Die Kritiker: «Die Hippies»

Inhalt
Die Hippies' ist die lebhafte und bewusstseinserweiternde Erkundungsfahrt in einen Abschnitt der Zeitgeschichte, der von Kontroversen und Missverständnissen geprägt ist. Die Dokumentation zeigt die Wurzeln der Gegenkultur im ausgehenden 19. Jahrhundert und im Nonkonformismus der Beat Generation der 40er Jahre. Thematisiert werden alle Aspekte der Bewegung wie die freie Liebe, die Friedensbewegung, Drogen, fernöstliche Religionen, Kommunen, Gestalttheorie und makrobiotische Ernährung.

Weiter stellt die zweistündige Sendung die so genannten Gurus wie Marshall McCluhan, Timothy Leary, Allen Ginsberg, Jerry Rubin, Gloria Steinem, Dick Gregory vor, deren Gedanken und Handlungen die Hippie-Bewegung inspirierten. Im farbenfrohen Stil dieses geschichtlichen Abschnittes wird zeitgenössisches Originalbildmaterial mit Experteninterviews verbunden. Darüber hinaus lebt die Dokumentation von Zeitzeugenbefragungen, wodurch die gespaltene Sichtweise der Hippie-Kultur veranschaulicht wird.

Ausgehend von der oberflächlichen Definition, die den Ursprung der Gegenkultur stets in der durch Drogen und Rock'n'Roll bedingten Verwahrlosung der Mittelschichtjugend sah, werden komplexere Zusammenhänge erläutert. Die Opposition zu einem vermeintlichen Konfrontationskurs der Politik ist einer der Aspekte, denen die Sendung nachgeht. Auch werden die Folgen der Hippie-Kultur und deren Prinzipien bis in unsere Gegenwart erörtert. Als Beispiel dient das Internet, dessen Begründer nicht zuletzt von den Prinzipien der Offenheit und des Egalitarismus getrieben wurden.

Kritik
«Die Hippies» beleuchtet den Werdegang einer ganzen Generation, die über alternative Lebensarten philosophierten und sie auslebten. Selbst die heutige Zeit ist durch diese Aussteiger noch stark geprägt, auch wenn wir dies im Alltag nicht immer erkennen.

Die Dokumentation beschreibt sehr ausführlich die Entstehung dieser neuen Lebensphilosophie und wie sie sich – auch im Hinblick auf historische und zeitgeschichtliche Ereignisse und als Reaktion darauf – immer weiterentwickelte. Von der Kiffermetropole San Francisco bis hin zu Woodstock wird kein relevantes Ereignis ausgelassen. Doch da immer wieder vom Thema abgekommen wird und minutenlang unwichtige Details (zum Beispiel medizinische Auswirkungen der Droge LSD) diskutiert werden, wird die Dokumentation äußerst langatmig, auch wenn versucht wurde, durch Interviews von Zeitzeugen und Professoren ein wenig Spannung zu erzeugen. Eine zeitliche Straffung hätte hier gut getan.

Gut ist, dass man sehr viele Originalaufnahmen aus der damaligen Zeit verwendet hat, wodurch die Dokumentation authentisch wirkt. Da diese Aufnahmen allerdings immer von einem Off-Sprecher kommentiert werden, enthält man dem Zuschauer die Möglichkeit vor, sich selbst eine Meinung zu bilden. Problematisch ist auch, dass dieser Zweiteiler wahrscheinlich nur Geschichtsbegeisterte interessieren wird, da eine gewisse historische Kenntnis der damaligen Zeit Voraussetzung ist, um manche Zusammenhänge zu verstehen, da sie nicht explizit erläutert werden. Für einen Laien erschwert dies das Verständnis unnötig.

Insgesamt ist «Die Hippies» also ein durchaus ansehbarer Zweiteiler, an den man aber nicht zu hohe Erwartungen stellen darf.

The History Channel zeigt «Die Hippies» am Samstag, den 14. Juli 2007, um 20.00 Uhr.
13.07.2007 11:34 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/21108