Johannes B. Kerner feiert Jubiläum und kann auf ein bewegtes Jahrzehnt zurückblicken. Viel geändert hat er sich jedoch nicht. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.
Man kann über die allabendliche Talkshow von Johannes B. Kerner viel sagen, doch eines steht fest: Sie ist erfolgreich. Und vor allem: Der Erfolg dauert nun bereits mehr als zehn Jahre an. Im Januar 1998 ging die Show – damals noch als wöchentliche «Johannes B. Kerner-Show» – erstmals an den Start. Seither hat sie für manche Schlagzeile in den Medien gesorgt. Mal mehr, mal weniger beabsichtigt.
Und nicht selten ging es dabei auch um Musikproduzent Dieter Bohlen, der durch die Komposition der Titelmusik offenbar zugleich eine Dauereintrittskarte bei Kerner erhielt. Er war Gast der ersten Sendung und nahm zuletzt vor einer Woche auf Kerners Sessel Platz, um sich auf einen gemütlichen Plausch mit dem 43-Jährigen einzulassen. Harte Frage hatte er nie zu befürchten – so wie die meisten anderen Gäste auch. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Redaktion der Show keine Probleme hat, jeden Abend 60 bis 75 Minuten Sendezeit zu füllen. Irgendwie war so gut wie jeder schon einmal da.
Verona Pooth – ehemals Feldbusch – etwa. In Erinnerung blieben zwei Auftritte der Medienikone: Einerseits als sie unter Tränen gestand, von Ex-Mann Dieter Bohlen geschlagen worden zu sein und Kerner offensichtlich nur schwer Mühe hatte, sich ein Lachen zu verkneifen. Andererseits als sie sich mit Alice Schwarzer ein lautstarkes Duell zu später Stunde lieferte, das die Boulevardpresse für einige Tage mit Schlagzeilen fütterte. „Verona Feldbusch ist eine einzige Ohrfeige für uns Frauen“, gab Schwarzer zu Protokoll - verbunden mit der Frage: „Wie doof müssen Männer sein, dass sie auf Verona abfahren?“
In besagter Sendung schwieg Kerner die meiste Zeit und ließ die Streithähne streiten. „Fernsehen ist bunt. Stefan Raab pink: laut, schrill, jung. Harald Schmidt rot: bissig, scharf, fies. Sabine Christiansen beige: dezent, langweilig, seriös. Und Johannes B. Kerner ist weiß: nichtssagend, friedlich, sauber.“ So beschrieb damals „Die Zeit“ das Phänomen Kerner. Und auch heute, sieben Jahre später, hat Kerner dieses Image inne. Saubermann sagen die einen, Weichspüler die anderen. Er selbst kann damit offenbar gut leben.
Nur im vergangenen Oktober platzte ihm dann doch der Kragen. Ein wenig jedenfalls. Als er Eva Herman höflich bat, das Studio zu verlassen, um mit Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und Mario Barth noch eine viertel Stunde über Belanglosigkeiten zu reden, nachdem ihm zuvor die Situation völlig entglitt. Später gestand er Fehler ein: Die Sendung sei redaktionell nicht zu Ende gedacht gewesen: „Wir hatten so eine Reaktion von ihr nicht auf dem Zettel...“, so Kerner damals. Er hatte der Eva, die seit einer mehrdeutigen Aussage zu ihrer Buchveröffentlichung in einer breiten öffentlichen Debatte fehlende Abgrenzung zur Familienpolitik im Nationalsozialismus vorgeworfen wurde, nach eigenen Angaben Gelegenheit zur Richtigstellung geben wollen.
Ebenfalls in negativer Erinnerung blieb Kerners Sondersendung zum Amoklauf in Erfurt. Kerner lud einen zur Tatzeit am Tatort anwesenden elfjährigen Jungen ein und wurde darauf hin stark kritisiert – insbesondere von Harald Schmidt, der die persönliche Annahme eines Medienpreises aus Kerners Händen aus Protest ablehnte. Schmidt warf Kerner später vor, „aus dem Bottich“ gesendet zu haben. „Ich verstehe auch nicht, dass der Intendant des ZDF nicht an sich runterkotzt, wenn er das abends sieht, sondern noch an der Katholischen Akademie Ethik-Vorträge hält“, so Schmidt.
Ungeachtet aller Kritik ist es Kerner aber dennoch gelungen, jeden Abend fast zwei Millionen Zuschauer zu erreichen. Wahrscheinlich ist es der Mix aus Boulevard- und Sensationsgeschichten, der beim Publikum ankommt – ebenso wie die freitägliche Kochshow, die Kerner jedoch im Laufe dieses Jahres abgeben will. Ein Ende seiner Gesprächsrunden ist dagegen noch längst nicht in Sicht – erst recht nicht, wenn sich die Redaktion auch weiterhin zu großen Teil an den ehemaligen RTL-Geschäftsführer Helmut Thoma hält. Der sagte einst: „Im Seichten kann man nicht ertrinken.“ Und er hat ganz offensichtlich Recht.
11.02.2008 17:01 Uhr
• Alexander Krei
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