Sonntagsfragen an Christof Königstein

Am Mittwoch gab das ZDF die Verlängerung der Telenovela «Wege zum Glück» bekannt. Mit dem Redaktionsleiter Unterhaltung/Wort I, Christof Königstein, sprach Manuel Weis über die Hintergründe der Entscheidung. Was erwartet die Zuschauer, wie bewertet der Sender den Markt der Telenovelas und wann steigen die jetzigen Hauptdarsteller aus?

Herr Königstein, bevor wir ins Spezielle gehen: Wie zufrieden sind Sie allgemein mit «Wege zum Glück»?
Wir gehen mit «Wege zum Glück» bereits ins vierte Jahr. Begonnen hat alles mit «Bianca – Wege zum Glück», es folgte «Julia – Wege zum Glück». Als die Liebesgeschichte von Julia zu Ende erzählt war, haben wir den Namen aus dem Titel genommen und damit «Wege zum Glück» als Reihe stärker kenntlich gemacht. Aktuell erzählen wir die Geschichte von Nina und werden dann Luisa als Hauptdarstellerin haben.

Das ZDF hat mit der ersten deutschen Telenovela «Bianca – Wege zum Glück» begonnen und einen neuen Standard gesetzt. Es gab dann viele Trittbrettfahrer, die auf das Format Telenovela gesetzt haben – mit mehr oder weniger großem Erfolg. Das ZDF selbst war und ist sehr zufrieden mit diesem Format – letztlich haben wir damit unseren Nachmittag in Schwung gebracht. Die Quoten sind mit etwa 20 Prozent nach wie vor super – von «Wege zum Glück» ist also nur Positives zu berichten.

Sie haben 240 weitere Folgen in Auftrag gegeben. Eine etwas seltsame Episodenanzahl, weil sie eben doch etwas ungerade ist. Deswegen: Warum nicht gleich 250 Episoden – wie bei der vorherigen Verlängerung auch?
Die Zahl 240 hat sich aus verschiedenen Gründen ergeben: Zum Beispiel bedeuten 240 neue Kapitel ein weiteres Sende-Jahr. Lassen Sie mich dazu aber noch sagen, dass ich schon mehrfach gelesen habe, dass das ZDF seine Telenovela verlängert. Das ist nicht richtig und klingt so, als würden wir da etwas strecken oder ausdehnen. Das machen wir gerade nicht. Unter unserer Dachmarke «Wege zum Glück» erzählen wir immer schöne, abgeschlossene Liebesgeschichten – und jetzt kommt eben eine weitere hinzu.

Gehen wir doch ein bisschen ins Detail. Es wird ein neues Traumpaar geben – erzählen Sie den Fans doch ein wenig, was das Besondere sein wird. Wie sind die neuen Hauptfiguren?
Ich will da noch gar nicht so viel aus dem Nähkästchen plaudern. Unsere neue Figur heißt Luisa und die wird wieder viele, spannende Irrungen und Wirrungen durchleben müssen. Leidenschaft und Emotionen werden in unserer Telenovela großgeschrieben und - das merken wir u.a. an den ständigen Diskussionen im Forum - das kommt extrem gut an. Luisa ist – wie sich das für die Heldin einer Telenovela gehört – sowohl eine romantische wie auch moderne Frau, die sich behaupten und für ihre große Liebe kämpfen muss. Ganz wie im richtigen Leben übrigens. Im Leben stehen und romantisch sein widerspricht sich nicht.

Gespielt wird Luisa von Susanne Berckhemer, die Anfang Oktober 2007 in der Hauptrolle unserer 75. «Rosamunde Pilcher»- Folge "Sieg der Liebe" zu sehen ist. In «Wege zum Glück» verliebt sie sich in Simon - gespielt von David Kramer - und muss mit den heftigen Intrigen ihrer Stiefschwester Nora (Anja Boche) zu Recht kommen.

Ganz wichtig ist: Alle drei Schauspieler drehen bereits, so dass die Zuschauer Zeit haben werden, sich an die neuen Hauptfiguren zu gewöhnen. Wir werden dann einige Zeit zwei Traumpaare haben, denn Nina und Ben müssen ja auch erst noch zueinander finden.
Ab wann sind Luisa und Simon auf dem Bildschirm zu sehen?
Etwa ab Anfang Oktober 2007 kann man sich ein erstes Bild von unseren beiden neuen Figuren machen.

Würden Sie mir recht geben, wenn ich sage, dass Sie sich mit Luisa wieder für eine recht klassische Telenovela-Figur entschieden haben?
Ich denke, wir hatten bisher immer klassische Figuren. Wobei Sie klassisch erst einmal näher definieren müssten.

Nehmen wir die Serie «Rubi» als Beispiel, die RTL demnächst zeigen wird. Da ist die Hauptdarstellerin der Telenovela die Böse, auch Lisa Plenske war ja keine klassische Figur.
In Südamerika gibt es die Telenovelas seit vielen Jahren. Entsprechend gibt es auch ganz viele verschiedene Erzählmodelle. Zum einen das klassische „Aschenputtel"-Modell, zum anderen natürlich auch gewagtere Formen. Wenn man das so lange macht, probiert man selbstverständlich auch neue Wege aus. Wir haben da noch einige Zeit vor uns. Irgendwann werden wir vielleicht auch dahin kommen und eine „Böse" als Titelfigur nehmen. Bei uns ist dieses Genre noch relativ jung. Wir tun also momentan gut daran, die Geschichte der modernen und romantischen Frau in den Vordergrund zu stellen, die vom hässlichen Entlein – oder was auch immer – zum stolzen Schwan wird.

Über zwei Millionen Menschen gucken derzeit ungefähr zu – sie alle wollen natürlich wissen: Wann erleben Ben und Nina denn ihr Happy End?
Der ungefähre Termin steht zwar fest, aber den verrate ich jetzt nicht. Schauen Sie doch einfach rein, es wird noch sehr spannend. Nur soviel: Es dauert schon noch eine Weile.

Nina und Ben werden die Serie dann wohl verlassen und vermutlich werden Sie auch nicht alle anderen Schauspieler überzeugen können noch einmal ein ganzes Jahr dranzuhängen. Gibt es schon weitere definitive Aussteiger?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist da noch nichts definitiv. Natürlich ist es so, dass Darsteller, die über einen so langen Zeitraum mit dabei sind, irgendwann einmal sagen, dass sie etwas anderes machen möchten. Da gibt es aber keinen bestimmten Zeitpunkt für alle, das wird immer mal wieder passieren. Aber dass neue, interessante Charaktere hinzu kommen kann ich schon verraten.

Susanne Berckhemer spielt die neue Hauptfigur – und sie ist eine der großen Telenovela-Expertinnen in Deutschland. Sie hatte eine Rolle in «Verliebt in Berlin» und sie war in «Tessa» die große Liebesgegnerin der Hauptfigur. Haben Sie sie auch wegen ihrer großen Erfahrung ausgewählt?
Erfahrung ist immer gut. Ob diese – wie bei Susanne Berckhemer – aus der Telenovela kommt, oder zum Beispiel vom Theater ist dann eher zweitrangig. Wichtig ist aber, dass die Darsteller im Ensemble funktionieren. Das kann man im Theater am besten sehen. Und letztlich ist eine Telenovela auch immer ein Ensemble-Stück. Susanne Berckhemer hatte übrigens nicht nur Rollen in Telenovelas, sondern auch am Theater und in TV-Movies. Sie hat eine besondere Ausstrahlung über den Bildschirm und ein sehr romantisches Charisma.

Ihre neue Hauptfigur reiht sich aber auch vom Alter in die bisherige Gilde der ZDF-Telenovela-Stars ein. Wie wichtig sind Ihnen denn die ganz jungen Zuschauer, wie wichtig die 14- bis 49-Jährigen? Oder sagen Sie: Wir nehmen gerne alle.
Natürlich freuen wir uns über jeden Zuschauer. Sagen wir es so: Wir möchten in allen Zielgruppen gute Werte haben. Aber am Nachmittag ist es erfahrungsgemäß so, dass da die Frauen mittleren Segments am stärksten vertreten sind. Dort erzielen wir die höchsten Quoten. Und die sollen natürlich vorrangig auf dem Bildschirm das finden, was ihnen auch gefällt. Wir wissen aus dem Forum oder von den Fantagen allerdings, dass wir auch viele junge Zuschauer haben. Wir versuchen also niemanden aus dem Auge zu verlieren.

Die große Flut der neuen Telenovelas ist ja nun vorbei. Einige Formate liegen sogar schon wieder auf dem TV-Friedhof, schließen Sie für 2008 eine weitere Telenovela im Programm aus?
Für das ZDF schließe ich eine zweite Telenovela aus, ja. Man weiß zwar nie, was die Zeit bringt, aber wir mussten mit «Tessa» entsprechende Erfahrungen machen, hatten schlechte Quoten. Es war eine gewisse Sättigung des Marktes eingetreten – und das ist bis heute so. Diese Sättigung bezieht sich jedoch nicht grundsätzlich auf das Genre, sondern auf die Gesamtzahl der Angebote. Man kann nicht zehn oder fünfzehn tägliche Serien des gleichen Genres zeigen – das ist einfach zu viel. Wir vom ZDF haben jedenfalls erkannt, dass ein Telenovela- Format im Moment für uns ausreicht.

Es gab kürzlich noch eine Personalie, die viele vielleicht gar nicht mitbekommen haben. Ihre Chefautorin, Petra Bodenbach, hat die Serie verlassen. Möchten Sie vielleicht an dieser Stelle noch ein paar Worte über sie verlieren.
Petra Bodenbach hat das Format schon vor einiger Zeit verlassen – übrigens auch ein ganz normaler Vorgang. Sie hatte den Wunsch mal etwas Anderes zu machen, sich zu verändern. Dem haben wir uns nicht verschlossen – mit einem weinenden Auge bei uns, aber auch mit einem lachenden, weil Petra Bodenbach wertvolle Arbeit geleistet hat und wir ihren Wunsch gut verstehen konnten. Uschi Müller hat jetzt ihre Aufgaben übernommen und das läuft prima. Alles ging nahtlos weiter. Wir sind sehr zufrieden. Das Erbe von Frau Bodenbach ist also in sehr guten Händen - was man auch den Quoten entnehmen kann.

Letzte Frage an Sie, Herr Königstein: Haben Sie eine Lieblingsfigur in «Wege zum Glück»?
Alle Hauptfiguren, die wir bisher hatten, habe ich geliebt. Von Bianca über Julia bis zu Nina. Und ICH weiß auch schon mehr über Luisa und konnte sie bereits fest in mein Herz schließen.
19.08.2007 10:22 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/21784