«Kreis runde Sache»: Saddams Nobelpreis
An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Tom Cruise.
Zugegeben: Tom Cruise hatte bei der Bambi-Verleihung den Längsten von allen. Also den längsten Dankesreden-Text – was dachten Sie denn?! Und das gut verdienende Publikum erhob sich sogar feierlich von seinen Plätzen, als der scientologische Sekten-Star stolz auf die strahlende Bühne stolzierte. Das hatte schon etwas Weltmännisches. So in etwa muss es wohl aussehen, wenn Gerd Schröder morgens um halb fünf im Blaumann bei Gasprom zum Dienst antritt.
Der Unterschied: Bei Tom Cruise ist es eben nicht das liebe Geld, das ihn antreibt. Natürlich nicht! Nein, es ist viel mehr der Ehrgeiz, eine tolle schauspielerische Leistung abzuliefern, sagt er. Dem Unmut vieler Kritiker zum Trotz. So etwas nennt man – also die Bambi-Jury – dann Mut, oder besser, weil eben ehrenvoller und glamouröser: Courage. Für solche Dinge wird gerne mal ein güldenes Kitz verscherbelt.
Ja, es ist kein Spaß: Tom Cruise hat nicht zuletzt wegen seiner Rolle des Graf Stauffenberg den Mut-Bambi verliehen bekommen. Eine mutige Entscheidung, denn eigentlich dürfte es nun im Leben des Tom Cruise keine Steigerung mehr geben. Und auch sonst nicht, denn was könnte uns im Idealfall noch bevorstehen? Der Goldene Pisa-Ehrenpreis für George W. Bush und Verona Pooth? Der Playboy-Award für Alice Schwarzer? Oder gar der Friedensnobelpreis für Osama bin Laden? Dass ihn Saddam Hussein posthum auch noch erhält, versteht sich von selbst.
Nicht unwahrscheinlich aber, dass Tom Cruise hätte machen können, was er wollte – und das hat er wohl auch… Preisträger wäre er so und so geworden. Er gibt einer Preisverleihung den nötigen Glanz und beschert ihr – noch viel wichtiger: Schlagzeilen. Am Ende hat man es dann aber doch ein wenig übertrieben: Weil sich Cruise bei seiner Rede etwas verschwatzte, musste er eine zusätzliche Nacht in Düsseldorf verbringen. Nachflugverbot. Dabei waren doch alle irgendwie schon froh, dass er endlich weg war.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.