Die Kritiker: «Eine Robbe und das ganz große Glück»

Story
Hochstimmung in dem kleinen Dorf am Meer. Der alte Tierarzt Doc Hansen heiratet Stina nach über 40 Jahren. Dem „jungen Paar“ ist dabei etwas mulmig zumute. Ob das gut geht? Ähnlich geht es auch dem weiteren Liebespaar: Der Tierarzt Thomas zieht mit seinen beiden Kindern Nele und Moritz aus der Stadt zu seiner großen Liebe, der Fischerin Anne. Anne erwartet ihre neue "Familie" mit einer Mischung aus Freude und Unsicherheit – ist sie es doch seit Jahren gewohnt, alleine zu leben. Tatsächlich fühlt sich die junge Frau von dem Trubel und der plötzlichen Unordnung in ihrem kleinen, idyllischen Haus etwas überfordert, und auch Thomas, der Doc Hansens Tierarztpraxis übernimmt, reagiert frustriert auf die skeptischen Blicke der Landleute.

Zudem beobachten die anderen Fischer Annes neues Glück sehr aufmerksam. Sie sind überzeugt, dass sie ihren Beruf schon bald wird aufgeben müssen, um sich ganz ihrer neuen Familie zu widmen – und spekulieren bereits auf ihr Boot und ihre Lieferverträge. Doch obwohl auch Thomas sie lieber zu Hause sehen würde, denkt Anne gar nicht daran, ihren geliebten Beruf an den Nagel zu hängen. Als Thomas dann aber eine Urlaubsvertretung in Hannover übernehmen muss, ist Anne plötzlich alleine: mit den Kindern, ihrer Robbe William, ihren beruflichen Verpflichtungen – und einem Fischerboot, das eine ebenso aufwändige wie kostspielige Reparatur nötig hat.

Die Probleme scheinen Anne über den Kopf zu wachsen. Zweifel werden in ihr wach: Ging am Ende nicht doch alles ein bisschen zu schnell mit Thomas' Einzug? Ausgerechnet in dieser Situation taucht dann auch noch Annes Ex-Freund Robert auf. Einst war er Annes große Liebe – bis er ihr fast das Herz brach. Trotz der Warnungen ihres besten Freundes Piet stellt Roberts plötzliches Auftauchen Annes Liebe zu Thomas auf eine harte Probe. Als Thomas die beiden bei seiner Rückkehr dann auch noch in einer vermeintlich eindeutigen Situation überrascht, scheint Annes und Thomas' gemeinsames Glück zu Ende zu sein, noch bevor es richtig begonnen hat...

Darsteller
Gesine Cukrowski («Der letzte Zeuge») ist Anne Petersen
Oliver Mommsen («Alles außer Sex») ist Thomas Krugmann
Marlies Engel («Herz über Boot») ist Stina Hansen
Rolf Becker («In aller Freundschaft») ist Dr. Doc Knut Hansen
Deborah Kaufmann («Elementarteilchen») ist Sabine Berg
Henning Baum («Die Masche mit der Liebe») ist Piet Jensen
Anja Stührk («Eine Robbe zum Verlieben») ist Nele Krugmann
Franz Anton Kroß («Charlotte und ihre Männer») ist Moritz Krugmann
Dirk Martens («Alles über Anna») ist Robert Keller
Axel Wedekind («Rothenburg») ist Fiete

Kritik
«Eine Robbe und das große Glück» kann den Charme des ersten Teils leider überhaupt nicht aufrecht erhalten. Im ersten Drittel des Filmes ist keinerlei Handlung erkennbar. Die Figuren unterhalten sich über Nichtigkeiten, während es mit der Zeit etwas seltsam Beschränktes hat, dass der wichtigste Gesprächspartner der Protagonistin eine Robbe ist, die sich aber intellektuell auf dem gleichen Niveau wie die übrigen Charaktere befindet. Erst mit dem „Inciting Incident“ am Ende des ersten Aktes beginnt etwas, das man Plot nennen könnte; doch auch hier bleibt der Film weitgehend unspannend und nichtssagend.

Die Figuren, die in «Eine Robbe zum Verlieben» noch individuell waren, sind in «Eine Robbe und das große Glück» zu Kitsch-Figuren verkommen. Ihre Handlungsmotive sind schwachsinnig und sind lediglich billige Ausreden für den Autor, ein wenig Konflikt in das Geschehen zu mischen. Die Charaktere sind nicht interessant, weil sie nichts Besonderes mehr haben und mehr oder weniger Figuren des Alltags ohne größeres Konfliktpotential sind. Alles, was an ihnen außergewöhnlich war, wurde im ersten Film verbraten, was nichts Spannendes für diesen Film übrig lässt. Wieso sollte man sich also einen Film ansehen, wenn man zu den Charakteren keinen wirklichen emotionalen Bezug aufbauen kann und wenn nichts Nennenswertes passiert?

An bestimmten Stellen wird besonders deutlich, dass man mit aller Kraft versucht hat, dem Film eine Portion Humor unterzumischen. Doch dieser Schuss geht meist gehörig nach hinten los. Wenn man stets den POV der Robbe William zeigt, hat das nichts Lustiges mehr, sonder vielmehr etwas unheimlich Dämliches. Dass sich die Figuren ständig über irgendwelche kleineren Geschehnisse in mangelhaften Dialogen unterhalten, ist natürlich auch ein großes Problem dieses Machwerks.

Nicht zu vergessen ist natürlich, dass die Fischkopf-Chansons, in denen über Kühe, Deiche und die See gesungen wird, mit der Zeit sehr nerven. Wenn das Gesinge zum Stil des Films gepasst hätte, wäre dies ja akzeptabel gewesen. Doch hier wurde es dazu verwendet, Zeit tot zu schlagen, um von der nicht vorhandenen Handlung abzulenken.

Dieser Film fällt in die Kategorie „Fortsetzungen, die die Welt nicht braucht.“ Insgesamt ist von «Eine Robbe und das große Glück» daher abzuraten.

Die ARD zeigt «Eine Robbe und das ganz große Glück» am Freitag, den 14. September 2007, um 20.15 Uhr.
12.09.2007 11:49 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/22248