Riesiger DFL-Deal: Kirch ist mit aller Macht zurück

Der Medienmogul wurde für sechs Jahre mit der Rechteauschreibung beauftragt und wird die Bundesliga-Berichterstattung zukünftig sogar selbst produzieren.

Logo: ProSiebenSat.1 ProduktionNun ist es ganz offiziell: Mit einem neuen Vermarktungsmodell will sich die Fußball-Bundesliga unabhängiger von den "zunehmenden Unwägbarkeiten des Medien- und Kapitalmarktes" machen und gleichzeitig trotzdem Rekord-Einnahmen verzeichnen.

"Im Sinne von Clubs und Fans" haben sich die 36 Vereine und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes für eine Lösung entschieden, die strategisches Wachstum, Innovation und Sicherheit verbinden soll, wie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Dienstagabend bekannt gab. Größter Gewinner ist aber wohl Medienmogul Leo Kirch, dessen Imperium vor fünf Jahren scheiterte. Die DFL hat nun die von Kirch gesteuerte Agentur Sirius für die nächsten beiden Ausschreibungen mit der Durchführung der Inlandsvermarktung - also für sechs Jahre.

Sirius wird die Vergabe im Auftrag der DFL entsprechend den Anforderungen der und in Abstimmung mit den Kartellbehörden durchführen. Die Erstellung der Ausschreibungsunterlagen erfolge in enger Abstimmung zwischen DFL und der Agentur. Wie bisher entscheidet der Vorstand des Ligaverbandes über die Annahme von Medienverträgen, bei Verträgen von über 30 Millionen Euro pro Jahr die Mitgliederversammlung. Der Agentur werden dabei keine Rechte übertragen, unterstrich die DFL, Vertragspartner der künftigen Rechteinhaber bleibt wie bisher der Ligaverband.




Der Clou des Deals: Ab der Saison 2009/2010 vergibt die DFL im entgeltpflichtigen Live-Bereich nicht mehr nur die Ausstrahlungsrechte, sondern vertreibt ein fertig produziertes Produkt. Dieses Angebot ermögliche es zukünftigen Interessenten, die Bundesliga ohne größeren Aufwand und mit geringen Vorab-Investitionen ins Programm zu nehmen - was aus heutiger Sicht wohl ein Vorteil für den gescheiterten Sender "arena" gewesen wäre. De facto wird die Macht Kirchs dadurch allerdings deutlich größer als bisher angenommen, denn zur Produktion des Programms planen DFL und Sirius die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens. Die DFL hält daran einen Anteil von 49 Prozent, Sirius 51 Prozent. Die redaktionelle Unabhängigkeit sei gewährleistet.

Foto: ProSiebenSat.1 ProduktionDas einheitliche plattform- und senderübergreifende Live-Programm soll dem Endkunden künftig eine garantierte Produktionsqualität und ein Höchstmaß an Orientierung bieten - unabhängig davon, wer das Bundesliga-Programm auf welchem Verbreitungsweg zeigt. "Das neue Modell erlaubt es uns, das Endprodukt langfristig weiter zu entwickeln, gleichzeitig die Marke Bundesliga nochmals massiv zu stärken und von dieser Wertsteigerung zu profitieren", so DFL-Geschäftsführer Tom Bender, der unter anderem als Sportchef und Mitglied der Geschäftsleitung für diverse Sender tätig war.

Zusammengefasst beinhaltet das neue Vermarktungskonzept also die Beauftragung einer Agentur - in diesem Falle Sirius - mit der Ausschreibung der Medienrechte im deutschsprachigen Raum, die zusätzliche Produktion eines fertigen Bundesliga-Programms im Live-Bereich für Sender und Infrastruktur-Unternehmen sowie die Gründung einer separaten DFL-Gesellschaft zur Vermarktung der Auslandsrechte. Das neue Modell befindet sich in der Abstimmung mit den Kartellbehörden, wie die DFL betont.

Vor allem auf einen größeren Umsatz hat das Unternehmen geachtet: Aus der Inlandsvermarktung werden der Bundesliga Einnahmen in Höhe von mindestens drei Milliarden Euro für zwei Rechteperioden, das heißt für sechs Jahre, garantiert - Geld also, das Kirch der DFL zusichert. Sicherheit bietet die Stellung einer Bankbürgschaft in Höhe von 100 Prozent der jeweils fälligen Mindestzahlung pro Saison. Die Garantie muss zum 1. Januar des Jahres von einem renommierten Finanzinstitut für die darauf folgende Saison gestellt werden. Zusätzlich sind die zukünftigen Rechteinhaber wie bisher verpflichtet, Lizenzzahlungen mit entsprechenden Garantien abzusichern. Damit werde die Bundesliga laut DFL über die "beste finanzielle Absicherung in ihrer Geschichte".

Aus der Auslandsvermarktung und an weiteren Erlösen (beispielsweise aus Marketing-Rechten) erwartet die DFL im Zeitraum 2009 bis 2015 Zuflüsse in Höhe von rund 460 Millionen Euro. Damit liegt der geplante Umsatz für den Zeitraum 2009 bis 2015 bei rund 3,45 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In der laufenden drei Jahre umfassenden Rechteperiode erlöst die Liga rund 1,30 Milliarden Euro. Der neue Weg sichert der Bundesliga damit mittelfristig einen Platz unter den Top drei in der Umsatztabelle der europäischen Spitzenligen, hofft die DFL.
09.10.2007 18:23 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: DFL Kurz-URL: qmde.de/22756