«Einer gegen Hundert»: Wenig Quiz, viel Show

Im kommenden Monat wird RTL zum vorerst letzten Mal am Nachmittag die Quizshow «Einer gegen Hundert» ausstrahlen. Glücklicherweise handelt es sich dabei nur um eine vorübergehende Pause.

Wolfram Kons führt erst seit wenigen Monaten durch seine erste Quizshow. Der zuvor besonders durch den RTL-Spendenmarathon und die morgendlichen Nachrichtensendungen bekannte Moderator beglückt seine Zuschauer dabei mit einem eingänglichen Stück Unterhaltungsfernsehen, welches in der Regel ein Lichtblick im sonst recht tristen Nachmittagsprogramm ist. Während Doku-Soaps, Gerichtsshows, Ratgeber, Talk-Shows mit allerlei konstruierten oder fragwürdigen Inhalten aus den erschreckend häufig asozialen Tiefen der Gesellschaft das Tagesprogramm der großen Privatsender bevölkern, bietet RTL auf dem 17.00 Uhr Sendeplatz solide Quizshow-Unterhaltung.

Ein Kandidat findet sich mit Wolfram Kons gemeinsam auf einer runden Plattform inmitten des ansprechend durchgestylten Studios ein und blickt auf eine Wand mit 100 Logenplätzen für von RTL eingeladenen Gegenkandidaten. Besiegt er mit Hilfe seiner drei Joker alle Gegenspieler, gewinnt er 100.000 Euro. Steigt er nach einer Frage aus, erhält er den bisher gewonnenen Betrag. Antwortet er falsch, teilen sich seine verbliebenen Gegner sein bisher erspieltes Geld. Nacheinander werden Fragen mit drei möglichen Antwortmöglichkeiten gespielt, welche zunächst die Gegner und dann der Kandidat beantworten müssen. Für jeden Gegner, welcher falsch antwortet und damit nicht weiterspielen darf, erhält der Kandidat eine feste Summe, welche sich von Frage zu Frage steigert. Kons leitet gutgelaunt durch die Sendung, wenngleich sich die Sendung zeitweise sehr zäh hinzieht. In der Regel werden nicht mehr als sechs bis sieben Fragen pro Ausstrahlung gestellt. Das liegt besonders am intensiv geführten Smalltalk und der Beimischung von senderinterner C-Prominenz, eines (natürlich völlig überraschend) anwesenden Bekannten des Kandidaten und Vertretern einer bestimmten Berufsgruppe unter die Gegenspieler. Welchen Sinn dies erfüllt, bleibt offen, da außer einer netten Vorstellung den Gegnern keine Bedeutung zufällt.




Günther Jauch begrüßt andere Kandidaten als Wolfram Kons. Dem aufmerksamen Zuschauer fallen schnell die oft leicht übercasteten Kandidaten auf, welche bei «Einer gegen Hundert» grundsätzlich außergewöhnlich(,) fernsehtauglich und gesprächig sind. Ohne detailliert auf die Kandidaten in ihrer Vielfalt einzugehen, beschränkt sich Kons leider meistens auf das Markenzeichen, ein besonderes Hobby oder ein interessanter Beruf. Nach jeder Frage stellt sich die Frage „Geld oder Gegner?“ und nach jeder Frage holt der Kandidat Schwung, um aus voller Brust ein lautstarkes „Gegner“ erklingen zu lassen. Eine gewöhnungsbedürftige Inszenierung, da die Überraschung über ein Fortfahren bei noch verbliebenen Jokern meist überschaubar bleibt.

Ebenfalls verbesserungsbedürftig stellen sich zuweilen die Fragen dar. Absolute Lappalien und ernsthaft fordernde Fragen werden willkürlich hintereinander abgespult. Exemplarisch die Frage, über die einer der heutigen Kandidaten auch nach doppeltem Jokereinsatz stolperte: „Welches Gewürzmädchen stand nie auf der Bühne?“ Gemeint waren die Spice Girls.

Alles in allem bleibt dennoch zu hoffen, dass RTL das grundsätzlich vielversprechende Format mit einigen Detailverbesserungen schnell wieder ins Rennen um die Zuschauergunst schickt. Idealerweise mit einem dankbareren Sendeplatz.

18.07.2008 20:07 Uhr  •  Alexander Görke Kurz-URL: qmde.de/28616