Streit mit dem ZDF: Ulrich Tilgner tritt nach

Die Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen missfällt dem einstigen ZDF-Reporter. Zudem kritisiert er den zunehmenden Einfluss von Moderatoren.

Logo: ZDFNach seinem Abschied vom ZDF hat Reporter Ulrich Tilgner, der inzwischen nur noch für das Schweizer Fernsehen berichtet, noch einmal nachgetreten. "Ich will keine Berichte liefern, die beliebig sind. Ich möchte sagen, was ich denke", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel".

Er wolle "keinem redaktionellen Druck nachgeben, der Konzessionen bedeutet, die ich nicht mehr eingehen mag." Diese Grenze sei beim ZDF "an einigen Punkten verschwommen." Darüber hinaus würden Moderatoren an Einfluss gewinnen: "Sie führen nicht nur ein in die Beiträge, sondern lenken sie oft in eine bestimmte Richtung. Sie treten immer häufiger auch vor Ort auf, aber nicht um Erfahrungen zu sammeln, sondern um ihre Omnipräsenz zu verstärken", machte Tilgner mit Blick auf ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, die in diesen Tagen von ihrer China-Reise berichtet.




Dass er sich nun auf seine Arbeit beim Schweizer Fernsehen konzentriert, bereut er indes nicht, wie er gegenüber dem "Tagesspiegel" deutlich machte. "Die gesendeten Berichte sind in der Regel sehr gut recherchiert und belegt. An sie schließt sich oft ein Gespräch an mit dem Korrespondenten über den Konflikt oder über das Ereignis, in dem vertieft und nachgefragt wird. Dieses Prinzip spart zudem Kosten und wirkt abgeklärter."
09.07.2008 12:49 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: Tagesspiegel Kurz-URL: qmde.de/28412