Maischberger: Dopingbefreiter Leistungssport bleibt eine Illusion

Die Talkmoderatorin spricht über den Massentrend Public Viewing, Sportbegeisterung, Doping und die olympischen Spiele in China.

Im Interview mit der Westfälischen Rundschau gab Sandra Maischberger Auskunft über ihre ganz eigene Beziehung zum Sport, der EM und den anstehenden Olympischen Spielen in China. Sportübertragungen sehe sie sich nicht so oft an, gesteht die ARD-Talkmoderatorin. Auch von den Fanmeilen halte sie sich eher fern: „Hier in Berlin bedeutete Public Viewing bei der letzten Weltmeisterschaft eine Menschenmasse, die so unfassbar groß war, dass ich sie allein schon deswegen meide.“ Sie sei kein Freund großer Massen und würde eine kleinere Kneipe vorziehen, „die draußen ein paar Plätze vergeben“ und könne sich schöneres vorstellen als eine Rückfahrt aus dem Stadion „in einer knallvollen U-Bahn inmitten von Fahnen, natürlich auch Bierfahnen.“ Selbst habe sie „generell keine Fahnen“.

Statt zuzuschauen betreibt sie lieber selbst Sport wie Gymnastik, Joggen, Skifahren, Tauchen oder Bergwanderungen. Mannschaftssportarten habe sie aber, wahrscheinlich auf Grund ihres vollen Terminkalenders, aufgegeben. Beim Thema Doping zeigt sie sich realistisch: „Soweit ich weiß, gehörte Doping schon immer zum Leistungssport. Manch früher Erfolg in der Bergsteigerei wäre ohne Pervetin nicht denkbar gewesen. Ich glaube, es ist eine Illusion zu glauben, man könnte den Leistungssport gänzlich von Doping befreien.“

Versuchen müsse man es aber trotzdem: „Was ist der Sport wert, wenn nicht die körperliche Leistung, sondern nur noch die chemische zählt?“ Dass Doping inzwischen auch gesellschaftlich Mode und sogar Werbewort geworden ist, findet sie bedenklich: „Das hat etwas zu tun mit der Lust, sich der Wirklichkeit zu entziehen. Der Lust auf Rausch, vielleicht auch mit Stressbewältigung.“ Das gehöre wohl zur menschlichen Natur.




Ihre Arbeit bei den olympischen Spielen sieht Sandra Maischberger als Herausforderung – gerade was die Moderation im Umfeld eingeschränkter Menschenrechte und Chinas schwieriger Gastgeberrolle angeht. Doch sie sieht es nicht als ihre „Aufgabe, meine Meinung zum Besten zu geben. Um Meinungen zu äußern, gibt es gute Kommentatoren.“ Es gäbe in Deutschland genug qualifizierte Leute dafür, „an China öffentlich Kritik zu üben – ich gehöre nicht dazu.“ Für sie sei es vor allem eine große Ehre, die Eröffnungsfeier kommentieren zu dürfen, weil die Olympischen Spiele als „Fest der Völkerverständigung auch auf mich eine Strahlkraft“ haben und weil die politische Situation gerade bei der Eröffnungsfeier so stark in die Veranstaltung hineinspiele.
17.06.2008 11:49 Uhr  •  Daniel Deitermann  •  Quelle: Westfälische Rundschau Kurz-URL: qmde.de/27945