Eine ewige zweite Halbzeit und ein noch längerer Atem
Der Gewinner der Woche ist Premiere-Chef Kofler. Er wird in einem Monat wieder die Bundesliga im Pay-TV zeigen können.
So recht mag Dr. Georg Kofler, seines Zeichens Premiere-Chef, in den vergangenen Monaten wohl selbst nicht mehr daran geglaubt haben, dass seine Mannschaft in absehbarer Zeit die Bundesliga für eine breite Masse von Menschen übertragen wird. Es sah auch wirklich nicht gut aus. Zunächst scheiterte der – doch ein wenig seltsame Plan – die Internetrechte einfach über spezielle Geräte in das Kabelnetz einzuspeisen. Und dann verkauften auch noch einige der Premiere-Vorstände ihre Premiere-Aktien.
Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte: Der Druck auf den Bundesligasender arena wuchs und wuchs. Nicht nur Mutterkonzern Unity Media war angesichts der desaströsen Zahlen des Senders unzufrieden, auch die DFL war alles andere als glücklich mit dem neuen Partner der Liga. Hauptkritikpunkt von Seiten der DFL: Zu wenige Kunden. Offizielle Zahlen gab der Sender – wohl aus gutem Grund – nicht mehr bekannt. In den Medien geistert jedoch die Zahl 1,10 Millionen herum.
Und in diesem Punkt kommt Premiere-Boss Kofler ins Spiel. Dieser sagte im Januar 2006, die Bundesliga sei noch nicht verloren, die zweite Halbzeit habe gerade erst angefangen. Und – um in dieser Sprache zu bleiben – bis zur 92. Minute sah man wenig von Kofler. Er beteiligte sich nicht mehr am Spiel, stand eher regungslos am Spielfeldrand. Dass ihm der Ball dann auf Grund mehrerer haarsträubender Fehler des gegnerischen Teams vor die Füße fiel, hatten Experten aber bereits in der 50. Minute vorausgesagt.
Kofler hatte viel Luft und bewies Hartnäckigkeit – damit ist er der große Gewinner, wenngleich sein TV-Sender nun viel Geld in die Hand nehmen muss, um die Rechte von arena zu kaufen. Geld, das für die Bundesliga eigentlich nicht eingeplant war. Dennoch hat der Münchner Sender alle Trümpfe in der Hand. Denn: Bei der nächsten Rechtevergabe ist ein Zuschlag für Premiere so gut wie sicher. Wer aber ist der clevere TV-Manager Kofler, der in der Branche höchstanerkannt, aber auch für seine sehr emotionale Art bekannt ist?
Geboren wurde Kofler 1957 in Südtirol, er studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien und promovierte dort auch. Zunächst arbeitete er als Assistent des ORF-Intendanten, wurde dann Büroleiter von Leo Kirch. Von 1988 bis 2000 war Kofler Geschäftsführer und später Vorstandsvorsitzender von ProSieben. Privat lebt er mit Ex-9Live-Chefin Christiane zu Salm zusammen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter.
07.07.2007 14:15 Uhr
• Manuel Weis
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