Sonntagsfragen an Guido Reinhardt (Teil II)
Der Executive Producer der drei RTL-Soaps stand Manuel Weis Rede und Antwort. Wie wird sich «Alles was zählt» weiterentwickeln und wie bewertet er die derzeitigen Quoten der Soap? Außerdem: Welche Ziele hat man bei «Verbotene Liebe»?
Sie haben vor etwa neun Monaten die dritte RTL-Soap, «Alles was zählt», gestartet. Inzwischen sind rund 200 Folgen gelaufen - in dieser Zeit ging es so heiß her wie in keiner anderen täglichen Serie. Größtes Lob gilt hier wohl den Headautoren, Frau Esser und Frau Höflich. Die spannende Frage ist: Können die beiden das erzählerische Niveau auch im nächsten Jahr halten?
Das Lob sollte nicht nur den beiden gelten, auch hier arbeitet ein ganzes Produktionsteam. Wir wussten von Anfang an: Wenn wir im Herbst 2006 mit einem weiteren täglichen Format an den Start gehen, dann mussten wir mehr bieten als die Konkurrenz. Das war unser Konzept: Die höchste Geschichtendichte, das höchste Production Value, was wir überhaupt in der Lage sind herzustellen. Das ist gelungen und da sich das Format nun etabliert hat, wollen wir alles daran setzen, dass wir das auch mit den kommenden 220 Folgen bieten können.
Sie müssen aber einige Abgänge verkraften. Fast die komplette Familie Sommer steigt zum Beispiel aus. Wie ersetzen Sie diese?
Das ist ein normaler Prozess - und es ist auch nicht so, dass alle davon freiwillig gegangen sind. Auch hier haben wir festgestellt, dass die Geschichten einiger Figuren zu Ende erzählt sind. Der wichtigste Bestandteil der Familie, nämlich Diana, bleibt uns erhalten. Außerdem haben wir schon früh auf die Wünsche der Zuschauer reagiert. Wir haben eine WG aufgemacht - darin wohnen jetzt die beliebtesten Figuren der Serie: Diana, Annette, Ingo und Roman.
Aber es werden doch sicher neue Gesichter auftauchen.
Das ist zum Teil ja auch schon passiert. Besonders freue ich mich auf die Mutter von Simone Steinkamp - da haben wir uns gefragt: Wieso ist Simone so geworden wie sie ist? Und da ist es klar, dass sie eine noch heftigere Mutter haben muss. Aber nicht nur das: In den nächsten drei, vier Monaten wird es noch einige Überraschungen geben.
Bei «Alles was zählt» gibt es Figuren, die bisher noch nie eine richtige eigene Geschichte hatten. Roman zum Beispiel - oder auch Keule war nur selten zu sehen. Ähnlich erging es Opa Lutz. Ändert sich das oder sollen die Figuren weiterhin nur nebenher mitlaufen?
Roman wird beispielsweise eine große Geschichte bekommen. Genau das ist aber das Schöne bei diesem Format: Der Cast besteht aus vielen Individualisten, die per se schon sehr unterhaltsam sind, allein dadurch, wie sie auf dem Schirm agieren. Ich erinnere da nur an Simone Steinkamp...
...die ist wirklich klasse...
...ja, da bin ich selbst der größte Fan.
Besonders aufwändig sind die Dreharbeiten im Eisstadion in Köln. Wie läuft das jetzt nach fast einem Jahr?
Sehr routiniert. In der Anfangszeit war das sehr schwer für uns - es war Neuland. Mittlerweile haben wir viel dazugelernt und haben viele Dinge auch extra darauf abgestimmt.
Quotentechnisch liegen Sie in etwa auf Senderschnitt - aber «Alles was zählt» hat auch schon bessere Tage gesehen - da lag man bei fast 18 Prozent, derzeit sind es eher 15 Prozent. Gehen Sie dennoch davon aus, dass das Format noch eine lange Laufzeit vor sich hat?
Momentan sind wir eher bei 16 Prozent. Ich glaube, wir brauchen gar keine große Aktion um die Zahlen zu pushen - wenn wir unsere jetzige Qualität halten können, dann werden die Quoten weiter steigen und dann ist auch eine lange Laufzeit garantiert.
Vorhin haben Sie erwähnt: Als es schon einmal eine Serienschwemme gab - Ende der 90er, da haben nur die vier etablierten Soaps überlebt. Wieso überlebt dieses Mal «Alles was zählt»?
Ich glaube, wenn überhaupt eines der neuen Formate die Chance hat, lange Zeit on Air zu bleiben, dann ist es «Alles was zählt». Schauen Sie sich doch einmal die Zielgruppen-Marktanteile der Serien bei den öffentlich-rechtlichen Sendern an: Da kann kein Format mit uns mithalten. Im Gesamtmarkt mögen manche sensationell vertreten sein, bei den 14- bis 49-Jährigen aber auf keinen Fall. Sprechen wir über die Kernzielgruppe 14 bis 49, dann wird «Alles was zählt» in den nächsten Jahren Bestandteil der deutschen Serienlandschaft sein.
«Verbotene Liebe», wird auch von Grundy UFA produziert und ist nach wie vor eine Soap, die eher die Geschichte von reichen und gut situierten Menschen erzählt. Warum ist die Serie dennoch erfolgreich oder ist sie es gerade deswegen?
Gerade deswegen. Sie bietet eine perfekte Serienwelt. Ich erinnere mich da an «Dallas», das war auch eine Welt, die wir Deutschen noch nie gesehen haben.
Sind Sie zufrieden mit den aktuellen Quoten?
Na klar. So lange wir uns sehr gut vom «Marienhof» abgrenzen können, sind wir auch da sehr gut aufgestellt.
Zum Abschluss auch an Sie kurze und knappe Sonntagsfragen: Herr Reinhardt, sollten Sie mal ein kleines Problem an der Backe haben, das mal eben gelöst werden müsste: Welchen Soap-Bösewicht würden Sie engagieren?
Da brauche ich gar nicht überlegen. Jo Gerner natürlich - er ist der Beste.
In welche Soap-Figur könnten Sie sich am ehesten verlieben ?
Ui, schwere Frage (lacht). Da würde ich ja jetzt verraten, auf welchen Typ ich am ehesten stehe. (überlegt) Sagen wir es so - und mit einem deutlichen Schmunzeln: Simone Steinkamp wäre sicherlich interessant.
Welche Soap verpassen Sie nie?
Also es ist natürlich so, dass ich alle Soaps hin und wieder anschaue, einfach um zu wissen, was die Konkurrenz macht. Wirklich regelmäßig verfolge ich aber wirklich nur «Unter Uns», «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».
Ich bedanke mich für das Gespräch.