Juwelen des Fernsehens: Die Spätnachrichten von ARD & ZDF

Die Aushängeschilder Primetime-Nachrichten wurden im Januar 2008 genau 30 Jahre alt. Für die Zukunft haben sich die Macher vom «heute-journal» und den «Tagesthemen» viel vorgenommen. Quotenmeter.de wirft einen Blick auf die Entwicklung von «heute-journal» und «Tagesthemen».



Gleich zwei Juwelen des Fernsehens feierten in dieser Woche ihren jeweils 30. Geburtstag: Die «Tagesthemen» der ARD und das ZDF-«heute-journal». Die Einführung der Sendungen am 02. Januar 1977 kam einer kleinen Revolution gleich, denn die entspannte, pointierte Präsentationsform der deutschen und internationalen Nachrichtenlage über 30 Minuten hinweg schien für viele Zuschauer seinerzeit zunächst gewöhnungsbedürftig zu sein.



Foto: ARDDoch der Erfolg stellte sich schnell ein: Neben der 15-minütigen «Tagesschau» um 20:00 Uhr, der damals wie heute wichtigsten Nachrichtensendung in Deutschland, entstand innerhalb kurzer Zeit mit den «Tagesthemen» ein geachtetes Format. Bei ihrer Einführung vor drei Jahrzehnten ersetzten die «Tagesthemen» die bis dahin übliche Spätausgabe der «Tagesschau». Zunächst wurden sie montags bis donnerstags gesendet, am Freitag stand stattdessen bis 1999 der «Bericht aus Bonn» auf dem Programm.



Doch auch die Kollegen vom ZDF hatten in diesen Tagen Grund zum Jubeln. Seit dem Start des «heute-journals» ging das Nachrichtenmagazin mehr als 9.000 Mal auf Sendung. Von 1978 bis 1984 begann die Sendung montags bis donnerstags schon um 21:00 Uhr, freitags – wie heute auch – um 22:00 Uhr. Die Länge war mit 20 Minuten deutlich kürzer als heute. Mitte der 80er Jahre wurde schließlich der Sendeplatz auf den bis heutigen Termin um 21:45 Uhr festgelegt. Seit 1992 sendet das «journal» auch samstags, seit nunmehr acht Jahren selbst am Sonntag.



Von regelmäßigen Sendezeiten können die Verantwortlichen der «Tagesthemen» derzeit nur träumen, schließlich startet das Magazin derzeit innerhalb von sieben Tagen zu fünf unterschiedlichen Zeiten – im besten Fall, wohl gemerkt. Allen mehr oder weniger gut gemeinten Ratschlägen zum Trotz ist bei den «Tagesthemen» – im Gegensatz zu den Mainzer Kollegen – auch heute noch ein Kommentar fester Bestandteil der Sendung. Thomas Hinrichs, als Zweiter Chefredakteur verantwortlich für die «Tagesthemen»: „Quote machen geht anders, das wissen wir. Oberstes Ziel aber ist es zu informieren, einzuordnen und Orientierung zu geben.“







Große Journalisten prägten beide Sendungen: Neben Ernst-Dieter Lueg (1978 bis 1985), Klaus Bednarz (1982 bis 1983) und Gerhard Fuchs (1982 bis 1985) war es Hanns-Joachim Friedrichs, der den «Tagesthemen» ein unverwechselbares Gesicht gab. 1991 übernahm Ulrich Wickert, der nach 15 Jahren an den nach wie vor meist etwas blassen Tom Buhrow übergab. Seit einiger Zeit führt Caren Miosga durch die Sendung. Zu ihren Vorgängerinnen zählten Anne Will (2001 bis 2007), Gabi Bauer (1997 bis 2001), Sabine Christiansen (1987 bis 1997) und Ulrike Wolf (1985 bis 1987).



Foto: ZDF/Carmen SauerbreiBeim «heute-journal» moderierten dagegen lediglich zwei Frauen: Ingeborg Wurster präsentierte die Sendung zwischen 1979 und 1984, erst mit Marietta Slomka wurde das ZDF-Magazin vor sieben Jahren wieder weiblich. Erster Redaktionsleiter der Sendung war Dieter Kronzucker, der auch selbst moderierte. Die Liste der Präsentatoren ist lang: Karlheinz Rudolph, Jochen Schweizer, Gustav Trampe, Klaus Bresser, Ingeborg Wurster, Hans Scheicher, Peter Voß, Ernst Elitz, Gerd Helbig, Ruprecht Eser, Sigmund Gottlieb, Alexander Niemetz, Wolf von Lojewski, Eberhard Piltz, Helmut Reitze, Klaus-Peter Siegloch, Marietta Slomka, Claus Kleber, Steffen Seibert gaben und geben dem Magazin ein Gesicht. Selbst Harald Schmidt hatte bereits einen Gast-Auftritt.



Im Mittelpunkt stand 2008 vor allem «heute-journal»-Chef Claus Kleber, der um ein Haar zum „Spiegel“ gewechselt wäre. „Die Welt ist komplizierter geworden. Es gibt viel zu erklären und aufzuklären. In der großen Kakophonie wird man nur noch gehört, wenn man etwas Besonderes zu bieten hat“, so Kleber über den Erfolg seiner Sendung. Sein Credo: „Wir brauchen erste Klasse. In allem. Die Unterschiede liegen oft in den Details. Das macht die Arbeit so schwierig, aber auch machbar.“



Für das Jahr 2009 wurde ein neues Studio angekündigt: „Ich gebe ja zu, dass ich am Anfang auch gedacht habe, ein neues Studio sei ein schicker, großer Bau mit besseren Lampen und Kameras. Inzwischen habe ich verstanden, dass das modernste Fernsehgebäude Europas alles bei uns ändern wird: die Arbeitsabläufe, die Produktion, die Darstellungsmöglichkeiten, die ganze journalistische Denkweise“, zeigte sich Claus Kleber begeistert. „Es wird anspruchsvoller, eleganter, schlanker und vielfältiger. Ich kann gar nicht aufhören, mich dafür zu begeistern, aber es wird ein hartes Stück Arbeit.“



Harte Arbeit liegt auch vor den Kollegen der «Tagesthemen», die vor allem in den Jahren 2007 und 2008 immer wieder Kritik einstecken mussten. Für den Zweiten Chefredakteur, Thomas Hinrichs, sind die Ziele für die Zukunft dennoch klar gesteckt: „Die Redaktion hält an ihrem journalistischen Kurs unbeirrt fest: keine Aufweichung hin zum Boulevardesken, keine Umgehung immer komplexer werdender Politik, sondern glaubwürdige, gewissenhafte und gut recherchierte Berichterstattung.“
05.01.2008 09:45 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/24469