Schawinski kritisiert deutsche Medienbranche erneut

In der aktuellen Ausgabe der "Vanity Fair" spricht der ehemalige Geschäftsführer von Sat.1 unter anderem über die Ratlosigkeit der deutschen Sender.

Dass Roger Schawinski gerne gegen seine Kollegen wettert, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Nachdem der ehemalige Geschäftsführer von Sat.1 bereits in seinem Buch „Die TV Falle“ kritisch über die deutsche Medienbrache berichtet, setzt Schawinski seinen Feldzug in der aktuellen Ausgabe der „Vanity Fair“ fort.

Foto: Sat.1 "In einer Zeit, in der beinahe jeder neue Versuch ein Flop wird, verliert man schnell nicht nur die Nerven, sondern - was noch viel schlimmer ist - auch den Glauben an sich selbst“, so der Schweizer über die Verzweiflung der deutschen Sender an Eigenproduktionen. Aus dieser Verzweiflung heraus würden dann auch die in letzter Zeit häufigen Blitz-Absetzungen folgen.

Schawinski: "Im deutschen Fernsehen hat ein hilfloses Hin- und Hergewechsel von Formaten, Sendeplätzen und Inhalten eingesetzt, bei dem einem schwindlig werden kann.“ Durch „Verzweiflung angesichts der miesen Erfolgsbilanz“ würden die Sender mittlerweile auf Ideen kommen, bei denen selbst die absoluten Grundregeln des Fernsehmachens ausgehebelt werden".



Nachrichtensendungen, bei denen der jahrelange Sendeplatz plötzlich verschoben wird, sei ein Beispiel hierfür. Keine Frage, dass Zuschauer bei den «Tagesthemen» ausblieben, wenn der Sendeplatz fast tägliche variiere. Besonders aber ärgert sich Schawinski über die Entscheidung seines ehemaligen Senders, die Nachrichten von 18:30 Uhr auf 20:00 Uhr zu verlegen: "Bei Sat.1 wurde die Ratlosigkeit wegen der katastrophalen Quoten am Vorabend jüngst so übermächtig, dass man schließlich auch den letzten Funken Vernunft über Bord warf."

Die Nachrichten parallel zur «Tagesschau» auszustrahlen sei "als ob das Fußballspiel Deutschland gegen Brasilien auf dem einen Sender übertragen würde, und man käme auf die Idee, auf dem anderen Kanal gleichzeitig das Spiel der entsprechenden Junior-Nationalmannschaft zu zeigen."
22.02.2008 10:53 Uhr  •  Tobias Heindl  •  Quelle: Vanity Fair Kurz-URL: qmde.de/25542