Die TV TODAY-Trend-Studie


Günther Jauch, die "Allzweckwaffe" von RTL ist nicht zu schlagen. Neun von zehn Deutschen sehen den Show- Moderator gern im Fernsehen. Dies ist ein Ergebnis der repräsentativen und Sender unabhängigen Untersuchung "Fernsehen in Deutschland 2003: Die TV TODAY-Trend-Studie", die die Programmzeitschrift bereits im dritten Jahr in Folge durchführt. Für die Studie, die umfassend die Einstellungen der Deutschen zum TV allgemein sowie zu Sendern, Moderatoren und Genres wiedergibt, befragte TV TODAY über das Marktforschungsinstitut ipsos 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren.

Auf dem zweiten Platz in der Beliebtheitsskala liegt Thomas Gottschalk, für den drei Viertel der Deutschen votieren, gefolgt Jörg Pilawa (73 Prozent), Kai Pflaume (62 Prozent) und Oliver Geissen (60 Prozent), die vor allem beim weiblichen Geschlecht punkten.

Bei den Talk-Moderatoren ist Harmonie Trumpf: Auf dem ersten Platz liegt Johannes B. Kerner mit 69 Prozent Zustimmung. Dahinter folgen Gabi Bauer (68 Prozent), die vom ersten auf den zweiten Platz abgerutscht ist, Sabine Christiansen (65 Prozent) und Reinhold Beckmann (63 Prozent). Moderatoren, die für Streitkultur im TV stehen wie Maybrit Illner, Bettina Böttinger oder Michel Friedman finden sich hingegen eher am unteren Ende der Beliebtheitsskala.

Bei den Nachrichten-Moderatoren belegt Eva Herman den ersten Platz. Drei Viertel der Deutschen sehen die ARD-Frau gern im TV. Mit 73 Prozent Zustimmung folgt RTL-Anchorman Peter Kloeppel, der damit vor ARD-Aushängeschild Ulrich Wickert liegt (72 Prozent). Einen großen Sprung in der Beliebtheitsskala vom achten auf den vierten Platz hat "Tagesthemen"-Kollegin Anne Will geschafft (68 Prozent). Es
folgen: Petra Gerster (65 Prozent), Marietta Slomka (64 Prozent) und die ZDF-Neuzugänge Steffen Seibert und Claus Kleber mit 57 bzw. 55 Prozent.

Wie die TV TODAY-Studie weiter ergab, ist RTL der beliebteste TV- Sender und kann seinen Vorsprung gegenüber dem letzten Jahr sogar noch ausbauen. 25 Prozent der Deutschen votieren für RTL (Vorjahr: 21 Prozent), gefolgt von der ARD, die von 20 auf 18 Prozent fällt, dem ZDF (Vorjahr: 16, jetzt 13 Prozent), Pro Sieben und Sat.1 (beide 10
Prozent) sowie den Dritten Programmen, die sich von acht auf sechs Prozent verschlechtern. Dabei verlieren die öffentlich- rechtlichen Sender sogar bei ihrer Hauptklientel, den Über-50- Jährigen, an Zustimmung. RTL hingegen gewinnt in allen Altersgruppen hinzu.

Auch in der Frage der Sportkompetenz der Sender liegt RTL klar vorn. Ergab die TV TODAY-Studie im letzten Jahr bei dieser Frage noch keinen klaren Sieger, sind jetzt RTL und DSF mit je 13 Prozent Zustimmung vorn. Michael Hopp, Chefredakteur von TV TODAY: "Größter Verlierer ist die ARD, die durch den Kauf der Bundesliga- Übertragungsrechte nun die Möglichkeit hat, Boden gutzumachen."

Besonderen Erfolg hatte RTL mit der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar". TV TODAY hat den Megatrend Casting untersucht und festgestellt: Die größten Fans sind junge Frauen. Während knapp die Hälfte der Frauen (47 Prozent) zwischen 14 und 49 Jahren "Deutschland sucht den Superstar" besonders favorisiert, beträgt diese Quote in der Gesamtbevölkerung nur 27 Prozent. Darüber hinaus zeigt die TV TODAY-Studie: "Deutschland sucht den Superstar" spricht vor allem Fans von Sendungen wie "Big Brother" oder "Nur die Liebe zählt" an, d.h. von Formaten, in denen sowohl Wettkampf als auch Emotionen im Mittelpunkt stehen.

Wesentlich breiter aufgestellt ist hingegen die "80er Show", die bei Frauen und Männern sowie in allen Altersgruppen gleichermaßen beliebt ist. Die "80er Show" ist damit ähnlich positioniert wie das erfolgreichste Familienformat im deutschen TV: "Wetten, dass...".

Die Lieblings-Genres im TV sind Natur- und Reiseformate (65 Prozent), Kinofilme im TV (58 Prozent), Service-Magazine (57 Prozent), Nachrichtenmagazine und Nachrichten (beide 56 Prozent). Dahinter folgen Krimiserien (52 Prozent), Unterhaltungsshows (51 Prozent), Quiz- und Game-Shows (49 Prozent) und Reportagen (47 Prozent). In der Beliebtheit stark gestiegen sind vor allem Kinofilme im TV, während Nachrichten gefallen sind. Dazu Michael Hopp: "Dies könnte auf eine - möglicherweise durch verstärkten Nachrichtenkonsum während des Irak-Kriegs hervorgerufene - Nachrichtenmüdigkeit gekoppelt mit dem Wunsch nach Rückzug und Unterhaltung hindeuten." Ebenfalls auf dem Abwind befindet sich das Trendformat des letzten Jahres, die Gerichts-Shows. Hopp: "Hier scheint es eine Übersättigung bei den Zuschauern zu geben." Auch Quiz-Shows verlieren und zwar vor allem jüngere Seher. Dies könnte der Anfang vom Ende des Quizbooms sein.

Während ältere Zuschauer vor allem Natur- und Reiseformate schauen sowie Service-Magazine und Nachrichten, sind die Formate Kinofilme im TV, Comedy, Großstadtserien und Sitcoms bei jüngeren Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren beliebt. Frauen sehen gern Familien- und Arztserien, Gerichts-Shows und Daily Soaps, während Männer Reportagen, Kinofilme im TV, Science Fiction und Nachrichtensendungen bevorzugen. Einzig Unterhaltungs-Shows sowie deutsche TV-Movies vereinen die ganze Familie vor dem Fernseher.

Beim Thema Serie überwiegt der Individualismus. Wie die TV TODAY- Studie ergab, wird das breite Serien-Angebot angenommen. Dabei haben die unterschiedlichen Zielgruppen alle "ihre" Lieblings-Serien. Der "Tatort" vereint noch am ehesten die Altersgruppen, wird aber zumeist von Männern gesehen. "Der Bulle von Tölz" vereint die Geschlechter, hat aber fast nur Zuschauer über 50.
22.07.2003 16:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/2626