Wenn etwa von "Vorteilsabschöpfung" oder "Schutzschrift" die Rede ist, müssen praktisch «Tagesschau»-Zuschauer passen. Ein schockierendes Ergebnis.
Seit Jahrzehnten ist die «Tagesschau» um 20:00 Uhr die meistgesehene Nachrichtsendung im deutschen Fernsehen. Doch auch das Urgestein leidet unter rückläufigen Zuschauerzahlen - womöglich liegt das auch daran, dass viele Zuschauer die Sendung zum Teil einfach nicht verstehen.
Dass dies so ist, belegten bereits zahlreiche Untersuchung, doch eine Umfrage der Zeitschrift "TV Digital" dürfte die Verantwortlichen zum Nachdenken anregen: Demnach wissen 100 Prozent der Befragten etwa nicht, was "Schutzschrift" oder "Vorteilsabschöpfung" sind. Auch "Koalitionsfreiheit" (99 Prozent), "Pflegestützpunkte" (98 Prozent) oder "Basta-Politik" (90 Prozent) sind weitgehend unbekannt. Die wenigsten Probleme bereitet der Begriff "Tarifautonomie" - aber selbst hier müssen 89 Prozent passen.
Zwar geben bis zu 76 Prozent der Befragten an, den einen oder anderen Begriff zu kennen, doch die überwiegende Mehrheit scheitert offenbar bei dem Versuch, diesen zu definieren. "Das Wort 'Vorteilsabschöpfung' ist hässlich", räumt Chefredakteur Dr. Kai Gniffke ein gegenüber der Zeitung ein. Zugleich hat er Verbesserungsvorschläge parat: "Ich würde eher 'illegal erworbener Gewinn' sagen."
Das Verständnisproblem liegt laut Gniffke in der Länge der «Tagesschau»: "Gelegentlich gibt es bei uns starken Zeitdruck. Es würde die 15-minütige «Tagesschau» überfordern, wenn sie sich wie die Volkshochschule der Nation aufführte", sagt Gniffke. "Wir müssen die Bedeutung schwieriger Begriffe wie 'Bundesrat' nicht täglich neu erklären." Das vielleicht nicht, doch so manche Erklärung wäre aus Sicht der Zuschauer sicherlich hilfreich.
12.12.2007 13:36 Uhr
• Alexander Krei
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Quelle: TV Digital
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