Sonntagsfragen an Matthias Alberti (Teil II)
Seit fast einem Jahr ist Matthias Alberti nun Geschäftsführer von Sat.1. Mit Quotenmeter.de sprach er exklusiv über die neue Telenovela des Senders und welches neue Projekt der für 2008 angestoßen hat. Außerdem: Einschätzung über den katastrophal laufenden Vorabend und mehr zur Champions League in Sat.1.
Lassen Sie uns über den neuen Vorabend sprechen. «Verdammt lange her» holt immer schlechtere Werte. Das kann Ihnen überhaupt nicht gefallen.
Die Doku war ja nie als dauerhafte Lösung gedacht. Die Entwicklung am Vorabend schauen wir uns derzeit ganz genau an und untersuchen sämtliche Flows von 18.00 Uhr bis 20.15 Uhr. Wir haben um 19.15 Uhr unser Publikum eigentlich komplett getauscht, als wir von Telenovela auf Doku umgestellt haben. Und tägliche Sehgewohnheiten lassen sich eben nur langsam ändern.
Vor zwei Monaten hätte ich Sie noch gefragt, ob Sie froh sind, dass «Verliebt in Berlin» vorüber ist - heute muss ich sie fragen: Sind Sie traurig deswegen?
(lacht). Nein. Es hätte keinen Sinn gemacht, «Verliebt in Berlin» noch einmal zu verlängern. Wir haben mit den Machern gesprochen und ich hatte das Gefühl, dass dabei nichts Ordentliches herausgekommen wäre.
Und was machen Sie jetzt mit «Verdammt lange her»?
Wir versuchen natürlich das Format zu optimieren, sodass wir wieder etwas mehr Zuschauer für die Sendung begeistern können. Parallel entwickeln wir eine neue Telenovela für das kommende Jahr und prüfen zusätzlich weitere Formatideen.
Aber auch hier gibt es Verzögerungen: Die Entscheidung, welche von drei möglichen Serien produziert wird, sollte eigentlich im Oktober 2007 fallen.
Stimmt. Wir haben drei Stoffe vorgelegt bekommen - zwei davon haben wir an die Firmen zurückgegeben mit der Bitte, das Ganze noch einmal zu überarbeiten. Auf einer Skala von eins bis zehn hätten beide Formate derzeit eine “acht” bekommen. Ich will aber keine “acht” produzieren, sondern eben eine “zehn”. Deswegen werkeln die Macher jetzt noch ein bisschen und kurz vor Weihnachten werden wir uns die Ergebnisse ansehen und spätestens im Januar 2008 eine Entscheidung treffen.
Sie sagen, zwei der drei Formate seien zurückgegangen.
Richtig, ein Format eignet sich sehr gut für eine Weekly. Hier arbeiten wir direkt in dieser Richtung weiter.
Erinnern Sie sich noch an «Die Anstalt»…
Ja, da bin ich gerade zu Sat.1 gekommen.
Welches der drei Formate, die Ihnen vorlagen nun zur Weekly wird, wollen Sie aber nicht verraten?
Nein, ein paar Geheimnisse möchte wir noch für uns behalten.
Gut - die Entscheidung, welche Telenovela gedreht wird, fällt also demnächst - ist damit ein Starttermin im Frühjahr 2008 überhaupt machbar?
Ich halte einen Start im “Frühsommer” für realistisch. Die Erwartungen an eine Telenovela, gerade bei Sat.1, sind hoch.
ProSieben hat in diesen Tagen den Kauf von einigen neuen US-Serien bekannt gegeben. Von Sat.1 ist in dieser Richtung nichts zu hören. Hat Ihnen auf den L.A. Screenings nichts gefallen?
Wir sind gut versorgt. «E-Ring» ist am Donnerstag auch vernünftig eingestartet. Insofern haben wir keinen größeren Bedarf.
Im vergangenen Jahr haben Sie von dort «Ugly Betty» mitgebracht. Ein Comeback bei Sat.1 ist vermutlich ausgeschlossen, oder?
Das ist ausgeschlossen, richtig.
Herr Alberti, ganz besonders viele Anfragen erreichen uns zum Film «The Company», den Sie für Herbst 2007 angekündigt haben. Bislang fehlt er aber im Programmplan.
Das stimmt. «The Company» wird erst 2008 laufen.
Ein sehr spannendes Thema folgt nun: «Die Schillerstraße» steht immer noch leer, es gibt wenige Infos über die Zukunft der Show. Klären Sie uns doch einmal auf.
Die «Schillerstraße» ist zur Zeit unbewohnt und das ist auch gut so. Nach 111 Folgen muss man den Menschen erst einmal eine Pause gönnen. Wir zeigen aus diesem Grund auch ganz bewusst keine Wiederholungen. Es gibt aktuell viele Menschen, die gerne in die «Schillerstraße» einziehen möchten, die schauen wir uns ganz genau an. Ich denke, dass es im Frühjahr 2008 ein Comeback geben könnte. Ob das Format dann aber noch «Schillerstraße» heißt oder eben einen anderen Titel trägt - das kann ich im Moment noch nicht sagen.
Die «Schillerstraße» lief freitags - dort tun sich einige Sitcoms derzeit richtig schwer. Nicht nur bei Sat.1. Hat sich dieser Trend überlebt?
Wir haben festgestellt, dass man am Freitag bis 23.00 Uhr auch mit Shows erfolgreich sein kann. Die «Hit-Giganten» sind dafür wohl das beste Beispiel. Comedys und Sitcoms tun sich hingegen am früheren Abend derzeit wirklich schwer - sie holen meist erst nach 22.00 Uhr gute Quoten. Wir ziehen daher auch in Erwägung, die eine oder andere Erstausstrahlung im Genre Comedy am Samstagabend im Umfeld von «Genial Daneben» zu platzieren.
«Hausmeister Krause» ist seit fast zehn Jahren bei Ihnen im Programm - jetzt stehen die Zeichen auf die Abschied. Ist das korrekt?
Nicht ganz. Wir haben noch nicht final entschieden, wie es weitergeht. Entweder machen wir noch einmal eine Jubiläumsstaffel oder wir bedanken uns beim Team für zehn Jahre tolle Zusammenarbeit und beenden das Projekt.
Sehr erfolgreich laufen die Brettspiele bei Ihnen im Programm. Haben Sie da weitere Ideen?
Nicht nur Brettspiele, auch Minigolf kommt beim Publikum sehr gut an. Wir werden 2008 sechs Shows dieser Art im Programm haben. Es gibt da einige interessante Ideen - weil wir die unseren Mitbewerbern aber noch nicht verraten wollen, will ich es bei der Zahl “sechs” belassen. Nur so viel: Hallenhalma ist nicht dabei (lacht).
Jetzt wo «Schmidt & Pocher» recht gut gestartet sind und auch «TV Total» recht gute Quoten holt, schreien die Late-Night-Fans nach einem neuen Format bei Sat.1. Schmidt selbst brachte es ja ins Spiel, dass Oliver Pocher irgendwann eine eigene tägliche Show haben sollte. Ist so etwas - auch mit einem anderen Gesicht - bei Sat.1 in naher Zukunft denkbar?
Nein. Es ist kaum möglich, nach 23.15 Uhr mit einer Late Night-Show eine wirklich gute Quote zu holen. Gerade unser weibliches Stammpublikum geht um diese Zeit eigentlich zu Bett.
Aber dennoch gibt es auch um diese Zeit 100 Prozent Marktanteil zu vergeben.
Sie müssen aber sehr erfolgreich sein, damit sich ein solches Projekt rentiert.
Herr Alberti, Sie haben im Sommer 2007 eine Reihe von Doku-Formaten angekündigt. Help-Angels, Styling-Tipps, Tipps vor Betrügern, «Millionäre Undercover» und vieles mehr. All das war wohl für den Mittwoch angedacht. Blöd nur, dass die bisher dort gezeigten Dokus floppten. Was passiert denn jetzt mit dem Mittwoch und den für diesen Tag vorgesehenen Formaten?
Ich bin froh, dass wir die Champions League am Mittwoch haben. Sie bringt aber auch eine Schwierigkeit mit sich. Aktuell können wir an spielfreien Mittwochabenden nicht seriell programmieren. Erst Mitte Dezember 2007, wenn die Champions League in die Winterpause geht, macht eine das wieder Sinn. Dann werden wir dann um 20.15 Uhr neue Folgen von «Clever» zeigen und die sehr gelungenen «Abzocker».
Im September 2007 haben Sie «Zodiak» gezeigt und damit ganz ordentliche Quoten geholt. Ist ein weiterer Vierteiler in Planung?
Ein Vierteiler nicht, aber mehrere Zweiteiler. Einen drehen wir aktuell in Prag: «Der Untergang der DDR» mit Anja Kling und Hans-Werner Meyer in der Hauptrollen.
Sie haben es eben angesprochen - die Champions League ist wieder in Sat.1 zu sehen. Dass die deutschen Mannschaften aber allesamt mies abschneiden, dürfte nicht in Ihrem Sinne sein.
Natürlich wären uns richtig erfolgreiche Mannschaften aus Deutschland lieber. Trotzdem haben mir die Spiele in Sat.1 bislang alle großen Spaß bereitet. Deswegen drücke ich den deutschen Mannschaften auch bei den beiden letzten Spielen in der Gruppenphase alle Daumen - noch ist - zumindest für Schalke und Bremen- ja nicht alles verloren. Außerdem haben wir ab März 2008 den Uefa Cup bei uns im Programm und da bin ich zuversichtlich, dass wir dann den FC Bayern München mit all seinen Stars zeigen können.
Die dürften dann ja auch nächste Saison bei Ihnen in «Champions TV» zu sehen sein. Übrigens: Sind Sie mit der Arbeit von Premiere zufrieden?
Da gibt es nichts auszusetzen. Am ersten Spieltag haben mir einige Kleinigkeiten nicht ganz so gut gefallen, aber das haben wir besprochen und behoben. Ich bin also wirklich zufrieden.
Nächstes Jahr werden die Bundesligarechte für die Spielzeit ab 2009/2010 ausgeschrieben. Hat Sat.1 Interesse?
Wir haben prinzipiell an allen populären Sportereignissen Interesse, wenn sie auch refinanzierbar sind.
Darf man da den Begriff «Tour de France» noch nennen?
Ja, wieso nicht? Wir haben die Tour gezeigt - hatten damit keinen Erfolg. Das kann passieren.
Zum Abschluss: Auf welches Sat.1-Programm freuen Sie sich in den nächsten Tagen und Wochen am meisten?
Das ist ehrlich schwer, weil ich mich auf viele Dinge freue. Jetzt am Montag zeigen wir «Die Glücksritter» mit Eddie Murphy, einen absoluten all time favourite. Den kann auch ich immer wieder sehen.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.