Béla Réthy: Deutschlands bekannteste Stimme

Seine Stimme kennen über 30 Millionen Menschen, doch wie der EM-Kommentator des ZDF aussieht, wissen nur wenige.

Gegen ihn kann selbst Thomas Gottschalk einpacken: Wenn Béla Réthy spricht, hören ihm bei großen Fußballturnieren nicht selten mehr als 20 Millionen Menschen zu. So wie auch in dieser Woche: Als er die Spiele der deutschen Nationalmannschaft kommentierte, schnellten die Zuschauerzahlen regelrecht in die Höhe, was natürlich in erster Linie nicht an ihm lag.

Logo: Quotenmeter.deVorläufiger Höhepunkt seiner Karriere war sicherlich sein Einsatz beim WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien vor zwei Jahren. Passende Worte für die schmerzhafte Niederlage der Mannschaft zu finden, war sicherlich alles andere als leicht. Belohnt wurde er mit der höchsten jemals in Deutschland gemessenen Reichweite: 29,66 Millionen Zuschauer waren im Schnitt dabei - in der Spitze erreichte das Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften 31,31 Millionen Fans. Zuschauer auf den Fanmeilen und in Bars übrigens nicht mit eingerechnet.

Réthy, 1956 in Wien geboren, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Seine Eltern hatten kurze Zeit vor seiner Geburt, während des Ungarn-Aufstandes, ihre Heimat verlassen und reisten dann mit dem neu geborenen Sohn weiter nach Sao Paulo, wo sie bis 1968 blieben, bevor sie schließlich nach Deutschland übersiedelten. Réthy legte an einem Gymnasium in Wiesbaden sein Abitur ab und studierte in Mainz Publizistik, Soziologie und Ethnologie. Dabei besserte er sein Taschengeld im Sportarchiv des ZDF auf, knüpfte Kontakte, rutschte in die Redaktion und wurde so freier Mitarbeiter.




Seine erste Live-Reportage war ein Länderspiel zwischen der deutschen und irischen U16 im Jahr 1991. Primär als Kommentator beim ZDF tätig, kommentierte er die Endspiele der Fußball-EM 1996 in England, der WM 2002 in Japan und Südkorea und der EM 2004 in Portugal. Wie kaum ein anderer ist er für internationale Spiele geeignet: Réthy spricht perfekt Deutsch, Ungarisch, Portugiesisch, Englisch, Französisch und Spanisch. Viel wichtiger aber noch: Sein großer Fußball-Sachverstand.

Nur ein einziges Mal geriet Réthy etwas in der Kritik – als er über einen kolumbianischen Mittelfeldspieler sprach. „Das da vorn, was aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama“, sagte er damals. Geschadet hat ihn dieser durchaus treffende Vergleich allerdings nicht. Und das ist auch gut so – denn wer im Ernst könnte aus einem noch so schlechten Kick trotzdem noch einen unterhaltsamen Fußballabend machen? Bei ARD und ZDF jedenfalls niemand.
14.06.2008 10:40 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: media control / ZDF / Wikipedia Kurz-URL: qmde.de/27892