Die Kritiker: «Der Kommissar und das Meer»

Story
Urlaubszeit auf der schwedischen Ferieninsel Gotland. Kommissar Robert Anders verbringt mit seiner Frau Line, den beiden Kindern Ida und Niklas, seinem Vater Hans und ein paar Freunden ein Picknick in den schönen Wäldern der Insel, als er plötzlich von der Gerichtsmedizinerin Ewa zu einem Tatort gerufen wird. Ein junges Mädchen liegt tot im Wasser, offenbar von der Klippe gestürzt. Die 14-jährige Reiterin Fanny, Tochter der Landrätin von Gotland, hat sie gefunden und glaubt, das Mädchen aus ihrem Reitstall zu kennen.

Reitlehrer Larry Newport kann die Identität des Mädchens bestätigen: Es handelt sich um Marit Larsson. Zur selben Zeit erhält der deutsche Journalist Johan Berg, immer auf der Suche nach einer heißen Story, einen anonymen Hinweis und fliegt nach Gotland. Er freut sich darauf, seine neue Liebe Emma wiederzusehen, die eng mit den Anders' befreundet ist. Emma bittet um Zeit, sie hat sich zwar von ihrem Mann Ole getrennt, ist aber noch nicht bereit, eine neue Beziehung einzugehen. Berg trifft Anders und teilt ihm offen mit, was er über das tote Mädchen in Erfahrung gebracht hat.

Für den Kommissar und seine Kollegin Karin Jakobsson ist damit klar, dass es einen Informanten im Kommissariat geben muss. Bei den weiteren Ermittlungen werden Autospuren am Tatort gefunden, die darauf hindeuten, dass das Mädchen an den Klippen verfolgt wurde. Kommissar Anders muss jetzt von einem Mordfall ausgehen und verdächtigt den Reitlehrer, dessen Automarke zu den Spuren passt. Newport streitet ab, etwas mit dem Tod von Marit zu tun zu haben. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass das Mädchen ganz auf sich gestellt war: Die Mutter war wochenlang in einer Klinik auf Entzug und hatte die Verantwortung für ihre Tochter ihrem Ex-Mann übertragen.

Darsteller
Walter Sittler («Der Mustervater 2») ist Robert Anders
Paprika Steen («Der Junge, der ein Bär sein wollte») ist Line Anders
Henning Baum («Die Masche mit der Liebe») ist Johan Berg
Frida Hallgren («Nur Pferde im Kopf») ist Emma Winarve
Solveig Arnarsdòttir («Das Duo») ist Karin Jakobsson
Andy Gätjen («Stauffenberg») ist Ewa
Inger Nilsson («Pippi Langstrumpf») ist Ida Anders
Charlotte Lüder («Tatort: Unter Uns») ist Thomas Wittberg

Kritik
Erneut ist Walter Sittler in einer Folge von «Der Kommissar und das Meer» zu sehen. In dieser Ausgabe wird übrigens auch gelüftet, was Robert Anders mit dem Meer verbindet. Hierzu tritt sein Vater, gespielt von Friedrich von Thun, in Erscheinung.

Das Drehbuch von „Näher als du denkst“ wurde von Henriette Piper verfasst, die auch für «Blindes Vertrauen» verantwortlich zeichnete. Die Geschichte ist gut durchgedacht und weist mehrere Wendungen auf, allerdings nimmt das Privatleben von Kommissar Anders sehr viel Zeit in Anspruch. Allerdings liegt das daran, dass die Serie in einer kleinen Gemeinde spielt – auf ein Privatleben zu verzichten wäre bei «Kommissar und das Meer» ein fataler Fehler. Denn so entstehen starke Konfrontationen zwischen Familie und Beruf, da Robert Anders seiner Tochter verbietet, weiterhin zu reiten. Das ruft seine Ehefrau auf den Plan, die natürlich stark dagegen ist.

Die klassische Krimiauflösung ist recht gut geworden, wobei der Drehbuchautorin einige Fauxpas unterlaufen sind. Es kann nicht sein, dass ein Kommissar, der einen Täter überführt, mit einer Vase niedergeschlagen wird. Gerade diese Szene lässt die von Walter Sittler verkörperte Figur extrem inkompetent aussehen und spiegelt keine Seriosität wider.

Die Landschaftaufnahmen beweisen auch in der zweiten Folge, dass es durchaus eine gute Wahl war, die serie in einem anderen Land anzusiedeln. Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen in der Gegend um Visby geben dem Format einen einzigartigen Wiedererkennungswert. Schwach schnitt allerdings die Vertonung von «Der Kommissar und das Meer» ab. Der 90-Minüter wurde in Deutsch und Schwedisch gedreht, allerdings wurden nur die schwedischen Stellen synchronisiert. Das hat zur Folge, dass der Zuschauer zwei völlig unterschiedliche Klangarten hört.

Alles in allem ist «Der Kommissar und das Meer» eine gute Produktion, jedoch gibt es einige kleine Schwachstellen. So zieht sich das Drehbuch trotz der guten Auflösung an einigen Stellen lange hin. Krimifans werden die Serie akzeptieren, ob man hiermit eine große Fanbasis aufbauen kann, ist fraglich.

Das ZDF zeigt die zweite Folge von «Der Kommissar und das Meer» am Freitag, 28. Dezember 2007, um 21.15 Uhr.
25.12.2007 11:16 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/24269