Dschungelcamp: Pointiert und mit Augenzwinkern

«Ich bin ein Star» ist deutlich besser als sein Ruf. Wer genau hinsieht, wird das merken. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.

„Ich bin kein Star, lasst mich da rein!“ – Hinter dieser Überschrift versteckte „Spiegel Online“ am Freitag einen Artikel über Gründe für mehr oder weniger bekannte Menschen, ins Dschungelcamp von RTL zu ziehen. Dass es sich bei allen zehn Teilnehmern nicht um „Stars“ handelt – wie der Titel der Show vermuten lassen könnte – ist mittlerweile ein alter Hut.

Foto: RTLDoch trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, bleibt «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ein weltweites Fernseh-Phänomen. Als RTL vor genau vier Jahren mit der ersten Staffel in Deutschland an den Start ging, war das Interesse mit bis zu zehn Millionen Zuschauern wahrhaft überwältigend, als wenige Monate später erneut ein knappes Dutzend Promis nach Australien geflogen wurde, fielen die Quoten fast genauso gut aus.

Doch was genau macht das Phänomen „Dschungelshow“ aus? Warum ist die nicht unumstrittene Sendung beim Publikum so beliebt? Sicher: Grund zum Tuscheln bietet die Sendung allemal – auch wenn viele es nicht wahr haben wollen: «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ist am nächsten Morgen im Büro ein Thema. „Hast du gesehen, wie der sich verhalten hat?“ – „Schau mal, wie unselbstständig der ist.“ – „Also von dem hätte ich das nun wirklich nicht erwartet.“




Und klar ist auch, dass durchaus ein Gefühl der Genugtuung aufkommen kann, wenn sich Daniel Küblböck ins Kakerlaken-Bad begibt oder Caroline Beil von Straußen gepiekst wird. Es geht doch nichts über ein wenig Schadenfreude – vor allem, wenn es Promis betrifft. Doch der Erfolg der Show erklärt sich keineswegs durch diese beiden Punkte. Vielmehr ist «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» einfach hervorragend gemachte Unterhaltung – hervorragend vor allem im Sinne des Produktionsaufwands.

Foto: RTLMan muss die Show nicht lieben, doch wer auch nur eine halbe Stunde aufmerksam eingeschaltet hat, wird merken, wie professionell die Sendung gemacht ist. Das fängt beim Bau des Dschungelcamps an, geht über die unterhaltsamen Beiträge und endet schließlich beim herrlich verrückten Moderatoren-Duo. Pointiert und mit der richtigen Portion Augenzwinkern führen Sonja Zietlow und Dirk Bach durch eine Show, die sich doch in Wahrheit selbst nicht so ernst nimmt, wie es so mancher Kritiker gerne seinen Zuhörern weismachen möchte.

Das wurde auch in der ersten Folge der am Freitag angelaufenen dritten Staffel wieder einmal mehr als deutlich. In Anspielung auf seine Rückennummer schrie der emotionale Sänger Ross Antony lautstark „Zehn“ und hielt dabei – „Peace“ lässt grüßen – zwei Finger in die Kamera. Die ideale Voraussetzung für einen Running-Gag, der genüsslich bis zum Schluss ausgekostet wird. Bach treibt die kuriose Szene auf die Spitze, als er mit beiden Händen das „Peace“-Zeichen deutet und sichtlich erfreut „Zwanzig“ ruft.

In diesem Moment wird das Format von den Machern selbst derart durch den Kakao gezogen, dass eigentlich dem letzten Skeptiker der Boden für Kritik entzogen wird. Bach und Zietlow führen das vermeintlich ernste Konzept ad absurdum und machen aus dem mit schlechtem Image behafteten Dschungelcamp in kürzester Zeit eine wahre Unterhaltungsmanufaktur, die allemal lustiger ist als viele Formate, die derzeit unter dem Label „Comedy“ angeboten werden.

Fakt ist: «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ist weitaus besser als der Ruf der Show es vermuten lässt. Wer sich ausschließlich für Goethe und Schiller interessiert, findet am RTL-Dschungelcamp sicherlich kein Gefallen. Doch wer sich abends gerne einfach „nur“ gut unterhalten lassen möchte, ist in diesem Fall genau richtig. Schlecht gemachte Sendungen findet man im deutschen Fernsehen zuhauf vor. «Ich bin ein Star» gehört ganz gewiss nicht dazu.

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12.01.2008 01:03 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/24613