Die Kritiker: «Pfarrer Braun: Heiliger Birnbaum»

Story
Bischof Hemmelrath ist in Aufregung: eine ersehnte Ernennung zum Kardinal steht kurz bevor. Damit nur ja keine Klagen entstehen, versetzt Monsignore Mühlich den kriminalisierenden Pfarrer Braun nach Ribbeck ins Havelland. Seit einem Jahrhundert gab es hier keine Verbrechen mehr. Außerdem ist in der protestantischen Hochburg echte Missionsarbeit gefragt. Es gibt hier keine Katholiken, keine katholische Kirche und folglich auch kein Pfarrhaus.

Braun und seine Haushälterin Margot Roßhauptner beziehen also ihr Quartier im „Gasthof zum Birnbaum“ bei der schwangeren Wirtin Eva Lehmkuhl. Evas Mann Malte, der Bruder des Gemeindepfarrers, veranstaltet historische Kutschfahrten für Liebhaber von Theodor Fontane. Lokale Attraktion ist die evangelische Kirche mit einer ausgesprochen weltlichen „Reliquie“: Überreste jenes Birnbaums, der durch Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ berühmt wurde, locken Touristen aus aller Welt an.

Als Braun auf der Flucht vor einem Unwetter die Kirche betritt, bricht vor seinen Augen der protestantische Pastor Lehmkuhl während der Predigt tot zusammen. Eines der Birnenstückchen, die zum Abendmahl anstelle der Hostie gereicht wurden, war offenbar vergiftet. Als am nächsten Tag auch der Fontane-Baum verschwunden ist, fällt der Verdacht auf William Fontaine: Gegen den Willen des Pastors wollte der Hotelier den Baumstumpf in seinem „Schlosshotel Fontaine“ als Touristenmagnet aufstellen. Auch der zwielichtige Apotheker Dr. Wendriner, der den Baum klonen wollte, hat ein Motiv. Kommissar Geiger ist jedoch überzeugt, dass Lehmkuhls Mutter ihren Sohn aus ödipaten Gründen umbrachte. Als auch sie leblos aufgefunden wird, erscheint diese Hypothese zweifelhaft.

Darsteller
Ottfried Fischer («Der Bulle von Tölz») ist Pfarrer Braun
Hansi Jochmann («Geerbtes Glück») ist Margot Roßhauptner
Antonio Wannek («Der fremde Gast») ist Armin Knopp
Peter Heinrich Brix («Großstadtrevier») ist Kommissar Geiger
Hans-Michael Rehberg («(T)Raumschiff Surprise – Periode 1») ist Bischof Hemmelrath
Gilbert von Sohlern («Hilfe, die Familie kommt») ist Priester Mühlich
Martin Feifel («Die Buddenbrocks») ist Malte Lehmkuhl
Michael Brandner («Ein Fall für Zwei») ist Thomas Lehmkuhl

Kritik
Die «Pfarrer Braun»-Fernsehfilme waren künstlerisch gesehen noch nie ein wirklicher Hit und „Heiliger Birnbaum“ setzt diesen Trend weiter fort. Ottfried Fischer ist kein Schauspieler, sondern Kabarretist – und kein wirklich guter noch dazu. Er verkörpert all seine Figuren – sei es «Der Bulle von Tölz», «Der Pfundskerl» oder eben «Pfarrer Braun» - mit der immer gleichen lethargischen Eintönigkeit, dass man sich nur wundern kann, wieso man einer derart talentfreien Person ständig die Hauptrollen in Fernsehreihen gibt. Kein Funke springt über, keine Authentizität entsteht und durch Fischers monotone Art zu sprechen fällt der Zuschauer rasch in einen tiefen Schlaf.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Figuren unglaublich stereotyp und gähnend einfallslos konstruiert sind. Jeder der Charaktere verhält sich genau so, wie es von ihm erwartet wird, ohne mit Konventionen zu brechen und so einen gewissen Grad an Individualität zu erreichen. Die Abwesenheit eines Konflikts und hoffnungslose Ideenlosigkeit prägen das Bild. Die Bewohner des Ortes Ribbeck werden als ein Haufen dümmlicher Bauern dargestellt, während Pfarrer Braun als katholischer Sherlock Holmes versucht, den eigentlich recht simplen Mordfall zu knacken. Alles schon einmal da gewesen.

Die Geschichte ist banal bis zum geht nicht mehr und interessiert den Zuschauer nicht wirklich, da zu den platten Figuren kein emotionaler Bezug aufzubauen ist. Szene für Szene trottet der Plot vor sich hin, der in den immer gleichen und sinnfreien Dialogen von den einzelnen Figuren wieder und wieder durchgekaut wird.

Die neue Folge von «Pfarrer Braun» ist daher wohl einer der langweiligsten und eintönigsten Fernsehfilme der letzte Jahre, den man als Liebhaber guten Geschmacks ruhig verpassen darf.

Die ARD strahlt «Pfarrer Braun: Heiliger Birnbaum» am Donnerstag, den 10. April 2008, um 20.15 Uhr aus.
08.04.2008 10:50 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/26505