Die Kritiker: «Imperium der Päpste» (Teil 1)

Thema
König oder Papst – wer ist Herrscher über die Welt? Mit dem berühmten "Gang nach Canossa" kommt es im Jahre 1077 zum Showdown im Kampf um die Antwort auf diese lange schwelende Frage. Auf der Bergfestung Canossa unterwirft sich der deutsche König Heinrich IV dem Papst. So entsteht ein Reizmythos, der die Deutschen seit tausend Jahren beschäftigt und viele an Schmach und Erniedrigung denken lässt. Doch stimmt das Bild, das sich davon gemeinhin gemacht wird? Hat nicht vielleicht der deutsche König Heinrich IV. ein egoistisches, selbstbezogenes Spiel vor den Mächtigen der Welt inszeniert, um Kaiser werden zu können?

Der Film untersucht den "Fall Canossa" und rekonstruiert mit Hilfe von Wissenschaftlern die wahren Begebenheiten. Zudem werden weitere wichtige Ereignisse in der Geschichte der Päpste thematisiert und durchleuchtet. Die Geschichte der Päpste mancher Jahrhunderte liest sich wie ein Logbuch des Krieges. Canossa war nur Auftakt eines Kampfes, der noch Jahrhunderte fortgesetzt wurde…

Kritik
«Imperium der Päpste» ist eine dreiteilige Dokumentation, die an den kommenden Sonntagen im ZDF gezeigt wird. Die erste Folge ist allerdings nicht sonderlich gelungen. Auf Verständlichkeit wurde recht wenig geachtet – für einen unwissenden Zuschauer ist die Sendung viel zu speziell. Vor allem die Sprünge von den einzelnen historischen Ereignissen ist sehr verwirrend, schließlich werden in den 45 Minuten ganze 350 Jahre Papstgeschichte wiedergegeben. Die nachgestellten Szenen sind ebenfalls nicht überzeugend, was bei vielen Dokus ein Problem darstellt. Originalbilder sind daher immer noch das beste Mittel. Verständlich aber, dass man hier weder Bilder noch Videomaterial oder sonstige mediale Mittel zur Verfügung hatte, denn die Dokumentation blickt auf die Zeit zwischen 1077 und ca. 1400.

Auch die moderierten Einschübe von Maximilian Schell bringen nicht den gewünschten Erfolg. Was eigentlich auflockern sollte, macht die Dokumentation nicht wirklich besser. Positiv hervorzuheben ist aber die Tatsache, dass man recht viele Experten zu Wort kommen lässt und sogar eine Vertreterin des „Geheimarchivs“ des Vatikan eingebunden wird. Auch die Tatsache, dass der sprichwörtliche „Gang nach Canossa“ genauer thematisiert wird, ist einen Pluspunkt wert.

Die Informationsdichte ist sehr hoch, vielleicht zu hoch. Viele Ereignisse werden behandelt, aber ein roter Faden, der eine verständlichere Aufnahme der Informationen zulässt, ist nicht auffindbar. Zwar wird im letzten Teil eine Brücke zum Anfang der Sendung geschlagen, aber das ist eher geringen Wertes. Dennoch lässt sich sagen, dass die letzten zehn Minuten durchaus interessant und spannend sind. So hätte man sich die gesamte Dokumentation gewünscht. Empfehlen kann man «Imperium der Päpste» daher nur Menschen, die ein geschichtliches Vorwissen besitzen und an der Thematik auch wirklich interessiert sind.
25.04.2008 14:47 Uhr  •  Fabian Böhme Kurz-URL: qmde.de/26872