Die Kritiker: «Der Prinz von nebenan»

Story
Um ihr Medizinstudium zu finanzieren, hat Naomi Kruse einen Job als House-Sitterin angenommen. Die angehende Kinderärztin aus dem Hamburger Arbeiterviertel Wilhelmsburg muss eine Villa in der Hamburger Nobelgegend Blankenese hüten. Ein Traumjob, und ihr neuer Nachbar Sebastian Dahl ist ein Traummann: erfolgreich, charmant und ausgesprochen attraktiv. Dummerweise hält er Naomi für die neue Besitzerin der Villa. Und dummerweise ist sie noch nicht dazu gekommen, das Missverständnis aufzuklären.

Ausgerechnet jetzt steht ihre "schräge" Familie auf der Matte: Mutter Hilde, Fritten- und Currywurst-Expertin, Vater Axel, Hausmeister, Naomis kleinkrimineller Bruder "Schnuller" und ihre Schwester Chantal, deren Hauptbeschäftigung es ist, Männern den Kopf zu verdrehen. Im Gegensatz zu ihrer Familie ist Naomi gebildet, fleißig und höflich, die einzige Kruse, die je studiert hat. Sie liebt ihre Familie über alles und lässt sie deshalb in die schicke Villa einziehen, auch wenn sie so ihren House-Sitter-Job riskiert und das Chaos damit vorprogrammiert ist.

Darsteller
Wolke Hegenbarth («Mein Leben und ich») ist Naomi Kruse
Steffen Groth («Crazy Partners») ist Sebastian Dahl
Ingo Naujoks («Tatort: Hannover») ist Axel Kruse
Maike Bollow («Notruf Hafenkante») ist Hilde Kruse
Meo Wulf («Das Geheimnis meiner Schwester») ist Schnuller Kruse
Lena Amende («7 Zwerge») ist Chantal Kruse
Bianca Hein («SOKO 5113») ist Babette
Thomas Kügel («Tatort: Kiel») ist Paul Plettenberg
Gerlinde Locker («Die Frauen der Parkallee») ist Katharina

Kritik
Die Fiction-Abteilung des Berliner TV-Senders Sat.1 hat auch im Fernsehjahr 2007/2008 einige Romantic-Comedys geordert. Nachdem man vor allem mit Familien-Fantasy und Thrillern auf Quotenfang ging, soll am 01. April Wolke Hegenbarth in einer Aschenputtel-Geschichte die Zuschauer verzaubern.

Bereits die ersten Minuten sind interessant, da man mit Noami die Welt von Blankenese erforscht und sich über einige Eigenarten wundert. Nach wenigen Szenen ist bereits klar, was die Hauptgeschichte ist und wie die Produktion nach eineinhalb Stunden enden wird. Nach fünf Minuten werden zudem die klassischen Gegenspieler eingeführt, die – natürlich – einen Plan haben. Dieser, der sich um Sebastian Erbe handelt, muss nicht nur von Naomi, sondern von der gesamten Familie Kruse verhindert werden.

«Der Prinz von nebenan» kann gute Landschaftsaufnahmen vorweisen und mit Krankameras und Steadycam wurden ebenfalls gute Szenen gefilmt. Jedoch haben die Produzenten auf das 4:3-Format gesetzt und nicht auf das moderne Breitbildformat – Schade.

Die schauspielerische Leistung von Wolke Hegenbarth muss gelobt werden. Während einige Figuren zeitweise etwas steif wirken, kann die Schauspielerin völlig in ihren Charakter abtauchen und beweist eine gute Mimik und Gestik. Maike Bollow, die Noamis Mutter verkörpert, spricht einen sehr guten norddeutschen Dialekt, der kaum in Film- und Fernsehprojekten zu hören ist. Der «Tatort»-Schauspieler Ingo Naujoks kann – wie immer – überzeugen.

Insgesamt kann der Sat.1-Film «Der Prinz von nebenan» durchaus überzeugen. Jedoch haben die Autoren Peter Studhalter («Vater braucht eine Frau») und Hartmut Block («Die unlösbaren Fälle des Herrn Sand») nur einen kurzweiligen Familienfilm geschaffen, der gut von Peter Stauch («Die Sitte») umgesetzt wurde. In wenigen Wochen werden sich nur noch die wenigsten Menschen daran erinnern.

Sat.1 zeigt «Der Prinz von nebenan» am Dienstag, den 01. April 2008, um 20.15 Uhr.
28.03.2008 12:40 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/26299