RTLs Wintersport-Rückzug, Eltons Marathonlauf und der Streit ums „Nazometer“
Nach einem knappen Jahr hatte Sat.1 von der US-Serie «Without a Trace» genug. Dass die Krimi-Seihe fast immer schlechte Quoten einfuhr, dürfte die Kollegen von kabel eins gefreut haben – dorthin kehrt die Serie nämlich im neuen Jahr zurück, wie im November 2007 bekannt wurde. Doch Sat.1 hatte auch nach dem Ende von «Without a Trace» mit starken Quotenproblemen am Donnerstagabend zu kämpfen. Die neue deutsche Krimi-Serie «Deadline» ging ebenso unter wie die neuen Folgen von «R.I.S.».
Überraschender Rückzug: Moderator Alexander Mazza kündigte seinen Rückzug vom ARD-Magazin «Brisant» an. „Ich hatte eine spannende Zeit bei «Brisant», in der ich viel Positives mitnehmen durfte. Jetzt möchte ich mich anderen Aufgaben widmen, mich auf anderer Ebene weiterentwickeln. Dabei wünsche ich mir, wieder Formate zu moderieren, in denen ich direkt Kontakt zu Menschen - ob Gäste und/oder Publikum – habe“, so Mazza. Man darf gespannt sein, wo er wieder auftaucht. Oder auch nicht.
Auftauchen wird bei RTL hingegen so schnell niemand mehr – jedenfalls was Wintersportler angeht. Nach Prüfung der vertraglichen Unterlagen eines DSV-Vertrages mit der Rechteagentur Infront und intensiven Gesprächen mit dem Deutschen Ski-Verband (DSV) habe man sich dazu Schritt entschieden, keinen Wintersport mehr zeigen zu wollen. RTL pochte zuletzt auf ein sogenanntes „Matching Offer Right“, das es dem Sender ermöglicht hätte, das zuletzt abgegebene Gebot eines höher bietenden Konkurrenz noch im Nachhinein überbieten zu können.
Show-Praktikant Elton im Glück: Anfang November 2007 ist er den New York Marathon erfolgreich und mit einer Wunschzeit von unter sechs Stunden gelaufen. Mit 5 Stunden 30 Minuten und 16 Sekunden hat er dieses Ziel klar erreicht. „Es war ein super Erlebnis, und ich bin glücklich und stolz", so Elton nach dem Lauf. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein für mich so gutes Ergebnis erziele, habe aber während des gesamten Laufs nie daran gezweifelt, dass ich es bis ins Ziel schaffen würde.“ Bei optimalem Laufwetter startete der Marathon am Sonntag mit über 36.000 Teilnehmern, darunter auch internationale Prominenz wie Lance Armstrong und Katie Holmes.
Nachdem ARD, ZDF und sogar teilweise auch RTL II und Tele 5 bereits auf das 16:9-Format umgestellt haben, kündigte die RTL-Gruppe an, ebenfalls breit werden sollen. Die Sender RTL, VOX und n-tv sowie die digitalen Spartenkanäle RTL Crime, Passion und RTL Living werden ihre Programme voraussichtlich ab Herbst 2008 vollständig auf das neue Format umstellen, hieß es im November 207.
«Schmidt & Pocher» sendeten bereits im 16:9-Format, hatten aber im November 2007 komplett andere Probleme: Nachdem SWR-Intendant Peter Boudgoust bezüglich der Show von einer „unglaublichen Geschmacklosigkeit“ gesprochen hatte, meldeten sich weitere Personen zu Wort. Auch hier ging es um das sogenannte „Nazometer“, das sich Harald Schmidt und Oliver Pocher ins Studio gestellt hatten. Bei jedem Wort, das der Nazi-Zeit zugerechnet werden konnte, gab es einen kurzen Signalton - etwa als Pocher von einem „Gasherd“ sprach. „Ich bin entsetzt. Die ganze Sendung ist indiskutabel, unerträglich“, sagte etwa Alfred Möhrle, Vorsitzender des hr-Rundfunkrates. Einige Kritiker forderten gar die Absetzung.
So weit kam es selbstverständlich nicht – nicht zuletzt dank eines fast schon grandiosen Tricks. NDR-Fernsehdirektor Volker Herres nahm Schmidt zur Sitzung des Rundfunkrates und den Anwesenden den Wind aus den Segeln - erst recht, als Schmidt über Dostojewski und Shakespeare philosophierte. Ein Mitglied des Rundfunkrates fragte den 50-Jährigen schließlich, ob er tatsächlich so gebildet sei, wie er gerade tue. Er habe die letzten Jahre kaum etwas gelesen und sein Wissen nur aus dem Schauspielführer, so Schmidt. "Für so ein Gremium wie dieses" sei das allerdings genug Bildung, wird er vom "Spiegel" zitiert. "Die eine Hälfte lachte, die andere saß wie versteinert da", hieß es von Seiten eines Teilnehmers.
Dass der Casting-Boom noch nicht zu Ende ist, bewies RTL mit der Suche nach dem «Supertalent». Über fünf Millionen Menschen verfolgten die neue Show – klar, dass der Kölner Sender prompt eine zweite Staffel für das kommende Jahr ankündigte. Dabei hatte man ursprünglich fast kein Vertrauen in die Sendung: Nach nur drei Folgen war nämlich schon wieder Schluss.
Auch der Koch-Boom hält noch an, wie VOX mit der «Kocharena» unter Beweis stellte. Mehr als drei Millionen Zuschauer sahen zu, als Tim Mälzer gegen fünf Hobbyköche antrat – neue Folgen gibt es daher zukünftig monatlich. Einen Quotenerfolg konnten auch die Kollegen der ARD verbuchen, allerdings mit einem anspruchsvollen Spielfilm. Sieben Millionen Menschen verfolgten den im Vorfeld umstrittenen Zweiteiler «Contergan» – Fernsehen mit Mehrwert.
Den Überraschungs-Erfolg des Fernsehjahres fuhr unterdessen RTL am Montagabend ein. Die dritte Staffel der Kuppel-Show «Bauer sucht Frau» entwickelte sich mit zum Teil mehr als acht Millionen Zuschauern zu einem wahren Hit für den Sender. Zusammen mit «Wer wird Millionär?» und «Extra» kam der erste Tag der Woche für RTL endlich wieder so richtig in Fahrt. Ganz im Gegensatz zu den Kollegen von ProSieben, die mit «Krügers Woche» unterhalb der Schmerzgrenze lagen und die Show nach einigen Wochen doch noch vorzeitig beendeten.