Serienlexikon: «Die Simpsons»

«Die Simpsons» feiern Geburtstag - seit 20 Jahren laufen sie nun im US-Fernsehen. Grund genug, dass Quotenmeter.de eine ganze Woche lang gelb wird. Jeden Tag gibt es Informationen rund um Homer, Marge, Bart, Lisa, Maggie und Co. Zu Beginn unser Serienlexikon zur gelben Familie.



«Die Simpsons» sind wohl die bekannteste Zeichentrickfamilie der Welt. 1989 startete die Serie im amerikanischen Fernsehen und zwei Jahre später kam sie nach Deutschland. Bisheriges Highlight ist der erste Kinofilm, der im Sommer 2007 in den Kinos anlief.



«Die Simpsons» wohnen in der fiktiven US-Stadt Springfield, einer der häufigsten Ortsnamen in den USA. Familienoberhaupt Homer Jay Simpson arbeitet im Springfielder Atomkraftwerk, Mutter Marge ist Hausfrau. Sie haben drei Kinder: den zehnjährigen Sohn Bart, dessen intellektuelle jüngere Schwester Lisa und das ständig nuckelnde Baby Maggie. Laut Erfinder Matt Groening sind alle Namen von seinen eigenen Familienangehörigen übernommen. So heißt sein Vater Homer und seine Mutter Margarete (Marge).



«Die Simpsons» in den USA

Der US-amerikanische Filmproduzent, Filmregisseur und Drehbuchautor James L. Brooks, der bislang achtmal für den Oscar nominiert wurde, rief im Jahre 1985 einen gewissen Matt Groening an. Groening erschuf 1977 die Comicserie «Life in Hell», die bis heute in zahlreichen internationalen Zeitungen veröffentlicht wird. Zunächst wollte Brooks, dass er aus dieser Reihe eine Zeichentrickserie entwickelt, aber Groening lehnte ab, weil er befürchtete, dass er die Rechte an den Figuren verlieren könnte. Stattdessen erschuf er «Die Simpsons». Am 19. April 1987 wurden «Die Simpsons» erstmals als Kurzfilm in der beliebten «Tracey Ullman Show» gesendet. Die Figuren waren zu diesem Zeitpunkt noch äußerst krude gezeichnet, da Matt Groening die Rohentwürfe den Animatoren in der Hoffnung übergab, diese würden für den nötigen Feinschliff sorgen, stattdessen übertrugen sie die Skizzen ohne weitere Veränderungen. Der Fernsehsender FOX machte daraus zwei Jahre später eine Fernsehserie, die seither wöchentlich läuft. Statt am Samstagmorgen, wo fast alle Zeichentrickserien laufen, wagte FOX einen Versuch in der Primetime – und wurde damit belohnt. Im Jahre 1997 überholten «Die Simpsons» die «Familie Feuerstein» für die am längsten laufende US-amerikanische Zeichentrickserie und bekamen damit einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde. Das Season-Finale der 18. Staffel, das am 20. Mai 2007 ausgestrahlt wurde, war gleichzeitig die 400. Episode. Inzwischen ist die 21. Staffel on Air und da am Sonntagabend immer noch bis zu zehn Millionen Zuschauer wöchentlich einschalten, ist ein Ende nicht in Sicht. Matt Groening sagte vor einigen Jahren, dass die Serie gerade in der Halbzeit sei und somit noch weitere 17 Staffeln entstehen würden. Unrealistisch ist es zumindest nicht….



«Die Simpsons» in Deutschland

In Deutschland lief die erste Folge der «Simpsons» bereits 1990 an – allerdings zunächst im Pay-TV bei Premiere. Im Free-TV zeigte das ZDF die gelbe Familie ein Jahr später im Vorabendprogramm am Freitag. Seit 1994 haben «Die Simpsons» ihr Zuhause bei ProSieben. Zunächst lief die US-Serie morgens und nachts auf verschiedenen Sendeplätzen und später dann montags bis freitags im Vorabendprogramm. 2000 kam ProSieben jahrelangen Forderungen der Fans nach und sendete die elfte Staffel in der Primetime, montags um 21.15 Uhr, gemeinsam mit Matt Groenings neuer Serie «Futurama». Da der erhoffte Erfolg zur besten Sendezeit nicht eintrat, wurden die Erstausstrahlungen ab der 13. Staffel am Samstag um 17.30 Uhr gezeigt. Im September 2006 wurde der Sendeplatz erneut gewechselt. Seither sind die neuen Folgen am Sonntagvorabend zu sehen – zunächst um 17.30 Uhr später gegen halb sieben. Die neuen Folgen sendet ProSieben seit 2009 in der Dienstags-Primetime. Um 18.10 zeigt ProSieben vorher alte Folgen. Seit über vier Jahren haben «Die Simpsons» ebenfalls einen festen Sendeplatz von Montag bis Freitag in der 18.00 Uhr-Stunde. Mit weiteren Folgen am Samstag kommt die Serie derzeit auf 16 Ausgaben pro Woche im Free-TV. Manchmal können es auch mehr Folgen werden, wenn ProSieben beispielsweise auf Marathons setzt, in denen fünf oder mehr Episoden am Stück ausgestrahlt werden. Die Quoten sprechen auch für sich, denn ob neue oder alte Folgen, sie liegen stets über dem Senderschnitt. Der Spartenkanal Sat.1 Comedy, der zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehört, hat die Serie ebenfalls im Programm.







Synchronisation

Die deutsche Synchronfassung findet nicht bei allen Fans allzu großen Anklang. Oftmals wird sich beschwert, dass der Witz, den die Serie im Original ausmacht, nicht ins Deutsche stilvoll übertragen wird. Das würde vor allem an Synchronregisseur Ivar Combrick liegen, der «Die Simpsons» seit der vierten Staffel betreut.



Im Sommer/Herbst 2006 machte die Synchronisation aber auf ganz andere Weise Schlagzeilen. Binnen weniger Wochen starb Ivar Combrick sowie Elisabeth Volkmann, die deutsche Synchronstimme von Marge Simpson. Das war auch für die Verfechter der deutschen Synchronfassung ein harter Schlag. Besonders bitter war, dass dies zum Zeitpunkt der laufenden Synchronarbeiten der 17. Staffel passierte. ProSieben musste daher sogar die Ausstrahlung von neuen Folgen drei Monate aussetzen, weil nur bis Folge elf die deutschen Fassungen vorlagen. Zunächst sollte Angelika Bender die Nachfolge von Volkmann übernehmen, aber nachdem sie schon einige Episoden aufgenommen hat, entschied sich ProSieben für jemand anderes. Die deutsche Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke leiht seither Marge ihre Stimme. Bei vielen Fans kam diese Entscheidung auf wenig Gegenliebe, auch wenn sie keine Unbekannte in dem Gewerbe ist. Engelke sprach unter anderem vorher die unter Anmesie leidende Dorie in dem Animationsfilm «Findet Nemo». Die Synchronregie verantwortet seit Mitte der 17. Staffel Matthias von Stegmann.



Außer in den Nebenrollen gab es seit Beginn der ersten Staffel keine weiteren Änderungen. Homer Simpson wird seit der ersten Staffel von dem 78-Jährigen Norbert Gastell synchronisiert. Bart wird übrigens wie in den USA von einer Frau gesprochen. Die 38-Jährige Sandra Schwittau, die unter anderem die deutsche Feststimme von Oscar-Preisträgerin Hilary Swank ist, leiht dem 10-Jährigen ihre Stimme. Die ebenfalls 38-Jährige Sabine Bohlmann spricht Lisa in der deutschen Fassung.



Stil des Humors

«Die Simpsons» sind dafür bekannt, dass immer wieder Kritik an der (US-amerikanischen) Gesellschaft geübt wird und kulturelle Themen angesprochen werden. Es geht um Homosexualität, Krieg, den Internethype, Selbstjustiz, Football, Pflegenotstand, Auswüchse der Werbung, Umweltschutz, die Deutschen, Alltagsgeschichten um Liebe, Freundschaft und Beruf und immer wieder ums Fernsehen. Darüber hinaus bindet der Humor der Serie den Zuschauer über eine Reihe immer wiederkehrender Running Gags (Bart: „Ay caramba!“, Homer: „Nein!“ („D’oh!“), Marge brummt, Maggie fällt hin oder nuckelt an ihrem Schnuller, Barney rülpst, Burns: „Ausgezeichnet!“, Nelson: „Haha!“ usw.). Das besondere ist auch, dass mit dem Humor alle Altersgruppen bedient werden. Zwar wird die Serie vermehrt von Menschen unter 30 Jahren geschaut, allerdings gibt es auch viele ältere Fans. So verfolgen einige Eltern gemeinsam mit ihren Kindern «Die Simpsons» und beide können lachen.



Kritik

Wie die meisten Serien werden auch «Die Simpsons» von Kritik nicht verschont. Viele Fans der ersten Stunde kritisieren die neueren Folgen seit Staffel 9, da diese in ihren Augen alberner und schlecht charakterisiert seien und die Anspielungen ihre Subtilität verloren hätten. Kritisiert werden vor allem die Abkehr vom Realismus, Homers Charakterwandel zum sogenannten „Jerkass Homer“ (Vollidiot-Homer) und die Erzwungenheit der Überhand nehmenden Slapstickwitze im Gegensatz zur leichtfüßigen, intelligenten Komik der alten Staffeln. Wiederum finden andere Fans, dass die neuen Staffeln der heutigen Zeit mehr entsprechen und sogar im Humor bissiger und satirischer sind.



Jedoch nicht nur von Seiten der Fans hagelt es Kritik: Die Konservativen in den USA sind insbesondere mit dem Familienbild der «Simpsons» nicht einverstanden. Während in anderen Familienserien die Probleme durch elterlichen Rat gelöst werden, tauge die Familie nicht als Vorbild. Der republikanische Politiker Joseph R. Pitts machte die Figur des Homer Simpson für den Niedergang der amerikanischen Vaterrolle mitverantwortlich. George H. W. Bush mahnte 1992, die amerikanische Nation solle mehr wie die Waltons und weniger wie die Simpsons sein.



Referenzen aus Filmen und Serien

Oftmals werden direkt oder indirekt amerikanischen Filme und Serien zitiert beziehungsweise parodiert. So tauchten zum Beispiel Agent Mulder und Agent Scully aus «Akte X» in einer Folge auf. «M.A.S.H», «Dallas», «Die Unbestechlichen», «Raumschiff Enterprise», «Das Geheimnis von Twin Peaks» blieben ebenso nicht verschont wie zuletzt «24».



Gäste

In zahlreichen Folgen traten prominente Musiker, Schauspieler, Fernsehmoderatoren und Sportler als Gäste auf. Ihre gezeichneten Alter Egos wurden meist von den realen Prominenten synchronisiert. Allerdings mussten in den USA für die Gastauftritte (ehemaliger) US-Präsidenten Stimmenimitatoren gefunden werden. Der britische Premierminister Tony Blair war bereit, seine Zeichentrickfigur selbst zu synchronisieren. Auch der Physiker Stephen Hawking ließ es sich nicht nehmen, seiner Figur die eigene Stimme bzw. die seines Sprachcomputers zu leihen. Darüber hinaus synchronisieren Prominente ab und an Figuren, die mit ihnen selbst nichts zu tun haben. Als Adelung der Serie durch die Hochkultur wurde der Auftritt des Schriftstellers Thomas Pynchon gewertet, der nach 40-jähriger Medienabstinenz einen Gastauftritt hatte und zum ersten Mal wieder zu hören war.



Verhältnis zum Sender FOX

Der Sender FOX, der in den USA «Die Simpsons» ausstrahlt und produziert, muss sehr viel Humor beweisen. Immer wieder bauen die Macher Querschüsse gegen den eigenen Sender in die Geschichten ein. Die Simpsons gehen beispielsweise in ein Internet-Cafe, wo Homer Aktien einer Firma über Internet kauft, die sich als FOX herausstellt. Erschrocken hämmert Homer auf die Tastatur und brüllt voller Angst „Abbrechen, abbrechen!“. In einer Folge, die im Jahre 2010 spielt, sind die großen Fernsehsender Amerikas unter ABC zu „CNNBCBS“ fusioniert. FOX ist zu einem Pornokanal geworden. Sogar der Besitzer von FOX, Rupert Murdoch, wurde nicht geschont. In der Super Bowl-Episode bezeichnet er sich selber als „milliardenschweren Despoten“. Angeblich soll er den Text erst bei Beginn der Aufnahme erhalten haben, als keine Änderungsmöglichkeit mehr bestand, so dass er gute Miene zum bösen Spiel machen und den Text sprechen musste.



Merchandising

Natürlich gibt es «Die Simpsons» nicht nur im Fernsehen zu sehen. Seit einigen Jahren sind die „Simpsons Comics“ im Handel erhältlich. Mit etwa 60.000 verkauften Heften im Monat gehört die Comic-Serie zu eine der erfolgreichsten Comic-Serien. Mittlerweile sind über 100 Ausgaben erschienen. Ein Ableger sind die „Bart Simpson Comics“, die eher auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten sind und kürzere Geschichten beinhalten. Insgesamt sind seit dem Start 19 verschiedene Videospiele für verschiedene Systeme erschienen. Vor einigen Wochen kam der neueste Ableger „The Simpsons Game“ in den Handel. Auf DVD wurden bislang die ersten zehn Staffeln veröffentlicht.



Der Kinofilm

Schon seit der zweiten Episode gab es Gerüchte, dass ein Film in Planung sei. 2004 wurde von den Produzenten ein Kinofilm angekündigt. Als Termin wurde zunächst Sommer 2008 genannt und von 20th Century Fox am 06. Juni 2005 bestätigt. Ende März 2006 überraschte 20th Century Fox aber die «Simpsons»-Fans, als vor dem Kinofilm «Ice Age 2: Jetzt taut's» ein 25-sekündiger Teaser gezeigt wurde, in dem «The Simpsons Movie» für den 27. Juli 2007 angekündigt wurde. In den USA hat der Film den besten Nicht-Sequel-Start des Jahres 2007 und den fünftbesten insgesamt, in Deutschland den besten Zeichentrickfilmstart überhaupt geschafft. 74 Millionen Dollar wurden nach dem Wochenende in den USA insgesamt eingenommen, und in Deutschland hatte der Film bereits am ersten Wochenende über 1,60 Millionen Zuschauer. Er erhielt in Deutschland nach nur 11 Tagen eine „Goldene Leinwand“ für drei Millionen Besucher und überschritt in den USA nach nur sieben Tagen die 100-Millionen-Dollar-Marke. Insgesamt kann der Film außerhalb der USA ein Einspielergebnis von 341,60 Millionen Dollar (Stand: November 2007) vorweisen. Weltweit hat der Film bereits rund 524,50 Millionen Dollar eingespielt. Ein zweiter Teil sei zwar in Planung, wurde jedoch noch nicht offiziell bestätigt.
25.01.2010 10:45 Uhr  •  Markus Ruoff  •  Quelle: Fernsehlexikon, Wikipedia Kurz-URL: qmde.de/23940