Die Kritiker: «Ich wollte nicht töten»

Story
Die aus der DDR stammende Jungjournalistin Meike Marndorfer (Jessica Schwarz) klettert die Karriereleiter bei einer Berliner Privatzeitung immer weiter hinauf. Als aber eines Tages eine Frau zu ihr kommt, verändert sich ihr Leben drastisch. Sie gibt an Informationen zu haben – Informationen, für eine Erfolg versprechende Geschichte. Um was es sich dabei handelt, wird Meike jedoch nicht persönlich von ihr erfahren, da Lena Kehl (Inga Birkenfeld) bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, bevor es zu einem Gespräch kommt.

Meike empfindet es als ihre Pflicht herauszufinden was Lena ihr mitteilen wollte. In Neubrandenburg beginnt sie mit Recherchen, um eine gute Story zu bekommen. Nach und nach lässt sie dabei immer mehr an Professionalität nach und verstrickt sich so tief in die Sache, dass ihr Arbeitsplatz gefährdet ist. Die Informationen geben Einblick in Meikes Vergangenheit – sie findet Dinge heraus, die ihr ganzes Leben verändern.

Darsteller
Jessica Schwarz («Die Buddenbrooks») ist Meike Marndorfer
Hinnerk Schönemann («Dr. Psycho – die Bösen, die Bullen, meine Frau und ich») ist Robert
Alexander Held («Afrika, mon Amour») spielt Martin Kehl
Inga Birkenfeld («Das Leben der anderen») ist Lena Kehl
Martin Feifel («Vom Ende der Eiszeit») ist Johannes
Axel Wandtke («Die Hollies») spielt Andreas Marndorfer
Petra Zieser («Tollpension») ist Susanne Marndorfer

Kritik
In den Fernsehzeitungen wird «Ich wollte nicht töten» als ein Thriller, oder Krimi eingeteilt. Die Bezeichnung „Melodrama“ würde es wohl eher treffen. Der Film hat tatsächlich nur einen Erzählstrang. Nebengeschichten entfallen komplett. Es handelt sich einzig und allein um das Leben der Meike Marndorfer. Dass dabei die junge Frau Lena Kehl stirbt ist nur Einleitung zu den darauf folgenden Recherchen.
Anfangs scheint es so, als sollte herausgefunden werden, ob der Tod der jungen Lena Kehl tatsächlich ein Unfall oder doch eher ein Mord war. Im Laufe des Films spielt das keine Rolle mehr und es wird auch nicht danach gefragt. Umso interessanter ist es, wie Meike mit Lenas Lebensgefährten Informationen über ihr eigenes Leben findet. Lenas Vater, Kehl, ist der Meinung, dass „Die Wahrheit manchmal zerstörerischer ist als die Lüge“, was die Grundstimmung des Films sehr passend trifft. Der Zuschauer versetzt sich schnell in Meikes Situation und möchte mit ihr die Geheimnisse ihrer Familie aufdecken.

Die Besetzung der Darsteller ist wirklich ausgezeichnet gelungen. Hauptfigur Meike (Jessica Schwarz) ist sympathisch und wirkt besonders in traurigen Momenten sehr überzeugend. Emotionale Momente, wie sie gegen Ende das Thema bestimmen, meistert sie sehr professionell. Sie hat schon mehrere Filmpreise gewonnen, die sie mit Recht verdient. Auch im Kinofilm «Die Buddenbrooks» wird sie Ende kommenden Jahres als Antoine Buddenbrook ihr Können zeigen.

Robert (Hinnerk Schönemann), der Lebensgefährte von Lena ist ein überzeugender "Schrauber". Misstrauisch, verstockt einerseits, sensibel und verletzlich in seiner Betroffenheit andererseits.

Die Figur des Martin Kehl, gespielt von Alexander Held, schafft den Balanceakt zwischen Täter und Mitläufer. Er ist bei aller Kälte und Berechnung ein Zweifelnder und ein Mitfühlender.

Die ganze Geschichte ist sehr realitätsnah. Nicht nur die familiäre Situation, sondern auch der zeitgeschichtliche Aspekt zeigt ein gut durchdachtes Drehbuch. „Die Vielschichtigkeit dieser Geschichte hat mich vom ersten Treatmententwurf an nicht mehr losgelassen. Die Verquickung eines Familienschicksals mit den politischen Gegebenheiten, in diesem Fall die deutsch/deutsche Vergangenheit“, so spricht die Regisseurin Dagmar Hirtz von ihrem Film. Ob die Zuschauer vor dem Fernseher das genauso empfinden, wird man am Montagabend sehen. In jedem Fall lohnt es sich reinzugucken.

Das ZDF zeigt «Ich wollte nicht töten» am Montag, den 10. September 2007, um 20.15 Uhr
08.09.2007 11:50 Uhr  •  Alexandra Pezely Kurz-URL: qmde.de/22172