Die Kritiker: «K-Ville»

Story:
New Orleans zwei Jahre nach dem Hurricane Katrina: Die Folgen der Verwüstung sind noch deutlich zu spüren. Zwei Polizisten unterschiedlicher Hautfarbe sollen in der vom Wirbelsturm gebeutelten Stadt für Recht und Ordnung sorgen. Polizist Martin Boulet, von seinem Partner damals mitten im Einsatz im Stich gelassen, ist seitdem misstrauisch und paranoid. Während seine Frau mit der gemeinsamen Tochter die Stadt verlassen hat, kämpft er für den Wiederaufbau New Orleans.

Die Skepsis ist groß, als man ihm seinen neuen Partner Trevor Cobb vorstellt. Trevor ist weiß, kommt nicht aus New Orleans und schweigt über seine Vergangenheit. Er tut dies aus gutem Grund - denn schließlich änderte er nach dem Hurricane seine Identität.

Darsteller:
Anthony Anderson («The Shield») ist Martin Boulet
Cole Hauser («2 Fast 2 Furious») ist Trevor Cobb
Tawny Cypress («Heroes») ist Ginger „Love Tap“ LeBeau
Blake Shields («Sleeper Cell») ist Jeff „Glue Boy“ Gooden
John Carroll Lynch («Close to Home») ist Captain James Embry

Kritik:
Es war die Idee von John Lisco eine Serie über die Geschichten der Stadt New Orleans nach dem Hurricane Katrina zu machen. „Eine korrupte Stadt war New Orleans ja schon immer“, sagt er. Und das, was in den Zeiten des Wiederaufbaus passierte, gibt sicherlich Stoff für etliche Episoden. Mit den Problemen der Stadt ist Lisco bestens betraut. Es gab dort zu wenige Polizisten, viele verließen die Gegend aus Angst - „wir wollen etwas über die Männer erzählen, die geblieben sind, über die Helden“, erklärt Lisco.

Die Hauptfiguren hat der Erfinder sehr gut durchdacht. Da wäre auf der einen Seite der dunkelhäutige Boulet, der perfekt ins Bild der Stadt New Orleans passt. Er spricht mir starkem Slang, ist direkt, mitunter auch brutal - aber er ist ein bodenständiger Mensch. Er hat eine Frau und eine Tochter, die wegen des Hurricans vorerst nach Atlanta gezogen sind. Martin Boulet selbst muss neben seiner Arbeit als Polizist auch sein Haus in New Orleans aufbauen und seine Familie überzeugen, irgendwann wieder in die Problemstadt zurückzukehren.

Ihm zur Seite gestellt wurde Trevor Cobb, der eindeutig blassere Charakter der beiden. Aber Trevor wirkt nur auf den ersten Blick unspektakulär, weil er den vorsichtigen und eigentlich den normalen Polizisten verkörpert. Zunächst ist wenig über ihn bekannt - früher war er als Soldat in Afghanistan stationiert. Über seine Vergangenheit spricht der Weiße nicht gern: Aus gutem Grund, denn er saß im Gefängnis und machte sich den Wirbelsturm zu Nutze um eine neue Identität anzunehmen. In New Orleans will er nun alte Rechnungen begleichen.

In den ersten Minuten des Pilotfilms verwendeten die Macher auffallend viele Blautöne, im Verlauf der Folge spielt zudem die Farbe gelb eine wichtige Rolle. «K-Ville» ist eine Krimiserie, die vor dem Hintergrund des unendlichen Leids und der Not der Menschen in New Orleans spielt. Und genau das ist der Serie möglicherweise zum Verhängnis geworden. Sie vermischt drei Genres, füllt aber keines gänzlich aus.

Da wären natürlich die Ansätze eines klassischen Dramas: Die Not und das Leid der Einwohner, die Angst der Menschen vor einer erneuten Flut und das Schicksal, das gesamte Hab und Gut verloren zu haben - all das sind Themen, die man in einer TV-Serie sehr anschaulich verarbeiten kann. Lisco tut dies auch, vermischt genau das aber mit dem Genre Krimi. Vor dem Hintergrund dieser Thematik läuft also ein 0815-Krimi-Plot ab, der in dieser Form auch in einer der zahlreichen US-Krimiserien hätte spielen können.

Genau das könnte viele Fans unzufrieden werden lassen. Eben weil es ein Mischmasch aus beidem ist, stimmt man beide Gruppen (die Liebhaber der Drama-Serien und den klassischen Krimifan) nicht glücklich. Hinzu kommt noch ein leichter Ansatz aus dem Bereich Action, der allerdings eher zu vernachlässigen ist. Schießereien und wilde Verfolgsjagden kommen zwar immer wieder vor, sind aber kein zentraler Punkt der Serie. Dennoch: Die aus Deutschland stammende Firma action concept leistet in diesem Punkt bessere Arbeit als die Produktionsfirma in den USA.

Alles in Allem ist «K-Ville» eine durchschnittliche Serie, die bei etwas exakterer Festlegung, wohin es gehen soll, durchaus Potential hat. Weil sich die Macher aber eben nicht exakt für Krimi oder für klassisches Drama entschieden haben, war die Halbwertszeit der Serie alles andere als lang. Nach nur zehn Episoden zog der US-Sender FOX den Stecker - schuld daran waren stetig sinkende Einschaltquoten. Schon nach der Premiere mit fast 9,40 Millionen Zuschauern ging es rapide bergab.

Premiere Serie zeigt «K-Ville» ab Freitag, den 11. April 2008, freitags um 20.15 Uhr als deutsche TV-Premiere. Wiederholungen sind in der Primetime montags und dienstags zu sehen.
07.04.2008 12:05 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/26480