«Kreis runde Sache»: Karnickel im Hut
An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: RTL-Tagesprogramm.
„Ist doch nur Spaß“ wird man sich bei RTL gedacht haben und hat kurz vor Toreschluss noch einmal am Nachmittagsprogramm gefeilt. Weil ausländische und noch dazu billige mit versteckter Kamera gedrehte Filme beim verwöhnten deutschen Fernsehvolk offenbar den Geschmack nicht trafen, haben die Verantwortlichen schnell noch mal ein neues Karnickel aus dem Hut gezaubert.
Ganz so neu ist das Häschen jedoch nicht – vielmehr wirkt es wie ein Osterhase im Rentenalter. Die fast schon in Vergessenheit geratene Gerichtsshow „Das Strafgericht“ darf zur Überraschung aller doch noch ein paar Mal tagen und soll dies fortan sogar zwei Stunden später als momentan tun. Fantastische Logik: Obwohl RTL offiziell bereits deutlich machte, kein Vertrauen mehr in Sendungen dieser Art zu haben, lässt man Richter Ulrich Wetzel auch weiterhin im Programm.
Eigentlich ist es aber kaum mehr als eine Galgenfrist. Und ein Trauerspiel zugleich: Denn dass RTL ein Herz für ein paar wenige Hausfrauen hat und das „Strafgericht“ im Programm behält, ist einzig und alleine dem Mangel an Alternativen zuzurechnen. „Staatsanwalt Posch ermittelt“ nämlich demnächst mit halber Sendezeit auf jenem Sendeplatz, auf dem RTL noch vor einigen Wochen das Soap-Metier noch zu erfinden versuchte.
Richtig, die „Ahornallee“ gab es auch mal. Ein peinlicher Versuch, dem Publikum eine banale Handlung mit noch banaleren Dialogen schmackhaft zu machen. Damals hat es nicht funktioniert. Doch letztlich verfolgten Gerichts- und Ermittlershows das gleiche Konzept. Man kann nur auf ein Scheitern hoffen – und darauf, dass RTL endlich wieder frische Karnickel aus seinen Hüten zaubert.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.