Sat.1: 'Ein unüberschaubares Chaos'

Bei Sat.1 geht es drunter und drüber. Entlassungen und kurzfristige Absetzungen wurden in den vergangenen Tagen bekannt. Michael Reufsteck schätzt die Lage ein.

Weitere 40 Mitarbeiter müssen den Sender Sat.1 verlassen vermutete der Deutsche Journalisten Verband (DJV) am Montag. Senderchef Alberti hatte zu Wochenbeginn bekanntgegeben, dass die Redaktionen der letzten beiden werktäglichen Magazine, «Blitz» und «Frühstücksfernsehen», zusammengelegt werden. In der Woche zuvor hatte Sat.1 das sehr erfolgreiche «Sat.1 am Mittag» von einem Tag auf an den anderen gekippt.

Quotenmeter.de-Experte Michael Reufsteck, SWR 3-Moderator und Autor des Fernsehlexikons (www.fernsehlexikon.de), schätzt die Lage ein:
Plötzliche Absetzungen sind für die Mitarbeiter der betroffenen Sendungen immer übel. Es ist schlicht undankbar, eine Sendung, für die viele Menschen gearbeitet haben, quasi ohne Warnung von heute auf morgen abzusetzen. Ich kann auch den sofortigen Einspareffekt nur bedingt erkennen, der dadurch entstehen soll, da die Mitarbeiter noch eine Weile bezahlt werden müssen.

Aus programmlicher Sicht sind die Abetzungen nicht der Untergang des Abendlandes, auch wenn viele Journalisten diesen Eindruck erwecken, die die Sendungen offenbar nie gesehen haben. Denn "Nachrichtensendungen", wie sie in der vergangenen Woche so oft genannt wurden, waren «Sat.1 am Mittag» und «Sat.1 am Abend» nicht. Es waren Boulevardmagazine ohne nennenswerten Informationsgehalt.

Reufsteck zur Frage der Nachvollziehbarkeit:
Nachvollziehbar ist für mich nichts mehr, was bei Sat.1 passiert. Das ist im Moment ein unüberschaubares Chaos.

Reufsteck zu den «Sat.1 News», die künftig ohne Thomas Kausch auskommen müssen, auf den der Sender verzichtet:
Ist es nicht eher so, dass Thomas Kausch auf Sat.1 verzichtet? Für Sat.1 ist die Summe aus den Geschehnissen zumindest ein enormer Imageschaden. Da der Moderationsposten der Hauptnachrichten aber ohnehin so oft neu besetzt wurde wie bei keinem anderen Sender, kommt es auf einen weiteren Wechsel womöglich auch nicht an.
24.07.2007 11:05 Uhr  •  Manuel Weis  •  Quelle: Quotenmeter.de Exklusiv Kurz-URL: qmde.de/21314