Das neue Fernsehjahr steht bevor, doch noch einmal blicken wir zurück auf die vergangenen zwölf Monate. Während VOX zu den großen Gewinner zählt, mussten vor allem ARD, ZDF und Sat.1 bei den Jungen schmerzhafte Verluste hinnehmen.Viele Wiederholungen prägten das Bild im vergangenen Monat, ehe die Sender nun allmählich wieder mit neuen Programmen in die Saison starten. Mangels Konkurrenz können die Sender jedoch zum Teil vergleichsweise leicht punkten beim Publikum.
Alle Zuschauer (August 2007)Am besten gelang das der ARD: Im Schnitt erreichte das Erste einen Marktanteil von 13,9 Prozent beim Gesamtpublikum. Verglichen mit dem Vormonat konnte man sich damit um satte 1,7 Prozentpunkte steigern – so viel wie kein anderer Sender.
Auf den Zweitplatzierten, das ZDF, hatte man 1,6 Prozentpunkte Vorsprung. Die Mainzer schnitten mit 12,3 Prozent leicht schwächer ab als im Vormonat und mussten vor allem im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich Federn lassen. Damals lag der Marktanteil noch deutlich über 14 Prozent. Von guten Zeiten waren auch die Kollegen von RTL deutlich entfernt. Zahlreiche Flops prägten das Bild in den vergangenen Wochen: So ging man am Montagabend mit «Surprise, Surprise» und Tine Wittlers «Einsatz in vier Wänden» ebenso unter wie freitags mit «Entern oder kentern». Die Folge war ein schwacher Marktanteil von 11,8 Prozent beim Gesamtpublikum. Zuletzt sah es im Dezember des vergangenen Jahres ähnlich schlecht aus.
Doch auch Sat.1 hatte erneut nur wenig Glück und verfehlte mit 9,7 Prozent zum zwölften Mal in Folge einen zweistelligen Durchschnittswert. Im Vergleich zum Juni 2007 konnte sich der Berliner lediglich um 0,1 Prozentpunkte steigern. Bei ProSieben verharrte man mit 6,4 Prozent auf dem durchwachsenen Vormonatswert. Immer näher rückt Konkurrent VOX, der mit 5,9 Prozent einmal mehr einen neuen Senderrekord für sich verbuchen kann. Bemerkbar machten sich unter anderem die trotz Wiederholungen erfolgreichen Krimi-Serien, aber auch die erfolgreich verlängerte Doku-Soap «Goodbye Deutschland» und die neue Mälzer-Show «Born to Cook». RTL II und kabel eins mussten jeweils leicht abgeben und lagen bei 4,1 und 3,5 Prozent.
14- bis 49-Jährige (August 2007)In der Zielgruppe ist RTL nach vor Marktführer – mit einem dicken Polster, das allerdings nicht mehr ganz so dick ist wie noch im Juli 2007. Der Kölner Sender erreichte im August 2007 nur noch 15,3 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und war damit nur etwas besser als in den WM-Monaten Juni und Juli des vergangenen Jahres. Das sollte den Verantwortlichen durchaus zu denken geben, wenngleich der September 2007 mit der Rückkehr bewährter Formate wieder etwas Besserung verspricht. ProSieben landete mit 11,5 Prozent unverändert auf dem zweiten Platz und hofft für den kommenden Monat vor allem auf den komplett erneuerten Serien-Mittwoch. Flops wie «Survivor» und der mit Mystery und Comedy wenig erfolgreiche Montagabend konnten dank «Popstars» und «Gülcans Hochzeit» ein wenig kompensiert werden.
Sat.1 konnte seinen Marktanteil von 10,7 Prozent vom Juli 2007 aufrecht erhalten. Fast unvorstellbar: Noch vor einem Jahr konnte der Berliner Sender die 12-Prozent-Marke knacken. Ob neue Folgen von «Navy CIS» und «Criminal Minds» im kommenden Monat Flops wie «Rich List» und «Ein Job – Deine Chance» auszugleichen wissen, bleibt abzuwarten. Allerdings kommt VOX dem Berliner Sender inzwischen bedenklich nahe: Aus dem Sat.1-Vorsprung von mehr als vier Prozentpunkten sind innerhalb eines Jahres nur noch 2,5 Prozentpunkte geworden. Mit 8,1 Prozent lief es für den „kleinen“ Kölner Sender auch bei den Werberelevanten so gut wie nie zuvor.
Einbußen gab es für RTL II: Mit 6,6 Prozentpunkt musste man verschmerzbare 0,2 Prozentpunkte abgeben, für die Kollegen von kabel eins fiel das Minus mit 0,5 Prozent dagegen schon deutlicher aus. Nur noch 5,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen schalteten das Programm des Senders ein. Die Öffentlich-Rechtlichen konnten dagegen zulegen: Das ZDF gewann 0,2 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent hinzu, das Erste steigerte sich sogar um 1,1 Prozentpunkte auf nunmehr 7,5 Prozent. So gut lief es schon seit März 2007 nicht mehr – allerdings bildete der Juli 2007 mit nur 6,4 Prozent gleichzeitig auch den absoluten Tiefpunkt in der Geschichte des Senders.
Alle Zuschauer (Gesamtes Jahr)Zum Schluss der Blick auf die Jahreswertung beim Gesamtpublikum: Mit 13,5 Prozent konnte das Erste die Marktführerschaft für sich in Anspruch nehmen. 0,7 Prozentpunkte beträgt der Vorsprung auf das ZDF, das mit 12,8 Prozent fast einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorjahreswertung abgeben musste. Knapp dahinter landet RTL mit 12,5 Prozent: Für die Kölner hält sich das Minus mit 0,2 Prozent in Grenzen. Großer Verlierer ist Sat.1, denn die Berliner brachten es in den vergangenen zwölf Monaten auf gerade einmal 9,5 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, nachdem vor einem Jahr noch 10,2 Prozent auf der Uhr standen. Vor zwei Jahren kamen die Berliner sogar noch auf 11,0 Prozent – bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg.
Größter Gewinner ist einmal wieder VOX: Im Schnitt unterhielt das Programm des Senders 5,5 Prozent aller Zuschauer, was einem Plus von 1,0 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. ProSieben liegt mit 6,7 Prozent genau auf dem Wert des vergangenen Jahres. RTL II und kabel eins erzielten mit 3,9 und 3,6 Prozent ähnliche Quoten wie zuletzt.
Zielgruppe (Gesamtes Jahr)In der für die Privaten wichtigen Zielgruppe dominierte RTL in den vergangenen zwölf Monaten ein weiteres Mal. Der Marktanteil fiel mit 15,8 Prozent ähnlich aus wie vor einem Jahr – Sorgen um die Marktführerschaft muss man sich in Köln daher nicht machen. Ohnehin hat man noch einen Grund zum Feiern: Inzwischen ist RTL seit 15 Jahren ungebrochen Marktführer. ProSieben profitierte von der Sat.1-Schwäche und landete mit 12,0 Prozent auf dem zweiten Platz. Noch vor einem Jahr hatten die Münchener sogar mit der 11-Prozent-Marke zu kämpfen – angesichts der jüngsten Quotenprobleme ist der Sender von sicherem Fahrwasser allerdings noch deutlich entfernt.
Das gilt auch für Sat.1: Die Berliner enttäuschten in den vergangenen Monaten und erzielten im Schnitt lediglich 10,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Innerhalb eines Jahres ging es für den Sender somit um schmerzhafte 1,3 Prozentpunkte nach unten. Auch das ZDF musste einen Absturz dieser Höhe verkraften: Die Mainzer erreichten vor einem Jahr – dank WM und Olympia – noch 7,9 Prozent der Jungen und mussten sich diesmal nur noch mit 6,6 Prozent begnügen. Das Erste fiel von 8,7 auf 7,5 Prozent in ähnlich dramatischer Weise.
Der Gewinner heißt auch hier VOX, denn die Kölner legten innerhalb eines Jahres um genau einen Prozentpunkt auf 7,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zu. Leichte Zugewinne gab es auch für RTL II und kabel eins, die mit Marktanteilen von 6,7 und 5,4 Prozent durchaus zufrieden sein können. Doch aus dem einstigen Dreikampf zwischen RTL II, kabel eins und VOX ist inzwischen nur noch ein Zweikampf geworden.