«Kreis runde Sache»: Störendes Ungeziefer

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Neun TV.

Hand aufs Herz: Wer erinnert sich noch an tm3? Richtig, das war seinerzeit das für Frauen, was heute DMAX für die männlichen Geschöpfe zwischen Kiel und München ist. Da gab es etwa viel Platz für Service-Fragen – etwa, wie man sein Haustier von störendem Ungeziefer befreit. Oder den Ehemann, wenn’s mal ein bisschen später geworden ist.

Aber auch Harry Wijnvoord bekam – lange vor seinem denkwürdigen Auftritt im Kakerlaken-Camp von RTL – bei tm3 eine zweite Chance. Statt „Der Preis ist heiß“ hieß es dort „Der Reis ist heiß“. Was klingt, wie eine billige Pointe, ist übrigens die Realität: Tatsächlich brutzelte Wijnvoord beim Frauensender vor laufenden Kameras. Offenbar so häufig und deftig, dass am Ende sogar eine Werbekampagne für „Slim Fast“ heraussprang.

Wirklich rentabel war tm3 aber nie – erst recht nicht, als man sich dazu entschied, die Champions League-Rechte zu erwerben. Ein paar sexy Fußballer in der Primetime brachten zwar viele Zuschauer, aber eben noch stärkere Verluste. Diesem Theater haben wir letztlich 9Live zu verdanken – jenen Fernsehsender, der dem Publikum das Geld per Knopfdruck und Wählscheibe aus den tiefen Taschen zieht.

Doch inzwischen ist auch dieses Konzept überholt und somit kehrt 9Live nun wieder zurück zu seinen Wurzeln. Neun TV nennt sich der Spuk, der wieder die harmoniesüchtigen weiblichen Fernsehjunkies ansprechen soll. Mit ollen „Verliebt in Berlin“-Kamellen und einer argentinischen Telenovela will es der Sender nun wissen. Alles wieder wie früher? Fehlt nur Harry Wijnvoord. Und der nächste Schritt ist dann wohl der Erwerb der Bundesliga-Rechte.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.
16.11.2007 00:00 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/23478