wegrennen.
Auf gar keinen Fall. Natürlich würde ich dann möglicherweise weitermachen. Aber ich würde nie blanko für drei Staffeln auf einmal unterschreiben. Ich kann Ihnen eindeutig sagen, dass ich die „Kuh Stromberg“ nicht so lange melken will, bis ich selbst eine Laktose-Unverträglichkeit habe. Es gibt ja auch noch andere Getränke als Milch. Ich mach das nur solange, wie mir die Milch auch schmeckt. Konkret hängt das auch mit den Büchern und den Ideen für die entsprechenden Figuren zusammen.
Lassen Sie uns noch kurz über «Dr. Psycho» reden. Christian Ulmen spielt die Hauptrolle, Ralf Husmann hat das Format entwickelt. Trifft die Serie so ein bisschen das Stromberg-Virus? Von Kritikern hoch gelobt, aber quotentechnisch kein wirklicher Hit.
Ja, ich stecke in den Zuschauern nicht drin und das würde auch ein bisschen zu weit führen, wenn ich das täte. Ich war immer schon ein großer Christian Ulmen Fan und ich finde auch brillant was er da spielt. Auch bei Dr. Psycho ist das Ensemble super gecastet und über die Bücher von Ralf Husmann müssen wir ja eh’ nicht reden. Ich habe die ersten zwei Folgen gesehen – finde das ganz toll, es macht mir große Freude denen da zuzusehen. Was soll ich zu den Quoten sagen!?! Ich glaube es ist unheimlich schwierig über das Sehverhalten von Zuschauern Prognosen zu stellen. Ich denke aber, dass Dr. Psycho bei ProSieben gut aufgehoben ist weil das ist einer der wenigen Free-TV Sender, der einen lagen Atem hat.
Herr Herbst, ich sage Ihnen nun zwei Sätze und Sie stimmen zu, oder lehnen ab:
Die Deutschen lachen gerne.
Absolut.
Die Fernsehmacher werden zu schnell nervös, wenn’s mal nicht so läuft.
Das ist leider richtig, aber bei ProSieben eher selten.
Zum Abschluss stellen wir Ihnen noch kurze und knappe Sonntagsfragen.
Bei welcher Musik schalten Sie sofort um?
Bei „Boygroup-Zeugs“.
Welche Sendungen sehen Sie im deutschen Fernsehen sehr gerne?
Politische Magazine.
Wovor haben Sie Angst?
Dass mir ein Notarzt im Notfall Penicillin verabreicht, denn ich bin Penicillin Allergiker.
Herr Herbst – Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.