Chaos und Kündigungen: Sat.1 trennt sich wohl von Kausch

In Berlin herrscht derzeit offenbar dicke Luft. Die neuen Finanzinvestoren von ProSiebenSat.1 wollen viele Mitarbeiter entlassen – davon sind besonders die Info-Sendungen von Sat.1 betroffen. Insidern zufolge wird auch Thomas Kausch nicht mehr zu sehen sein.

Logo: Sat.1Schlechte Nachrichten für Sat.1: Wenige Wochen nach dem Investorenwechsel kommt es für den Berliner Sender offenbar schlimmer als selbst Skeptiker des Deals im Vorfeld befürchtet hatten. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wird derzeit offen über einen Personalabbau diskutiert, der schon in der kommenden Woche bekannt gegeben werden soll.

Von den Plänen zum Jobabbau seien konzernweit bis zu 200 Mitarbeiter betroffen, heißt es im Haus, davon etwa 60 bei Sat.1 - das entspräche dort rund einem Viertel der Belegschaft. Von einem „Renditedruck“ der Finanzinvestoren KKR und Permira ist die Rede, der wohl auch Auswirkungen auf das Programm haben wird. Denn vor allem an den Nachrichtensendungen von Sat.1 soll gespart werden – während sich die Aufsichtsräte höhere Gehälter genehmigen lassen. Das nach längerer Durststrecke inzwischen fest etablierte Magazin «Sat.1 am Mittag» soll ebenso wie «Sat.1 am Abend» eingestellt werden, die Redaktion des Boulevardmagazins «blitz» wird offenbar verkleinert.

All dies wollte Sat.1 nicht bestätigen - sehr wohl aber das Ende der «Sat.1 News»-Nachtausgabe. Wie Sat.1-Sprecherin Kristina Faßler am Samstag auf Anfrage des Online-Fernsehmagazins Quotenmeter.de bestätigte, soll die bereits vor einigen Wochen gekürzte Sendung ab dem 31. August 2007 mangels Zuschauerinteresses eingestellt werden.




Foto: Sat.1/Markus HintzenEin Rückschlag für Sat.1, sollte unter dem damaligen Geschäftsführer Roger Schawinski das Nachrichtenprofil des Senders doch deutlich gestärkt werden – im Zuge einer „Informationsoffensive“ wurde Thomas Kausch (Foto) als neuer Nachrichten-Anchor vor fast drei Jahren vom ZDF geholt. Mit ihm verhandelt Sat.1 derzeit über seine Entlassung. Zwischen Kausch und dem Sender soll es in der vergangenen Zeit vermehrt Differenzen gegeben haben, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Mit der Entlassung beschäftigen sich derzeit Anwälte beider Seiten, heißt es. In Berlin wollte man das nicht bestätigen – Kausch verweile derzeit im Urlaub.

Ob Thomas Kausch danach wieder die «Sat.1 News» präsentieren wird, ist ungewiss. Laut „Süddeutscher Zeitung“ werde erzählt, dass die Nachrichtenredaktion verwundert zur Kenntnis nahm, dass Kausch eine Moderation ausfallen ließe, weil er an der Verabschiedung des israelischen Botschafters beiwohnte.

Logo: PermiraStreit in der Nachrichtenredaktion und drohende Entlassungen – dem seit Monaten in der Quotenkrise steckenden Sender stehen schwere Zeiten ins Haus. Genau das benötigen die ohnehin schon gebeutelten Berliner derzeit am wenigsten. Hatten Finanzchef Lothar Lanz und Permira-Deutschland-Chef Thomas Krenz vor Monaten noch versichert, es werde keinen Jobabbau geben, räumt inzwischen selbst Konzernchef Guillaume de Posch ein, dass ein solcher Schritt bevorsteht. Er will die Rendite in den nächsten Jahren von derzeit 22,2 Prozent auf bis zu 30 Prozent steigern, heißt es im „Spiegel“. Auf dem Konzern sollen zudem über vier Milliarden Euro Schulden lasten. Durch die Integration von SBS, die im Konzern unter dem Arbeitstitel „One World“ betrieben wird, sollen weitere Stellen wegfallen.

Aber auch in der Causa Kausch sollte die Frage des Geldes nicht außer Acht gelassen werden. Ein „einfacher“ Nachrichtensprecher kostet den Sender wohl deutlich weniger. Was auch immer zwischen dem Sender und Kausch vorgefallen ist - es muss im Jahr 2007 passiert sein. „Matthias Alberti ist ein sehr rationaler Mensch und auf jeden Fall weniger emotional als Roger Schawinski“, sagte Kausch noch im Dezember vergangenen Jahres im traditionellen Jahresrückblick auf Quotenmeter.de über den neuen Sat.1-Chef. „Gleichzeitig ist er aber sehr sensibel und hat ein großes Herz. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und deswegen ist meine Arbeit überhaupt nicht beeinflusst.“ Auf die Nachfrage, ob er somit nicht den Harald Schmidt machen würde und den Sender fluchtartig verlasse, antwortete er damals lachend: „Nein, da habe ich keine Veranlassung dafür.“

Heute ist das wohl anders. Sat.1-Chef Alberti kündigte an, Sat.1 werde „das neue Leitmedium des neuen Mainstreams“. Für den einst als „besten News-Anchor“ gefeierten Thomas Kausch ist darin wohl kein Platz.
14.07.2007 15:15 Uhr  •  Alexander Krei / Manuel Weis  •  Quelle: Spiegel, SZ, Quotenmeter.de Kurz-URL: qmde.de/21133