Michael Moore plant Sequel zu «Fahrenheit 9/11»

In Cannes stellt der umstrittene Dokumentarfilmer internationalen Verleihern sein neues Projekt vor.

Michael Moore, der wohl bekannteste Dokumentarfilmer der Gegenwart, hat im Vorfeld des Cannes Filmfestivals sein neues Projekt enthüllt: ein noch titelloser Nachfolger zu «Fahrenheit 9/11», seinem vorletzten Film von 2004. Nach seiner gewohnt kritischen Abrechnung mit dem Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten in «Sicko» kehrt der wuchtige Polemiker nun wieder zu seinem Hauptziel zurück: Der Bloßstellung der Bush-Administration.

Inhaltlich soll der Fokus diesmal aber breiter sein. Der Vorgänger habe sich, so Moore, voll auf eine Person und ein zentrales Ereignis bezogen. Sein neues Projekt solle dagegen zeigen wie sich das Bild der USA in den acht Jahren der Bush Regierung gewandelt habe – innerhalb und auch im Rest der Welt. Vertrieben, co-produziert und -finanziert wird der Film von Overture Films und Paramount Vantage, in deren Schlüsselpositionen inzwischen Moores Vertriebspartner seines Durchbrucherfolges «Bowling for Columbine» sitzen. Bislang unbestätigten Gerüchten zufolge hat Moore schon vor dem Produktionsdeal mit ersten Dreharbeiten begonnen. Der Kinostart wird jedoch frühestens im zweiten Quartel 2009 möglich sein. Einen erneuten Versuch das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen wird es folglich nicht geben.



2004 hatte Michael Moore den üblichen Verwertungszyklus von «Fahrenheit 9/11» drastisch verkürzt, um sein Werk kurz vor der Wahl noch ins Fernsehen zu bringen – nur wenige Monate nach dem Kinostart. George W Bushs Wiederwahl hat er damit jedoch bekanntermaßen nicht verhindern können. Trotz der beschleunigten Auswertung des Films ist «Fahrenheit 9/11» die finanziell erfolgreichste Dokumentation aller Zeiten und hat weltweit rund 220 Millionen Dollar in die Kinokassen gespült. Es ist zudem die erste Doku seit 1956, die in Cannes mit der Palme d’Or ausgezeichnet wurde. Drei der fünf finanziell erfolgreichsten Dokumentationen entstanden unter seiner Regie.

Trotz goldener Palme und seinem Oscar für «Bowling for Columbine» ist Moore der wohl umstrittenste Dokumentarfilmer der Welt: Kollegen distanzieren sich von seiner offen polemischen, unausgewogenen Präsentation von Fakten, patriotische Amerikaner schimpfen ihn „Nestbeschmutzer“ und die Regie der Oscarverleihung ließ das Orchester Bush-kritische Worte seiner Dankesrede nieder dröhnen.
14.05.2008 17:05 Uhr  •  Daniel Deitermann  •  Quelle: The Hollywood Reporter/Variety Kurz-URL: qmde.de/27250