«Kreis runde Sache»: Die DDR lebt
An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: DDR-Fernsehen.
Dienstagabend, 22:45 Uhr. Woche für Woche duellieren sich um diese Uhrzeit ARD-Talkerin Sandra Maischberger und ZDF-Kollege Johannes B. Kerner. Wer Lust auf Gespräche hat, hat daher die Qual der Wahl: Einerseits den oft tiefgründigen Flokati-Talk, in der so mancher Gast freiwillig geht, andererseits Kuschel-Fragen bei Kerner, der seine Gäste höchstpersönlich bittet, das Studio zu verlassen.
Manchmal kommt es auch ganz anders. Etwa wenn wichtige Dinge auf der Welt passieren. So wichtig, dass das ZDF seine Kerner-Show nach hinten verschiebt. In dieser Woche war es wieder mal soweit, denn der Parteitag der CDU stand an. Aus diesem Anlassen musste der sympathische Mainzer Sender einfach eine Sondersendung ins Programm hieven. Natürlich hatte man die Rechnung nicht mit der ARD gemacht.
Auch hier gab es den obligatorischen Bericht vom Parteitag zu sehen. Das Pikante: Los ging es in beiden Fällen um 22:45 Uhr. Angela Merkel hier, Ronald Pofalla da. Und umgekehrt natürlich. 30 Minuten lang ging das so – für die Funktionäre der CDU ist das zweifelsohne ein Traum. Für Angela Merkel sowieso: Angesichts einer solch idiotischen Programmierung soll sich die Kanzlerin angeblich schon fast wie in der DDR gefühlt haben.
Um 23:15 Uhr war schließlich alles vorbei, die Talks konnten beginnen. Kerner durfte über Lottozahlen philosophieren, während Maischberger mit „Mr. Porno“ Oswalt Kolle über die sexuelle Revolution sprach. Zu diesem Zeitpunkt waren führende Köpfe der CDU bereits friedlich eingeschlafen, nachdem sie sich zuvor um Kopf und Kragen gezappt hatten.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.